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1360 - Abschied der Vironauten

Titel: 1360 - Abschied der Vironauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich wortlos um und begab sich in den Liftschacht, der vom Mittelpunkt der HARMONIE aus aufwärts zum oberen Rand führte. Das Antigravfeld war noch intakt - er schwebte scheinbar unbelästigt vom infernalischen Lärm ringsum hinauf. Unter ihm erschien der Kopf des Netzgängers, und Salaam Siin vernahm Worte auf Sothalk, die keinen Sinn mehr machten. Er kümmerte sich nicht darum. Die Plattform am oberen Ende seines Schiffes war begrenzt von einem schüsselförmigen Aufsatz, worin man auf Sabhal die Psi-Projektoren untergebracht hatte. Von dort aus entstand unverzüglich ein Rezeptorfeld - es nahm seine zunächst brummigen, dann immer klareren Töne auf und verstärkte sie zu Gesängen, die auch einem Chor zur Ehre gereicht hätten.
    Ringsum loderte der überlastete Schutzschirm. Seine Farbe wechselte unvermittelt von Grün mit weißen Einsprengseln ins Bläuliche. Was hatte das zu bedeuten? Aber Salaam Siin begriff noch in der selben Sekunde, daß die zehn gegnerischen Schiffe neuartige Waffen ins Spiel brachten, die man in Estartu nie zuvor gesehen hatte.
    Er ließ sich von einem Antigravfeld anheben und schaute so über den Rand des Schüsselaufsatzes.
    Eines der diskusförmigen, mit Sternzacken versehenen Schiffe machte er nicht aus - natürlich nicht ,aber er hatte das Gefühl, unmittelbar die Gluten außerhalb der geschützten Zone zu erfahren.
    Sein verhaltener Gesang steigerte sich zu einem Forte, worin allmählich die psionische Komponente immer mehr Raum gewann. Gleichzeitig stellten die Projektoren eine Illusion vollkommener Leere her. Er schwebte im Nichts, das nur von bläulichen, körperlosen Gewalten erfüllt war.
    Und Salaam Siin stellte fast überrascht fest, daß sein Membrankranz eine banale Melodie hervorbrachte, die er lange schon nicht mehr gesungen hatte.
    Singen und in einer Flut von Melodien das Leben aushauchen ...
    Er hatte jenen seelischen Ausnahmezustand erreicht, wie er ihm in seinem ganzen Leben bisher nur zweimal untergekommen war. Der maschinell erzeugte Chor nahm den Meistersinger mit sich und ließ ihn den Nambaq siwa, den Gesang des Todes, anstimmen. Aber was half das noch? Die anderen waren zu weit entfernt, gewiß - und doch wußte ein Teil seiner selbst die Lösung.
    Salaam Siins Teleskophals war zur vollen Länge von achtzig Zentimetern ausgefahren und pendelte als Zeichen seiner Verwirrung unkontrolliert hin und her. Wie sah die Lösung aus? Er spürte die gefährlichen Vibrationen des Nambaq siwa, die, verstärkt von den Psi-Projektoren der HARMONIE, in drückender Dichte die Luft ringsum erfüllten.
    Und plötzlich kannte er den Weg. Er hatte einfach seinem Unterbewußtsein freien Lauf gelassen.
    Jeglicher Gesang sollte ja dem Gefühl folgen und nicht kalter Berechnung. Denn die Lösung, so sehr sie ihn selbst überraschte, hatte mit Gesang zu tun. „Syntron!" rief er mit dem Teil seines Membrankranzes, der im Augenblick brachlag und den Gesang des Todes nicht durch Interferenzen störte. „Ich höre dich, Salaam Siin." Die Stimme war kaum mehr als ein Wispern, doch verständlich genug. „Du mußt die Psi-Projektoren nach außen richten, hörst du? Nach außen ..."
    Das künstliche Hirn der HARMONIE begriff sofort und stellte auf diese Weise seine Qualität unter Beweis.
    Indessen fuhr Salaam Siin fort zu singen; er intonierte den Gesang des Todes mit einer Inbrunst, deren er sich fast schämte. Schließlich ging es hier nicht darum, die Möglichkeiten eines Akustikdoms zu testen, sondern um intelligentes Leben.
    Er sah, wie im schüsselförmigen, oberen Rand seines Netzschiffs Bewegung entstand. Scheinbar massive Metallblöcke kippten lautlos in ungewohnte Neigungswinkel, und die Richtung des Chorgesangs verlagerte sich gleichzeitig auswärts. Salaam Siin war mit seinem Gesang allein. Das Rezeptorfeld sog Ton für Ton auf, während die Projektoren ein Vielfaches der Originalklänge ins umgebende All strahlten.
    Vor seinem inneren Auge sah er die zehn gegnerischen Schiffe.
    Der Nambaq siwa traf auf ungeschützte Hirne und erzeugte dort schrille Resonanzen. Immer stärker wurde Salaam Siin von der eigenen Macht mitgerissen, und er schrie den Gesang des Todes mit einer Perfektion hinaus, die besserer Ziele würdig gewesen wäre.
    Er spürte es ... Pterus und Angehörige ihrer Helfervölker brachen zusammen, wo immer sie sich gerade aufgehalten hatten. Der Beschuß allerdings dauerte an - Salaam Siin verstärkte ein letztes Mal seine Mühen. Der Nambaq siwa drohte auf ihn

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