125 - U.S.S. Hope
kreisten wie riesige, stählerne Raubvögel.
Durch ein Fernglas beobachtete Admiral O’Reilly, was draußen auf See vor sich ging. Eine Gruppe abgewrackter Schiffe – zwei rostige Frachter und mehrere Kutter – war durch den Flottenverband gestoppt worden. Mehrere Warnschüsse waren abgegeben worden, und die Piloten der F14-Maschinen waren mehrmals im Tiefflug über die Zivilschiffe hinweg gezogen, um die Besatzungen einzuschüchtern.
Es waren Flüchtlinge.
Menschen aus Puerto Rico und von anderen Karibikinseln, die infolge der Auseinandersetzungen um Kuba in wirtschaftliche Not geraten waren und ihr Heil nun in den Staaten suchen wollten.
Flugzeugträger gegen Flüchtlingsschiffe, dachte O’Reilly – wie hatte es nur so weit kommen können?
Aber es war nun einmal eine Tatsache, dass der Angriff auf Guantanamo von ebensolchen Schiffen aus erfolgt war.
Als havarierte Flüchtlinge getarnt, waren arabische Extremisten nah genug an die US-Basis herangekommen, um dort verheerenden Schaden anzurichten. Ein Zerstörer war versenkt und zwei Fregatten waren schwer beschädigt worden, über zweihundert Marineangehörige hatten bei dem Anschlag ihr Leben verloren. Der politische Effekt war noch ungleich verheerender gewesen – denn seit diesem Angriff, der im vergangenen Jahr erfolgt war, sprach man offen von Krieg.
In der Folge war Guantanamo vom Stützpunkt zur Festung ausgebaut worden, und man hatte einen ganzen Kampfverband, einschließlich der wieder in Dienst gestellten RANGER dort stationiert.
Dass es darüber zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit dem kubanischen Militär gekommen war, hatte man in Kauf genommen. Das Pentagon wollte die Karibik, den Vorhof des US-amerikanischen Hoheitsgebiets, um jeden Preis sauber halten, dazu war man auch bereit, Opfer zu bringen.
Dennoch gab es in jüngster Zeit immer mehr Hinweise darauf, dass die Gegenseite weitere Anschläge plante.
Heute.
Am 7. Dezember…
»Sie drehen ab«, stellte McNamara fest, der neben O’Reilly auf der Brücke stand und die Vorgänge ebenfalls beobachtete.
Der Captain nickte zufrieden. »Sieht so aus, als hätte die RANGER einigen Eindruck auf diese Strauchdiebe gemacht.«
»Flüchtlingsschiffe abzufangen und wieder zu ihrem Ausgangshafen zurückzuschicken löst nicht unser Problem, Captain«, sagte O’Reilly. »Wir sind Offiziere und tun, was unser Land von uns erwartet. Aber ich bezweifle, dass es genügen wird. Unsere Gegner sind ebenso fanatisch wie verzweifelt. Sie werden andere Mittel und Wege finden, um die Blockade zu durchbrechen.«
»Die sollen nur kommen«, knurrte McNamara. »Ich kann es kaum erwarten, ein paar dieser Mistkerle in die Finger zu bekommen. Wenn Sie mich fragen, Admiral, verstehe ich ohnehin nicht, weshalb man wartet, bis der Feind vor unserer Haustür auftaucht.«
»Was schlagen Sie stattdessen vor?«
»Angreifen«, erwiderte McNamara knapp. »Ehe es der Feind tun kann. Wir äschern diese feige Mörderbande ein, einen nach dem anderen.«
»Es gibt bereits Fronten, an denen wir kämpfen«, gab O’Reilly zurück. »In Afghanistan. Im Irak. In Afrika. Auf Kuba. Selbst wir sind nicht stark genug, um einen Krieg an so vielen Fronten zu führen und ihn siegreich beenden zu können.«
»Bei allem Respekt, Sir – ich denke, Sie irren sich. Diese Terroristen können sich nur deshalb behaupten, weil es im Nahen Osten einen tiefen Sumpf gibt, in dem sie sich immer wieder verkriechen. Den muss man austrocknen und die Täter aus ihren Löchern treiben, einen nach dem anderen.«
»Schon wieder hören Sie sich an wie ein Politiker, Captain«, konterte der Admiral. »Dabei hat uns die Geschichte immer wieder gelehrt, dass jede Aktion eine Reaktion provoziert. Je brutaler wir zuschlagen, Captain, desto stärker wird der Hass, der uns entgegen schlägt. Wenn wir keine anderen Mittel finden, unseren Feind zu bekämpfen, werden wir diesen Krieg nicht gewinnen.«
»Das ist Ihre Meinung, Admiral«, schnaubte McNamara.
»Bitte sehen Sie es mir nach, wenn ich mir meine eigene vorbehalte. Auf den Tag genau vor fünfundsechzig Jahren wurde unser Land das Opfer eines hinterhältigen Angriffs, und wir alle wissen, was daraus geworden ist. Millionen Amerikaner sind damals gestorben, weil man es beizeiten versäumt hat, einem potentiellen Feind in den Arsch zu treten. Und wir sind hier, um dafür zu sorgen, dass so etwas niemals wieder geschieht. Und jetzt entschuldigen Sie mich.«
Mit einem knappen Nicken wandte er sich ab
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