Kreuzfeuer
Kapitel 1
Die Alarm-Sirenen heulten durch den Jannisar-Kreuzer.
Das Donnern trampelnder Stiefel erstarb rasch wieder. Der diensthabende Offizier des Raumschiffs nickte zufrieden, als die Anzeige ALLE STATIONEN BEREIT grün aufleuchtete, und machte sich eine geistige Notiz, dass er der lahmen EA-Station später zur Strafe Sonderdienst aufbrummen musste. Dann schwang er sich im Sessel zu seinem Captain herum und meldete: »Alle Stationen besetzt, Sigfehr.«
Der Captain legte kurz die Hand auf die Reliquie, die er unter dem schwarzen Uniformrock trug, und schaltete das Mikro des Intercom ein: »Verbeugt euch, ihr Jannisar. Wir wollen zu Talamein beten.
Oh, Herr, der du alle Dinge kennst, segne uns, denn jetzt werden wir gleich die Ungläubigen bekehren. Wir bitten dich, wie es unser angestammtes Recht ist, uns bei unserem Sieg beizustehen.
So sei es.«
Ein vielstimmiges »So sei es« raunte durch das Schiff. Der Captain schaltete auf einen zweiten Kanal um.
»Kommunikation – Sie überwachen alles. Gefechtsstand – klar zum Abschuss, Langstreckenraketenrohre zwo, vier, sechs. Zielobjekt liegt auf dem Schirm. Handelsschiff. Kommunikation -Kontakt zum Zielobjekt herstellen. Gefechtsstand – erst auf meinen Befehl feuern – nachdem sich das feindliche Schiff ergeben hat. Hier Brücke, Ende.«
Die Beute des Kreuzers sah wie jedes x-beliebige veraltete Schürfraumschiff der Register -Klasse aus, das sich auf eigene Faust auf der Suche nach lohnenswerten Bergbauplaneten in den äußeren Regionen der Galaxis herumtrieb.
Sein ovaler Rumpf war mehrfach ausgebessert, stellenweise neu lackiert, hier und da zerfressen und von den sehr seltenen Atmosphäre-Landungen sogar verrostet. Die langen, spinnenartigen Landebeine lagen zusammengefaltet unter dem Schiffsrumpf, die Schürfkrallen waren direkt unterhalb des vorderen Cockpits eingezogen.
Es erinnerte entfernt an eine altersschwache Krabbe, die einem hungrigen Hai zu entkommen sucht.
Tatsächlich handelte es sich um die IH Cienfuegos , ein Hilfsschiff des Imperialen Geheimdienstes, das gerade nach erfolgreichem Spionageauftrag Geschwindigkeit für den Rückflug aufnahm.
Auszug aus dem Frühbericht, II Saber Squadron, Sektion Mantis:
Die im folgenden Aufgeführten sind zeitweilig abkommandiert zum Dienst auf Imperialem Hilfsschiff Cienfuegos (x-file OPCAMFAR):
STEN (kein Vorname), Lt. Kommandierender Offizier Mantis Sektion 13, Waffen;
KILGOUR, ALEX, Sgt. Stellv. Kom. Offz. Sprengstoff;
KALDERASH, IDA, Corporal, Pilot & Elektronik;
MORREL, BET, Soldat, Tierspezialistin;
*BLYRCHYNAUS*, ohne Rang, Anthropologe, Mediziner.
Team abkommandiert mit persönlicher Ausrüstung, Einheiten 45 & 46.
Beachten: OPCAMFAR unter Leitg. von OK Mercury Corps, nachf. Eintragungen nur nach Rücksprache mit Col. Ian Mahoney, Kommandant Mercury Corps.
Sten blickte wohlwollend auf die nackte Gestalt der schlanken Frau unter dem Licht der hypdroponischen Beleuchtungsröhren. Er ging an den Rand der Parzelle und schob sich leise an den beiden riesigen, schwarzweiß gestreiften Sibirischen Tigern vorbei.
Einer von ihnen öffnete schläfrig ein Auge und ließ ein zustimmendes Knurren vernehmen. Sten beachtete ihn nicht weiter, und das Tier fuhr fort, seiner Gefährtin das Fell zu lecken.
Bet drehte sich herum und runzelte die Stirn, als sie Sten erblickte. Noch immer beschleunigte sich Stens Herzschlag, wenn er sie sah. Sie war blond, nicht sehr groß, und überall unter ihrer zarten, hellbraunen Haut zeichneten sich Muskeln ab.
Sie zögerte einen Augenblick, watete dann aber doch durch die Blattwedel der Sträucher zum Rand der Parzelle und setzte sich neben ihn. Sten war nur wenig größer als Bet, mit schwarzem Haar und nachdenklichen schwarzen Augen. Er war schlank, aber muskulös wie ein durchtrainierter Akrobat.
»Ich dachte, du schläfst«, sagte sie.
»Ich konnte nicht einschlafen.«
Bet und Sten saßen einen Moment schweigend nebeneinander; nur Munin und Hugin, Bets große Kätzchen, schnurrten unüberhörbar. Weder Bet noch Sten waren große Redner. Besonders dann nicht, wenn es sich um …
»Ich hab mir überlegt«, sagte Sten zögernd, »dass wir vielleicht mal herausfinden sollten, was so läuft.«
»Was schiefläuft, meinst du wohl«, erwiderte Bet leise.
»Ja, das wird’s wohl sein«, sagte Sten.
Bet dachte kurz nach. »Ich bin mir nicht sicher. Wir sind schon eine ziemliche Weile zusammen. Vielleicht liegt es daran. Vielleicht ist auch
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