1290 - Meisterwerk des Teufels
Dagegen konnte niemand etwas haben. Sie passte zum Herbst. Wir lebten schließlich in einer Zone, in der es vier Jahreszeiten gibt, und das empfand ich auch als positiv.
»Gut, gut!«, hörte ich Bills Stimme hinter meinem Rücken. »Danke, darauf kann ich aufbauen.«
Ich drehte mich wieder um und schaute in das Gesicht meines Freundes. Bill strahlte, als hätte er soeben von einem großen Gewinn erfahren.
»Wo steht der Wagen?«, fragte ich.
»In einer Garage.«
»Öffentlich?«
»Nein, nein, er ist schon sicher untergebracht. Es kann auch eine Halle sein. Sie befindet sich auf einem umzäunten Gelände, das zu einem Industriegebiet gehört. Dort müssen wir hin.«
»Und wir kommen auch hinein?«
»Klar. Es gibt dort so etwas wie einen Hausmeister. Er ist dafür verantwortlich, dass niemand die Gegenstände stiehlt, die zur Versteigerung kommen. Das Haus hat das Gelände gemietet.«
»Aber nicht Christie's - oder?«
»Nein, nein.« Bill winkte ab. »Den Namen habe ich auch bekommen. Das Haus heißt Gordon's.«
»Nie gehört.«
Bill zuckte die Achseln. »Ich auch nicht. Aber nicht jedes Haus kann berühmt sein.«
Da hatte er Recht. Ich wollte noch wissen, wo wir den Hausmeister finden konnten, und er sagte mir, dass er sich dort auf dem Gelände befand. »Der Mann heißt übrigens Kenneth Finch.«
»Okay, dann wollen wir den guten Mr. Finch mal besuchen.«
Von Sheila Conolly brauchten wir uns nicht zu verabschieden. Sie war in die City gefahren, um eine Modenschau zu besuchen, zu der sie eine Einladung erhalten hatte.
Als Bill die Haustür abschloss und wir auf meinen Dienst-Rover zugingen, fragte er: »Sag ehrlich, John, was hast du für ein Gefühl bei der Sache?«
»Kein gutes. Da braut sich was zusammen. Es kann sein, dass wir noch viel ›Spaß‹ bekommen werden…«
***
Der Kaffee war noch so heiß, dass sich Kenneth Finch die Zunge verbrannte. Er fluchte und hätte den Becher fast umgestoßen, der ansonsten auch der Deckel der Warmhaltekanne war, die ihm seine Frau mit Kaffee gefüllt hatte.
»Immer ist der Kaffee zu heiß«, schimpfte der Pensionär, der den Nebenjob bekommen hatte. »Und immer falle ich darauf herein.«
Er saß in seiner kleinen Bude, die gar nicht so klein wirkte, weil durch die breiten Glasfenster von zwei verschiedenen Seiten Licht in den Raum fiel und ihm auch die Gelegenheit gab, das Gelände zu überblicken. Es war nicht so groß, zumindest das nicht, was die Firma Gordon's angemietet hatte. Zwei Hallen gehörten dazu. Eine große und eine kleinere. In der größeren wurden zahlreiche Stücke aufbewahrt, die nicht zu viel Platz einnahmen. Dazu zählten Möbel, Bilder, Porzellan, altes Silber und sogar Kostüme, die zur Versteigerung gegeben wurden.
In der zweiten Halle fanden die größeren Gegenstände ihren Platz, die auch während der Versteigerung nicht zu sehen waren, sondern nur als Fotos gezeigt wurden. Das konnte alles Mögliche sein.
Von einer alten Maschine, bis hin zum Auto, einem Cadillac, der jetzt als einziges Stück die Halle besetzte. Es war ein toller Wagen. Kenneth hatte ihn sich oft genug angeschaut. Wie alt er genau war, wusste er nicht. Aber zwischen 40 und 50 Jahren waren es schon. Da bekam man selbst als älterer Mensch, der die Zeiten erlebt hatte, so etwas wie ein ehrfürchtiges Gefühl.
Finch war des Öfteren in die Halle gegangen, um sich den Wagen anzuschauen. Aber er hatte sich nie hineingesetzt, obwohl es ihn immer gereizt hatte. Irgendwas hatte ihn davon abgehalten. Er konnte nicht genau sagen, was es gewesen war. Eine innere Stimme vielleicht, die ihn davor warnte, sich mit dem Auto näher zu beschäftigen.
Es sollte am kommenden Tag versteigert werden. Finch empfand dies als schade, denn irgendwie war ihm der alte Caddy schon ans Herz gewachsen. Er hatte sich deshalb vorgenommen, den Wagen noch einmal anzuschauen und sich möglicherweise auch hinein zu setzen. Diesmal war er bereit, über den eigenen Schatten zu springen. Es schaute ja keiner zu, und beschmutzen würde er auch nichts.
Kenneth Finch wusste auch, wer der Besitzer des Fahrzeugs gewesen war. Der große Ferrano, ein Zauberer der Extraklasse. Jemandem wie Finch, der über 60 war, war Ferrano schon ein Begriff. Er hatte ihn auch mehrmals live auf der Bühne erlebt. Noch heute sah er sich im Zuschauerraum sitzen und staunen, denn was Ferrano seinem Publikum geboten hatte, war wirklich einmalig gewesen.
Er hatte keine Autos oder Tiere verschwinden lassen. Er war nicht
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