Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1320 - Tostan der Spieler

Titel: 1320 - Tostan der Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
gleichzeitig wieder normal werden?"
    „Freund, ich sterbe", schluchzte das zweite, im Hallenrund vorhandene Wesen. „Es tut so weh. Es kracht, funkt und blitzt in meinem Gehirn. Ich werde kaleidoskopisiert, chaotisiert, demoralisiert, gepeinigt, gedemütigt und ..."
    „ ... fast in den Müllschlucker geworfen", unterbrach der zum Skelett abgemagerte Hüne. „Bei Mammon, meiner selbsterfundenen Gottheit, mit deren Hilfe ich allen Narren der Galaxis die guten Solarnoten aus den Taschen zauberte - nein, Kleines, das darf nicht wahr sein!"
    „Was?" wimmerte das knapp dreißig Zentimeter hochgewachsene Intelligenzwesen, das nun auf seinen kurzen Beinchen auf den lebenden Toten zuwankte. „Was darf nicht wahr sein?"
    „Ich weiß plötzlich wieder, daß ich ein sogenannter Suchtspieler bin, der auf der Freihandelswelt Lepso das beste Spielkasino besitzt und obendrein der Chef der Mammonsekte ist. Die habe ich in betrügerischer Absicht gegründet und damit Millionen gemacht. Kleines, ich bin der geschickteste Falschspieler der Galaxis."
    Das Skelett lachte krampfartig. Als die Kopfschmerzen noch schlimmer wurden, steigerte sich der Geräuschausbruch. „Abgrundtief abscheulich", empörte sich das kleine Wesen. „Wie kann man nur so etwas sagen, oder gar tun. Aber jetzt sterbe ich wirklich. Ich kann es nicht mehr ertragen."
    „Dein Kaleidoskop? Vergiß es. Die Leute wollen nun einmal betrogen werden, behauptet Finzer Bokosch, mein Erster Leibwächter. Er ist ein Epsaler mit ertrusischer Mutter. Nein, er war einer! Ich habe ihn erschossen. Stop, doch nicht erschossen! Mein Hirn wird immer klarer.
    Bokosch erstarrte, als er mein Mammonamulett forderte, mich dabei mit einer Strahlwaffe bedrohte und anschließend das hübsch verzierte Ding öffnete. Da ging die Bombe hoch, und er vereiste in einer Millisekunde. Ja, so war es."
    „Mir graut vor dir", schrillte das Wesen. „In welcher Zeit lebst du eigentlich? Ich meine - in welcher Zeit erwacht deine Erinnerung? Du bist abstrakt und obszön in deinern Schilderungen."
    „Unsinn!" beruhigte es der große Mann. Seine rauhe Stimme klang viel weicher. „Komm her! An meiner Schulter wirst du dich wohler fühlen." Er umfaßte das einer terranischen Salatgurke gleichende Wesen behutsam mit einer Hand, hob es hoch und drückte es zart an seine nackte Brust. Erst in dem Augenblick stellte er bewußt fest, daß er seine Kampfkombination bis zur Gürtelhöhe abgestreift hatte. Kein Wunder, daß ihm der Tod im Spiegelbild erschienen war. Das kleine Wesen schmiegte sich wimmernd in die Armbeuge, zuckte in qualvollen Schmerzen mit den muskulösen Beinchen und tastete mit den Händen seiner vier Arme nach der Schulter des Freundes. „Besser so, Kleines? Ich habe dich ziemlich lieb, weißt du."
    „Nur ziemlich?" nörgelte das Wesen weinerlich. „Ich habe dich richtig lieb, auch wenn du oftmals grob, ungeschliffen, ganz und gar ungebildet und schrecklich direkt bist. Dein Moralkodex ist bemitleidenswert. Aber ich werde dich schon noch heilen."
    „Optimist! Das haben schon viele versucht. Ich halte mich auch nicht für grob, sondern nur für extrem ehrlich. Das allerdings ist der schlimmste aller Frevel. Sage deinen Nächsten die Wahrheit - und du wirst Feinde gewinnen."
    Das Gurkenwesen verzichtete auf eine Antwort. Sein Freund hatte eine eigene Lebenstheorie entwickelt. „Still!" flüsterte der große Mann. Seine knochige Rechte senkte sich zur Waffentasche. „Mußt du gleich zur Waffe greifen?" weinte das Gürkchen. „Bist du von Natur aus böse?"
    „Still! Ah, das Geräusch entsteht hinter der Wand, aus der dieser Container kam. Nein, ich bin nicht von Natur aus böse. Wäre ich es, hätte ich den Einsatzbefehl des USO-Oberkommandierenden, Lordadmiral Atlan, befolgt und mit den Transformkanonen meiner Korvette auf Leute geschossen, die ich für unschuldig hielt."
    Das Gurkenwesen stemmte seine vier Händchen gegen die hervorstehenden Rippen des Freundes und richtete den Oberkörper auf. Im oberen, spitz zulaufenden Ende wurde ein zartes Gesichtchen mit großen Augen und einem winzigen Schmollmund erkennbar. „Das fällt dir wieder ein? Aber Freund, einen Lordadmiral Atlan gab es vor vielen Jahrhunderten, und eine USO kenne ich nur aus dem Geschichtsunterricht. Weißt du'was? Du zeigst ein Babysyndrom." Es blickte in die tiefliegenden Augen des haarlosen Totenschädels. Da er keine Lippen mehr besaß, sondern nur noch strichfeine Knorpelleisten, gewahrte das Gürkchen ein

Weitere Kostenlose Bücher