13 Tante Dimity und die Jagd nach dem Vampir (Aunt Dimity: Vampire Hunter
geregelten Tagesablauf zu stören. Ich werde Miss Brightman jedoch instruieren, zumindest für heute darauf zu achten, dass sie keine gruseligen Geschichten erzählen.« Sie nahm die Brille ab und sah nachdenklich vor sich hin. »Es wäre vielleicht gut, wenn Sie die wahren Geschichten – also die ohne Vampire – bald einmal mit Miss Brightman besprechen würden. Dann könnte sie die Erlebnisse Ihrer Söhne mit der ganzen Klasse aufarbeiten, damit sich die Ängste der übrigen Kinder verflüchtigen.« Sie sah Bill an. »Darf sich Miss Brightman mit Ihnen in Verbindung setzen?«
»Sie ist jederzeit willkommen«, sagte Bill. »Und richten Sie bitte Mrs Lawrence aus, dass es uns äußerst leid tut. Unsere Söhne hatten niemals die Absicht, Matilda oder irgendeinem anderen Kind Angst einzujagen, sodass es Albträume hat.«
»Das werde ich«, sagte Miss Archer. »Wenn ich ihr erst einmal die … sagen wir ungewöhnlichen Erfahrungen Ihrer Jungen erläutert habe, wird sie es sicherlich verstehen. Ich hoffe, dass Sie wiederum meine Entschuldigung akzeptieren, weil ich Mutmaßungen angestellt habe, zu denen ich kein Recht hatte. Nach dem, was Sie mir eben erzählt haben, sind Ihre Jungen erstaunlich ausgeglichen in Anbetracht dessen, was sie erlebt haben.«
»Es sind gute Jungs«, sagte ich.
»Wir werden heute Abend ein ernstes Wort mit ihnen reden«, versprach Bill. »Und wir werden Sie und Miss Brightman über den Vampir auf dem Laufenden halten.«
»Danke«, sagte Miss Archer.
Sie drückte einen Knopf auf ihrem Schreibtisch, und kurz darauf erschien Miss Findle mit unseren Regenmänteln über dem Arm. Wir nahmen sie entgegen, verabschiedeten uns von Miss Archer und gingen zur Tür, aber bevor wir sie erreicht hatten, richtete die Rektorin noch einmal das Wort an uns.
»Nur aus Neugierde«, sagte sie. »Was wollen Ihre Söhne einmal werden, wenn sie groß sind?«
Ich grinste. »Im Augenblick wären sie gerne Pferde.«
»Oh nein.« Miss Archer schüttelte den Kopf. »Bei so viel Material, aus dem sie auswählen können, müssten sie eigentlich Bestsellerautoren werden.«
Ein Funken von Belustigung glitzerte in Miss Archers finsteren Augen, als sie den Ordner zuklappte. Ein Schauder lief mir über den Rücken, und ich trat rasch auf den Flur.
3
»ICH FRAGE MICH, woher unsere Söhne von Vampiren gehört haben könnten«, überlegte ich laut auf der Heimfahrt zum Cottage.
»Sieh nicht mich an«, sagte Bill. »Ich habe in ihrer Gegenwart nicht einmal das Wort erwähnt.« Er sah mich von der Seite an. »Was ist mit dir?«
»Nicht eine Silbe«, entgegnete ich, und als er skeptisch die Lippen schürzte, beeilte ich mich hinzuzufügen: »Das wirst du mir doch nicht zutrauen, Bill. Ich habe Miss Archer niemals vor ihnen kritisiert und schon gar nicht gesagt, dass sie mich an ein blutsaugendes Monster erinnert. Bist du sicher, dass du nicht irgendwann mal deine alberne Graf-Dracula-Nummer zum Besten gegeben hast?«
»Aber nein«, antwortete Bill. »Derlei ist nur für Eure Ohren bestimmt, Prinzessin.«
»Sehr witzig«, sagte ich grimmig.
»Komm schon, Lori, du musst zugeben, dass die Sache nicht ohne Witz ist. Unsere Söhne, die furchtlosen Vampir-Jäger.« Lachend schüttelte er den Kopf. »Ich stimme Miss Archer zu. Ich bewundere ihre Erfindungsgabe.«
»Das werde ich auch, sobald sicher ist, dass sie es wirklich erfunden haben.«
»Aber natürlich haben sie es erfunden«, sagte Bill. »Ihnen sind die wahren Geschichten ausgegangen, und deshalb haben sie sich eine neue Gruselstory ausgedacht, um ihre Klassenkameraden zu beeindrucken.«
»Das hältst du von unseren Söhnen?«, fragte ich entsetzt. »Dass sie ein Paar angeberischer Lügenbolde sind?«
»Ich halte sie für absolut normale kleine Jungs, die lernen, wie man mit anderen Kindern zurechtkommt«, entgegnete Bill gelassen. »Sie machen eben auch dann und wann Fehler. Wie sollen sie sonst lernen, was richtig ist?«
»Wir sprechen mit ihnen«, sagte ich bestimmt. »Nach dem Mittagessen ist nicht genug Zeit, aber nach dem Abendessen werden wir ein ernsthaftes Gespräch mit ihnen führen. Dann hören sie auch am besten zu. Einverstanden?«
»Einverstanden«, sagte Bill.
»Ich hoffe nur, dass Miss Brightman sie heute Nachmittag daran hindern kann, ihren Klassenkameraden Angst einzujagen«, sagte ich. »Du magst das alles für einen großen Witz halten, aber ich will mir keine weiteren Matildas aufs Gewissen laden.«
»Ich auch nicht«, sagte Bill und
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