13 Tante Dimity und die Jagd nach dem Vampir (Aunt Dimity: Vampire Hunter
tätschelte mir das Knie.
Ich grübelte eine Weile vor mich hin, dann stieß ich wehmütig aus: »Warum haben die Zwillinge uns nichts von dem Vampir erzählt?«
»Vielleicht wollten sie uns nicht ängstigen«, überlegte Bill. »Oder sie haben sich so an seltsame Dinge gewöhnt, dass sie der Meinung waren, ein einzelner Vampir sei es nicht wert, erwähnt zu werden.«
»Oh Bill«, stöhnte ich auf. »Unsere armen Babys. Was haben wir ihnen angetan?«
»Wir haben ihnen gar nichts angetan«, sagte Bill bestimmt. »Außer dass wir ihnen beigebracht haben, mit Ereignissen umzugehen, bei denen andere Kinder vom bloßen Hören Albträume bekommen.«
Seine Worte trösteten mich etwas, aber während wir durch die in Nebel gehüllte Landschaft fuhren, wünschte ich mir, dass Will und Rob gar nicht so stark hätten werden müssen.
Der Rest des Tages verging in typischer Hektik. Nach dem Mittagessen brachte Annelise die Jungen zur Schule, ich nahm an einer Ausschusssitzung zum Guy-Fawkes-Tag teil, und Bill jonglierte im Cottage mit Dokumenten, Telefonaten und E-Mails. Derweil mühte sich Mr Barlow, der örtliche Mann für alles, mit dem störrischen Ofen in Bills Büro in Finch ab.
Nach einer allzu langen Debatte darüber, ob das Freudenfeuer zum Guy-Fawkes-Tag dieses Mal statt an seinem traditionellen Ort auf dem Dorfplatz in der Nähe der Kirche abgebrannt werden sollte – eine völlig sinnlose Diskussion, weil in Finch immer die Traditionalisten siegten –, kehrte ich später als geplant zum Cottage zurück. Als ich eintraf, waren die Zwillinge bereits aus der Schule zurück und spielten im Wintergarten mit ihrer Eisenbahn.
Ich begrüßte Bill, der sich den Schreibtisch im Arbeitszimmer mit einem äußerst zufriedenen Stanley teilte, schob einen Braten in den Ofen, deckte den Tisch für das Abendessen und machte mich auf die Suche nach Annelise. Ich fand sie oben, im Zimmer der Jungen, wo sie die saubere Wäsche faltete und in den Schrank räumte. Während sie Socken sortierte, unterrichtete ich sie von unserem Treffen mit Miss Archer.
Annelise wusste in der Regel genau Bescheid, was das Leben der Zwillinge betraf, aber auch für sie kam die Vampirgeschichte sehr überraschend.
»Ich habe noch nie mit ihnen über Vampire gesprochen«, versicherte sie, »ebenso wenig wie über Werwölfe oder Hexen. Aber die Kindheit steckt voller Schrecken«, fügte sie ungerührt hinzu. »Unter dem Bett hockt der schwarze Mann, im Garten verstecken sich Kobolde … irgendwann mussten die Jungs etwas über Vampire hören. Beliebtes Thema heutzutage.«
»Nicht in meinem Haus«, verkündete ich. »Ich will nicht, dass sich Will und Rob die Köpfe mit makabrem Mumpitz füllen.«
»Ich weiß nicht, ob du das verhindern kannst«, sagte Annelise. »Die Jungen sind jetzt draußen in der Welt, Lori. Sie hören alle möglichen Sachen, die sie zu Hause nicht hören würden. Uns bleibt wohl nur übrig, ihnen den Unterschied zwischen Wahrheit und Unsinn zu erklären.«
»Und genau das werden wir nach dem Abendessen tun«, sagte ich. »Und mit ›wir‹ meine ich uns alle. Ich möchte, dass auch du dabei bist. Bei diesem Thema müssen wir eine geschlossene Front bilden.«
»Du kannst auf mich zählen«, sagte Annelise.
»Das tue ich doch immer«, sagte ich und kehrte in die Küche zurück, wo ich das Gemüse zum Braten schnitt.
Nach dem Essen badete Annelise die Zwillinge und ließ sie es sich im Wohnzimmer mit Papier und Buntstiften bequem machen. Bill und ich hatten unterdessen das Geschirr weggeräumt und einen Plan für das große Gespräch ausgearbeitet. Wir beschlossen, dass ich den Ball ins Rollen bringen würde und Bill mich dann unterstützte.
Als wir das Wohnzimmer betraten, knieten Will und Rob vor dem Couchtisch und malten ihre Lieblingsmotive – Bilder von ihren grauen Ponys Thunder und Storm. Annelise saß am Kamin und las ein Buch, aber als sie uns sah, klappte sie es zu und legte es beiseite.
Bill musste erst Stanley seines Sessels verweisen, bevor er ihn wieder einnehmen konnte. Wie immer wartete der Kater, bis Bill es sich gemütlich gemacht hatte, um mit einem eleganten Satz auf seinen Schoß zu springen und sich zu einem schnurrenden schwarzen Ball zusammenzukringeln. Ich setzte mich auf das Chintz-Sofa und wandte mich an die Jungen.
»Daddy und ich waren heute Vormittag in eurer Schule«, begann ich. »Wir haben uns mit Miss Archer unterhalten. Sie hat uns erzählt, dass ihr den anderen Kindern
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