129 - Superbestie Dr. Jekyll
Vierjährigen. Genauso sprach sie, genauso
verhielt sie sich.
Etwas
Unvollkommenes, von Frankenstein einst Geschaffenes hatte selbst
experimentiert.
Unvollkommenes
konnte nichts Vollkommenes bewirken.
Es
mußte mit Fehlern behaftet sein.
Das
Monster passierte das Gewölbe und erreichte die andere Seite des Kellers. Für
einen heimlichen Beobachter mußte diese Szene jetzt so wirken, als kämen der
Fahle und seine verrückte, kindliche Begleiterin direkt aus einem Gewölbe, das
sich diesem Kellerlabor anschloß.
Hier
auf dieser Seite der für jedermann greifbaren und faßbaren Welt angekommen,
ließ der Fahle seinen Schützling los und umkreiste ihn neugierig und aufmerksam
und zufrieden.
Bette
Cornwall blickte sich aus kalt glitzernden kranken Augen um, brabbelte
irgendwelches unverständliches Zeug und ging durch den geräumigen Keller, der
etwas Labor, etwas gespenstische Galerie, etwas Rumpelkammer war.
Das
Monster veränderte seine Gestalt und nahm wieder den Körper an, aus dem es
geworden war: Dr. Alan Santer. Aber Santers Aussehen deckte sich nicht mit dem
Geist und dem Willen, der ihn erfüllte.
Er
stellte eine weitere Alias-Persönlichkeit dar, von der er überzeugt war, daß er
sie war, ohne daß es dabei zu einer körperlichen Umwandlung kam.
Er
war – Dr. Jeckyll. Und als solcher sich der Fähigkeiten und Möglichkeiten der
vielen Seiten seiner Seele bewußt.
»Monique!«
flüsterte er erregt. »Ich muß dich Monique vorstellen. Komm, Bette … komm mit
…!«
Bette
Cornwall nickte.
Wie
ein treuer Hund trottete sie hinter Santer her und umrundete den Tisch. Santer
näherte sich einer Nische seines Labors, die ganz im Dunkeln lag.
Er
betätigte einen verborgenen Mechanismus in einem Mauerloch – und die steinerne
Tür öffnete sich.
Vor
ihm und Bette Cornwall lag ein schmaler Korridor. Links und rechts mündeten wie
im Gang eines Hotels mehrere Türen. In kleinen Mauernischen brannten große und
dicke Kerzen. Hier unten im ganz privaten Forschungsbereich Santers gab es so
gut wie keine elektrischen Anlagen, um die Bedingungen, die Anthony Mitchell
seinerzeit verlangte, nicht zu zerstören.
Elektrizität,
jede Art von elektrischer Energie, störte die Entwicklung geistiger und
seelischer Existenzen empfindlich.
Hier
unten in einem geheimen Keller hatte Santer sich im Lauf von Jahren ein Reich
geschaffen, von dem niemand etwas wußte.
Nicht
mal sein engster Vertrauter und Mitarbeiter Dr. Mallory ahnte etwas.
Thomas
Bigger allerdings schien einen Verdacht gehabt zu haben. Die angeblichen vielen
kleinen Urlaubsreisen seines Chefs nach Florida oder auf die Bahamas hatten ihn
veranlaßt, ein bißchen mehr Aufmerksamkeit zu üben. Es mußte ihm gelungen sein,
die Geheimtür von außerhalb zu finden und zu offnen und ihn zu verfolgen und zu
beobachten.
So
hatte er von den großartigen Veränderungen seines Chefs Ahnung bekommen, und es
war ihm auch gelungen herauszufinden, woher er die Keule geholt hatte.
Für
Bigger mußte es eine grauenvolle Entdeckung gewesen sein, und aus Angst
verlacht und selbst als wahnsinnig angesehen zu werden, hatte er wohl niemand
sonst in sein Vertrauen gezogen. Zufälliges Lauschen an der Tür Dr. Mallorys,
als James Parker seine Fragen stellte, hatten den Stein ins Rollen gebracht.
Santer hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, angeblich einmal täglich von
seinem jeweiligen Urlaubsort aus nach dem Rechten zu fragen. Dabei weihte
Mallory ihn über jede Einzelheit ein und beschwerte sich auch über Bigger.
Mallory konnte nicht ahnen, daß die Telefonate in Wirklichkeit hier mitten in
der Anstalt erfolgten, daß Santer von einem Zweitanschluß aus anrief, und
sofort eine gewisse Ahnung ihn überfiel, was Thomas Bigger durch sein Lauschen
wohl bewirken könnte.
Unwillkürlich
warf Santer einen Blick nach vorn in den zwielichtigen, grobgemauerten
Kellerkorridor. Der Gang endete als Sackgasse. Aber dort vorn gab es abermals
einen Mechanismus, mit dem die geheime Steintür sich von beiden Seiten öffnen
und schließen ließ.
Sowohl
von hier als auch von außen – allerdings sah das so aus, als handele es sich um
eine vollwertige Mauer.
Dahinter
begann ein schmaler, gewundener Treppenaufgang, der die Außenwand des Hauses
durchstieß und in die Garage mündete, zu der nur er und Monique die Schlüssel
besaßen.
Santer
klopfte an die Tür, hinter der er Monique Delarue vermutete.
Niemand
rührte sich. Da drückte er die Klinke herab. Ihn aus großen Augen
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