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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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reich durch dich! Aber nun mußt du es uns auch geben!“
    „Hier ist es. Komm her, Selim Agha!“
    Ich zählte ihm die volle Summe in die Hand. Er wollte die Hand schnell schließen, tat es aber doch zu spät, denn die ‚Myrte‘ hatte ihm mit einem sehr geschickten Griff sämtliche Hundertpiasterstücke weggestrichen.
    „Mersinah!“ donnerte er.
    „Selim Agha!“ blitzte sie.
    „Es ist ja mein!“ grollte er.
    „Es bleibt auch dein!“ beteuerte sie.
    „Ich kann es selbst aufheben!“ murmelte er.
    „Bei mir ist es sicherer!“ redete sie ihm zu.
    „Gib mir nur etwas davon!“ bat er.
    „Laß es mir nur!“ schmeichelte sie.
    „So gib mir wenigsten die gestrigen fünfzig Piaster!“
    „Du sollst sie haben, Selim Agha!“
    „Alle?“
    „Alle; aber dreiundzwanzig sind bereits davon weg.“
    „Alle! Und dreiundzwanzig sind bereits fort! Wo sind sie?“
    „Fort! Für Mehl und Wasser für die Gefangenen.“
    „Für Wasser? Das kostet doch nichts!“
    „Für die Gefangenen ist nichts umsonst; das merke dir, Selim Agha! Aber Emir, nun hast du ja nichts!“
    Jetzt nun, da sie das Geld in den Händen hatte, wurde sie auch rücksichtsvoll gegen mich.
    „Ich mag es nicht; ja, ich darf es nicht nehmen.“
    „Du darfst nicht? Warum?“
    „Mein Glaube verbietet es mir.“
    „Dein Glaube? Alla illa Allah! Der Glaube verbietet doch nicht, Geld zu nehmen!“
    „O doch! Dieses Geld gehört weder dem Makredsch, denn er hat es jedenfalls nicht auf rechtliche Weise erworben, noch dem Mutesselim, oder dem Agha. Aber es wäre auf alle Fälle verschwunden und nicht in die Hände der rechtmäßigen Besitzer zurückgelangt. Nur aus diesem Grund habe ich den Mutesselim gezwungen, einen Teil davon wieder herauszugeben. Wenn es denn einmal in falsche Hände kommen soll, so ist es besser, ihr habt einen Teil davon, als daß der Mutesselim alles behielt.“
    „Effendi, das ist ein sehr guter Glaube!“ beteuerte Mersinah. „Du bist ein treuer Anhänger des Propheten. Allah segne dich dafür!“
    „Höre, Mersinah! Wenn ich ein Anhänger des Propheten wäre, so hättet ihr nichts erhalten, sondern ich hätte alles in meine eigene Tasche getan. Ich bin kein Moslem.“
    „Kein Moslem!“ rief sie erstaunt. „Was denn?“
    „Ein Christ.“
    „Maschallah! Bist du ein Nessorah (Nestorianer)?“
    „Nein. Mein Glaube ist ein anderer als derjenige des Nessorah.“
    „So glaubst du wohl auch an die heilige Omm Allah Marryam?“ (Mutter Gottes, Maria)
    „Ja.“
    „O, Emir, die Christen, welche an diese glauben, sind alle gute Leute!“
    „Woher weißt du das?“
    „Das sehe ich an dir, und das weiß ich auch von der alten Marah Durimeh.“
    „Ah! Kennst du diese?“
    „Sie ist in ganz Amadijah bekannt. Sie kommt sehr selten, aber wenn sie kommt, so teilt sie Freude aus an alle Leute, die ihr begegnen. Auch sie glaubt an Omm Allah Marryam und ist ein Segen für viele. Aber da fällt mir ja ein, daß ich zu ihr muß!“
    „Sie ist nicht mehr da.“
    „Ja, sie ist wieder abgereist; aber dennoch muß ich hin.“
    „Warum?“
    „Ich muß sagen, daß du abreist.“
    „Wer hat dies bestellt?“
    „Der Vater des Mädchens, welches du gesund gemacht hast.“
    „Bleibe hier!“
    „Ich muß!“
    „Mersinah, du bleibst! Ich befehle es dir!“
    Mein Rufen half nichts; sie war bereits die Treppe hinab, und als ich an das Fenster trat, sah ich sie über den Platz eilen.
    „Laß sie, Effendi!“ sagte Selim Agha. „Sie hat es versprochen. Oh, warum hast du mir dies viele Geld in ihrer Gegenwart gegeben! Nun bekomme ich keinen Para davon!“
    „Verwendet sie es für sich?“
    „Nein; aber sie ist geizig, Effendi. Was sie nicht für uns und für die Gefangenen braucht, das versteckt sie, daß ich es nicht finden kann. Sie ist sehr stolz darauf, daß ich einmal viel Geld haben werde, wenn sie stirbt. Aber das ist nicht gut, da ich jetzt darunter leiden muß. Ich rauche den schlechtesten Tabak, und wenn ich einmal zum Juden gehe, so darf ich von seinen Medizinen nur die billigsten trinken. Und die, die ist nicht gut!“
    Betrübt ging der wackere Agha der Arnauten von dannen, und ich folgte ihm hinab in den Hof, wo die Pferde gesattelt wurden. Dann machte ich mit dem Engländer noch einen Gang in die Stadt, um einige Einkäufe zu besorgen. Als wir zurückkehrten, waren bereits alle vor dem Eingang des Hauses versammelt. Bei ihnen stand ein Mann, in dem ich schon von weitem den Vater meiner Patientin erkannte.
    „Herr, ich

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