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1464 - Die Vergessene

1464 - Die Vergessene

Titel: 1464 - Die Vergessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Die Frau stieß die Tür auf. Schlangenartig wand sie sich aus dem Wagen. Sie schritt auf den Hintereingang zu, und der Taxifahrer schnalzte mit der Zunge, als er ihr nachschaute. Die Frau hatte den perfekten Gang. Zudem erinnerte ihr Körper an den einer Göttin, und das enge Kleid betonte die Figur noch besonders. Da hätte sie auch fast nackt über die Straße gehen können.
    Von einem solchen weiblichen Wesen konnte Bruce Barton nur träumen. Doch zu lange durfte er nicht warten und ihr hinterher starren. Auch bei ihm bedeutete Zeit Geld, und deshalb wollte er schon wieder starten.
    Bevor er den Motor anließ, glitt sein Blick wie zufällig über den Beifahrersitz hinweg. Dort lag etwas, das die Frau vergessen hatte.
    Bruce streckte die Hand aus und wollte den Gegenstand an sich nehmen. Es gehörte zu seiner Pflichten, dass er ihn dem Fahrgast zurückbringen würde, besonders bei einer so tollen Frau wie dieser.
    Auf halbem Weg stoppte seine Bewegung. Plötzlich schwebte die Hand wie eine Geierkralle über dem Gegenstand.
    Die Augen des Mannes weiteten sich. Er bewegte die Lippen, ohne einen Laut zu sagen. Nur scharfe Atemstöße drangen aus seinem Mund, und in seiner Brust zog sich etwas zusammen.
    Was er da liegen sah, konnte er nicht glauben. Es macht ihn fast verrückt und auch der Magen wollte nicht mehr mitspielen.
    Und trotzdem blickte er noch mal hin, weil er sichergehen wollte, sich nicht geirrt zu haben.
    Er hatte es nicht.
    Auf dem Beifahrersitz lag ein menschlicher Finger!
    ***
    Bruce Barton wusste in diesem Augenblick nicht, was er denken sollte. Er hockte auf dem Sitz, er leckte sich die Lippen, ohne dass er es merkte. Er schüttelte den Kopf, wurde im Gesicht rot und blass zugleich und zog seine Hand erst nach einer Weile zurück, um über seine Augen zu wischen.
    Das war ungeheuerlich.
    Ein Finger!
    Ihr Finger!
    Einer, den sie verloren hatte. Wenn das stimmte, dann war sie mit einem Finger weniger aus dem Wagen gestiegen, ohne es bemerkt zu haben!
    Das wollte Barton nicht glauben. Es war kaum vorstellbar, dass ein Mensch einen Finger verlor, ohne dass er es mitbekam. Nein, da musste etwas anderes passiert sein.
    Aber vor dem Einsteigen der Frau hatte der Finger noch nicht auf dem Sitz gelegen.
    Also hatte sie ihn verloren. Es konnte ja sein, dass er ihr aus der Tasche gerutscht war. Aber wer, zum Teufel, trug schon einen abgetrennten Finger mit sich? Das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Vielleicht ein Perverser, aber so hatte die Frau beim besten Willen nicht ausgesehen. Als Spielzeug wollte er einen menschlichen Finger auch nicht bezeichnen. Jetzt lag er auf dem Beifahrersitz, und Bruce sah ihn, wenn er den Kopf nach links drehte.
    Er dachte nicht mehr daran, wegzufahren, obwohl er es gern getan hätte. Der verdammte Finger zog seinen Blick magisch an, und jetzt wollte er wissen, um welchen es sich dabei handelte.
    Der kleine Finger war es nicht. Der in der Mitte auch nicht. Es war ein Zeigefinger. Alles war dran. Sogar der Nagel, der einen leichten Glanz abgab.
    Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Er traute sich auch nicht, den Finger anzufassen und ihn an einen anderen Platz zu legen. Ihm fiel noch etwas auf.
    Der Finger war von der Hand abgetrennt worden. Eigentlich hätte dabei Blut fließen, und er hätte auch eine Wunde sehen müssen, doch nichts dergleichen war geschehen.
    Kein Blut, keine andere Flüssigkeit. Er sah die Schnittstelle auch nicht, weil der Nagel auf ihn zeigte, und er wollte auch nicht weiter hinschauen.
    Bruce Barton wollte den Finger überhaupt nicht mehr sehen. Er wollte ihn nicht mehr im Wagen haben und ihn so schnell wie möglich loswerden. Wie, darüber musste er sich keine großen Gedanken machen. Derartige Fundstücke brachte man zur Polizei. Die Beamten konnten dann überlegen, was sie mit ihm anstellten.
    Bis zum nächsten Revier war es nicht mal weit. Obwohl er es nicht wollte, musste er immer wieder zum Finger schielen. Er wusste, dass er sich ablenken lassen würde. Barton öffnete das Handschuhfach und holte ein dort liegendes Tuch hervor, das er über den abgetrennten Finger legte.
    Jetzt ging es ihm besser, doch seine Hände, die er um das Lenkrad krallte, zitterten weiterhin. Als er in den Innenspiegel schaute, entdeckte er die Schweißperlen, die von seiner Stirn rannen. Sein Magen schmerzte noch immer. So schnell würde er den Fund nicht vergessen können. Der würde ihn noch in seinen Träumen verfolgen.
    Bruce Barton

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