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1266 - Der Troß des Kriegers

Titel: 1266 - Der Troß des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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handgreiflich zu demonstrieren.
    Reginald Bull trieb auf eine schimmernde Kuppel zu, die sich gut und gern dreißig Kilomter weit aufwölbte. An ihrer Peripherie reihten sich Raumschiffe in Abständen von wenigen Kilometern. Das waren die Fahrzeuge des Organisationskomitees, das für die Einrichtung des sogenannten Festplatzes verantwortlich zeichnete. Der Festplatz - so nannte sich die transparente Kuppel, die von leistungsstarken Projektoren an Bord der Komitee-Schiffe erzeugt wurde und aus reiner Energie bestand. Im Innern der Kuppel gab es Zonen unterschiedlicher Gravitation. Es gab, so hatte Bull gehört, mindestens sieben verschiedene Abteilungen, von denen jede ihre eigene Atmosphäre enthielt. Für alle individuellen Bedürfnisse der Troßmitglieder war gesorgt.
    Im Innern des Domes schwebten Gebilde aus Formenergie. Es waren Gebäude, jeweils im Stil der heimatlichen Architektur des Erbauers errichtet. Es gab Quader mit flachen und solche mit Giebeldächern, es gab Pyramiden und Kegel, aufrecht stehende Zylinder und liegende Halbzylinder, die an Wellblechbaracken erinnerten. Es gab Spitz- und Flachkegel, Polyeder und schließlich solche Gebilde, denen jegliche geometrische Symmetrie fehlte. Und das alles leuchtete in sämtlichen Farben des Spektrums. Jeder Gebäudeeigentümer hatte seine private Vorliebe für die eine oder andere Farbnuance, und so leuchtete das Innere des Festplatzes in einer Buntheit, die den Sinn verwirrte.
    Wenn man bedachte, daß es nicht nur diesen einen Festplatz, sondern ihrer mehrere hundert gab und daß zwischen den Festplätzen auch einzelne Raumschiffe oder kleine Gruppen von Fahrzeugen abseits vom Trubel der großen Energiedome ihre Waren und Dienste feilboten, dann gewann man einigermaßen eine Vorstellung von der gewaltigen Ausdehnung des Jahrmarkts und von der Vielzahl der Aktivitäten, die sich zwischen der dritten und vierten Planetenbahn des Cepor-Systems abspielten.
    Reginald Bull glitt auf ein riesiges Leuchtzeichen zu, das in den verschlungenen Lettern des Sothalk-Alphabets eine Schleuse für Sauerstoffatmer markierte. Bull bremste ab. In der Wand der Kuppel entstand ein Strukturriß. Er schwebte hindurch und gelangte in einen hallenähnlichen Raum, der von buntem Leben und Treiben erfüllt war.
    An den beiden Längswänden der Halle standen zahlreiche kleine Raumfahrzeuge. Sie hatten Jahrmarktsbesucher gebracht, die sich nun am Durchgang im Hintergrund drängten und mit den Beauftragten des Komitees um die Höhe des Obolus feilschten, den sie für den Einlaß zum Festplatz zu entrichten hatten.
    Roboter, die die Kontrolle des Eingangs wesentlich effizienter hätten versehen können, waren nirgendwo in Sicht. Das, stellte Reginald Bull fest, war ein charakteristischer Zug des Trosses, den der Ewige Krieger hinter sich herzog: Es gab organisches Leben in Hülle und Fülle. Roboter wurden nicht gebraucht.
    Bull öffnete den Helm und ließ ihn im Nackenstück des SERUNS verschwinden. Vorsichtig atmete er die synthetische Luft. Sie enthielt einen angenehmen Duft, der entfernt an Orangenblüten erinnerte und vermutlich von einem Bakterizid herrührte. Vor dem Durchgang hatte sich eine Warteschlange gebildet, die sich aus Wesen unterschiedlichster Erscheinungsformen zusammensetzte. Rufe flogen hin und her. Die Menge war von der freudigen Erregung derer beseelt, die auf Spaß und Vergnügen aus waren. Reginald Bull hatte Gelegenheit, sich darüber zu wundern, wie sehr die grundlegenden Verhaltensweisen intelligenter Wesen - unbeschadet ihrer unterschiedlichen Herkunft, äußeren Erscheinung und Mentalität - einander glichen.
    Schließlich war er an der Reihe.
    Ein pseudohumanoides Wesen in der bunten Uniform des Organisationskomitees musterte ihn aus einem einzelnen, großen, aus Hunderten von Facetten bestehenden Auge. Der schnabelförmige Mund öffnete sich, und eine schrille, durchdringende Stimme erkundigte sich in Sothalk, der Sprache des Kriegers: „Was hast du zu bieten, Fremder?"
    Wortlos griff Bull in eine seiner Taschen und förderte eine Handvoll Kleinigkeiten zutage. Auf der flachen Handfläche hielt er sie dem Einäugigen entgegen. „Nimm dir, was du willst", sagte er. „Aber nicht mehr als eines."
    Die kleinen Dinge, von denen keines mehr als den Umfang eines Daumennagels besaß, mochten einer Technik entstammen, die dem Einäugigen so fremd war wie das rote Auge der Beteigeuze. Aber er erkannte ihre Funktion sofort. „Das ist hochwertige Mikrosyntronik",

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