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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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flüsterte der Agha ängstlich, „verrate nicht, daß ich dir alles gesagt habe.“
    „Sei ohne Sorge!“
    Der Mutesselim kehrte zurück und hielt ein versiegeltes Schreiben in der Hand. Er reichte es mir ohne Bedenken.
    Ich nahm es, um mich zu überzeugen, daß es auch das rechte sei. Ich drückte die lange Bauchseite zusammen, so daß sich eine Röhre bildete, in deren Inneres ich blicken konnte. Da es nicht kuvertiert war, sah ich zwar aus einzelnen Wörtern, daß der Kommandant mich nicht getäuscht habe; doch befanden sich die Ziffern, welche ich suchte, nicht an einer Stelle, die ich hätte lesen können. Gleichwohl tat ich, als ob ich sie sähe, und las laut und langsam:
    „Vierhundert Piaster in Gold – einundachtzig Piaster in Silber – – –! Mutesselim, du wirst dieses Schreiben öffnen müssen; du hast dich sehr verschrieben!“
    „Herr, diese Angelegenheit ist nicht die deinige, sondern die meinige!“
    „So war es also nur die deinige, als ich dir beistehen mußte, den Makredsch festzuhalten und ihm sein Geld abzunehmen?“
    „Ja“, antwortete er naiv.
    „Gut! Aber du versprachst mir fünftausend Piaster, auf welche noch zweitausend zu legen sind, weil das Papiergeld keinen vollen Wert besitzt. Wo ist diese Summe?“
    „Emir!“
    „Mutesselim!“
    „Du sagst, du seist mein Freund, und willst mich dennoch peinigen!“
    „Du sagst, du seist mein Freund, und willst mich dennoch hintergehen!“
    „Ich muß das Geld nach Mossul senden.“
    „Vierhunderteinundachtzig Piaster, ja. Deine Pflicht ist es aber, alles Geld des Makredsch samt der Uhr und den Ringen einzusenden. Tust du dies, so habe ich nichts zu fordern; tust du es aber nicht, so verlange ich den mir gebührenden Teil.“
    „Du hast ja gar nichts zu bekommen“, erklärte er.
    „Du auch nicht, und Selim Agha auch nicht. Hat er etwas erhalten?“
    „Siebentausend Piaster in Papier“, antwortete er sehr schnell, um dem Agha die Antwort abzuschneiden. Dieser schnitt ein Gesicht, daß ich beinahe in lautes Lachen ausgebrochen wäre.
    „Nun, also“, sagte ich, „warum willst du mir da meinen Teil vorenthalten?“
    „Du bist ein Fremdling und keiner meiner Beamten.“
    „Du sollst recht behalten; aber dann trete ich meinen Teil an den Padischah ab. Sage also dem Basch Tschausch, daß er nach meiner Wohnung kommen soll, ehe er abreist. Ich werde ihm meinen Bericht an den Anatoli Kasi Askeri mitgeben. – Lebe wohl, Mutesselim und erlaube, daß ich dich heute abend besuche.“
    Ich ging zur Tür, hatte diese aber noch nicht erreicht, als er rief:
    „Wieviel Geld wirst du angeben?“
    „Die runde Summe von fünfundzwanzigtausend Piaster, eine Uhr und vier Brillantringe.“
    „Wieviel willst du davon haben?“
    „Meinen vollen Teil. Siebentausend Piaster in Papier, oder fünftausend in Gold oder Silber.“
    „Effendi, es war wirklich nicht so viel Gold!“
    „Ich kann den Klang des Goldes sehr gut von dem des Silbers unterscheiden, und der Beutel hatte einen sehr dicken Bauch.“
    „Du bist reich, Emir, und wirst mit fünfhundert Piaster zufrieden sein!“
    „Zweitausend in Gold, das ist mein letztes Wort!“
    „Allah kerihm, ich kann es nicht!“
    „Lebewohl!“
    Wieder ging ich nach der Tür. Er wartete, bis ich sie geöffnet hatte, dann rief er mich zurück. Ich ging jedoch weiter und war bereits auf der Straße, als mir eilige Schritte folgten. Es war Selim Agha, der mich zurückrief.
    Als ich wieder in das Selamlük trat, war der Kommandant nicht da, bald aber kam er aus dem Nebenzimmer. Sein Blick war finster und feindselig, und seine Stimme vibrierte heiser, als er mich fragte:
    „Also zweitausend willst du?“
    „In Gold!“
    Er setzte sich nieder und zählte mir zwanzig Hundertpiasterstücke auf den Teppich.
    Ich bückte mich, nahm das Gold auf und steckte es ein. Er wartete einige Augenblicke, dann fragte er mit finsterer Stirn:
    „Und du bedankst dich nicht?“
    „Ich? Ich erwarte im Gegenteil deinen Dank, weil ich dir dreitausend Piaster geschenkt habe!“
    „Du bist bezahlt und hast mir nichts geschenkt. Wann reist du ab?“
    „Ich weiß es noch nicht.“
    „Ich rate dir, noch heute die Stadt zu verlassen!“
    „Warum?“
    „Du hast dein Gold, nun gehe! Aber komme ja nie wieder!“
    „Mutesselim, spiele keine Komödie mit mir, sonst lege ich dir die Piaster wieder her und schreibe einen Bericht. Wenn es mir beliebt zu bleiben, so bleibe ich, und wenn ich zu dir komme, wirst du mich höflich

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