1319 - Konferenz der Krieger
in seine Residenz abstrahlen. Sonderwünsche, Anträge und Widersprüche wies er unter Hinweis auf die Konferenz energisch zurück. Das trug nicht dazu bei, daß sich die Gereiztheit unter den Ewigen Kriegern milderte.
Den Schluß bildete gegen Mitternacht die Kriegerin Shufu. Sie hatte auf den statusgemäßen Pomp weitgehend verzichtet. In ihrer Begleitung befanden sich nur zwei weitere Elfahder und drei schmucklose Roboter.
Shufu ließ sich erst von Rottlar informieren, der das so geschickt tat, daß Ijarkor kein Wort verstehen konnte. Dann trat die Kriegerin vor ihren Artgenossen.
„Ich lasse mich nur in deine Residenz abstrahlen", erklärte sie hart, „wenn du mir auf der Stelle eine Frage zufriedenstellend beantwortest."
„Wenn es ein Punkt der Konferenz ist", antwortete Ijarkor kühl, „dann solltest du bis morgen warten."
„Ich warte nicht!"
„Dann sprich, Shufu."
„Man sagt, du warst auf Etustar. Warst du wirklich dort?"
„Ich war dort."
„Du wirst es nicht wagen, gegen den Kodex zu verstoßen und mich zu belügen, nicht wahr?"
„So ist es."
„Du warst also auf Etustar. Lebt ESTARTU dort noch?"
„Sie lebt, Shufu. Aber diese Kernfrage mit allen Einzelheiten werde ich auf der Konferenz beantworten. Jetzt hörst du kein weiteres Wort mehr von mir. Alle Krieger befinden sich bereits in meinem Palast. Wenn du jetzt noch umkehren willst, würdest du gegen den Kodex verstoßen."
Shufu blickte kurz zu Rottlar hinüber, aber an diesem konnte Ijarkor keine Reaktion feststellen.
„Ich gehe nach Ijarkor", stellte die Kriegerin fest.
*
Rottlar war mit der Entwicklung der Dinge sehr zufrieden. Shufu ahnte nichts von dem Doppelspiel, das er trieb. Im Gegenteil, die Kriegerin hatte sich sehr lobend über ihn geäußert.
Der Elfahder besaß einen eigenen Raum, der unmittelbar an den angrenzte, in dem Shufu mit den beiden Zofen-Robotern untergebracht worden war. Der Palast Ijarkors bot allen Luxus, den das Herz begehrte.
Die Residenz des Ewigen Kriegers auf dem Mond Ijarkor, dessen Namen dieser zu seinem eigenen gemacht hatte, war eine genaue Nachbildung des Königstors. Das bezog sich auf die äußeren Formen und Farben, nicht aber auf die Abmessungen und die Gestaltung der Innenräume. Der Palast erreichte eine Maximalhöhe von über fünfhundert Metern. Der ganze Komplex war somit etwa ein Fünftel so groß wie das Original, das Heraldische Tor von Som.
Rottlar suchte sich ein geeignetes Versteck für sein Aufzeichnungsgerät. Das kleine, flache Kästchen mit den Notizen und Daten für die Gänger des Netzes war der einzige neuralgische Punkt in seinem Leben. Wenn Unbefugte es entdeckten, konnten sie zwar - unter normalen Bedingungen - den Inhalt nicht lesen, weil sich dieser restlos zerstören würde, wenn nicht eine bestimmte Prozedur eingehalten wurde. Aber der Informationsspeicher, der als solcher äußerlich zu erkennen war, würde ihn verdächtig machen.
Von der Niederlegung seiner Beobachtungen und Feststellungen aus den letzten beiden Tagen sah Rottlar ab. Er mußte damit rechnen, daß Ijarkor die Räume seines Herrschaftssitzes geheim überwachen ließ.
Der Speicher war in der unteren Hälfte einer Hygienekapsel untergebracht, so daß er auch jetzt nicht offen sichtbar war. Rottlar wählte als Versteck eine Ablage in der Multi-Hygiene-Kammer. Das war unverdächtig genug.
Als er sich zur Ruhe begeben wollte, sprach ein Signalempfänger an seinem Igelpanzer an. Er erkannte das Zeichen sofort. Shufu rief nach ihm. Er drückte den Bestätigungssensor und machte sich auf den Weg.
Die Kriegerin saß in einem prunkvollen Brokatsessel und blickte ihm erwartungsvoll entgegen.
„Ich habe ein paar Überlegungen und Berechnungen angestellt", sprach sie und wies dabei dem Elfahder eine schräge Liegeschale zu, in der es sich Rottlar bequem machen konnte. „Die Stimmung unter den Kriegern ist nicht berauschend. Von dieser Unsicherheit bin auch ich befallen. Aber das darf niemand wissen, denn es verstößt bereits gegen den Kodex."
„Ich weiß", antwortete Rottlar zurückhaltend.
„Meine Überlegungen zielen in eine bestimmte Richtung. Meine Strategie ist noch unvollständig. Ijarkor will etwas von uns. Und wir wollen etwas von ihm."
„Eigentlich wollen alle das gleiche Ziel erreichen", meinte der Elfahder. „Das Gerücht, ESTARTU lebt hier nicht mehr, muß aus der Welt geschafft werden."
„Ich sehe es anders", widersprach die Kriegerin. „Ich will wissen, ob ESTARTU hier
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