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137 - Der trojanische Barbar

137 - Der trojanische Barbar

Titel: 137 - Der trojanische Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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die du auf deine Schultern geladen hast…«
    »Ich habe mir nichts zu Schulden…«
    »Es ist ein Unterschied zwischen dem, was man sagt, und dem, was man empfindet. Horche auf deine Seele, auf dein Innerstes, was es dir rät.«
    »Das ist doch dummes Geschwätz!« Rulfan konnte und wollte seinen Ärger nicht länger zügeln. »Wenn du hier bist, um mich zu dem einen Gott zu bekehren, in dessen Auftrag du unterwegs bist – nun, dann rate ich dir, einen anderen Dummen zu suchen. Wenn du mich mit deinem blöden Gerede einschläfern willst, um mir meine letzten Habseligkeiten zu stehlen – nur zu! Ich bin wehrlos, du brauchst dich nicht weiter anstrengen.«
    »Meine Geduld ist in der Tat begrenzt«, knurrte der Rev’rend. »Es war deine Seele, die mich gerufen hat, und ihr bin ich gefolgt. Ich wusste allerdings nicht, dass die Hülle deines Geistes derart unrein und von unlauteren Gedanken besessen ist.« Der Hahn eines Revolvers klickte laut. »Bevor ich es mir also anders überlege, rate ich dir: Präge dir meinen Rat gut ein.«
    Rulfan wagte nicht zu atmen. Jedes Geräusch, ein Zucken konnte dazu führen, dass der Gottesmann tatsächlich abdrückte. »Ich höre«, flüsterte er also.
    »Die Schuldgefühle, die in dir stecken«, sagte Thorn, »benötigen ein Gefäß, in das du sie abladen kannst. Jemanden oder etwas, der dir Freund ist und dem du bedingungslos vertraust. Du wirst dir deine Absolution holen, indem du dienst. Indem du neue Seiten in dir entdeckst. Etwas tust, das du nie für möglich gehalten hättest. Ganz neue Wege beschreitest. Um zu dir als Individuum zurück zu finden, wirst du dich dem Heil der Gruppe unterwerfen, Demut und Respekt erlernen müssen.«
    Nochmals erleuchtete die Glut der Kiffette das Gesicht Thorns, nochmals ängstigten Rulfan diese dunklen, unheimlichen Augen.
    »Nur wenn du diesen Weg beschreitest«, setzte der Mann Gottes hinzu, »wirst du die Dämonen in dir überwinden können.«
    »Und wenn ich deinen Rat nicht befolge?«
    Rev’rend Thorn lachte kurz und abgehackt. Gleich darauf war zu hören, wie er erneut an der Schnapsflasche sog. »Dann wird die Daa’murin in dir ewig weiter existieren…«
    »Die Daa’murin? Woher weißt du…«
    »Es ist Zeit für mich zu gehen!«, sagte Thorn und richtete sich ächzend auf. Mit wenigen Handgriffen schaufelte er Erdbrocken beiseite und quetschte sich mitsamt seines speckigen Lederhutes und des langen Mantels durch den Spalt in den Schnee hinaus.
    Draußen wurde es gerade hell. Rulfan rappelte sich hoch, blickte dem Rev’rend nach.
    Schwere Sporen klirrten. Ein silbrig glänzender Revolver, nunmehr wieder gesichert, hing locker von seiner Seite, immer wieder vom wehenden Mantel verdeckt.
    Thorn ging auf ein zweizylindriges Motorrad zu, dessen breite Plastiflex-Reifen mit Spikes versehen waren. Der Motor knisterte leise in der Kälte. Das Geräusch, das ihn aus dem Schlaf gerissen hatte!
    Auf der breiten Hinterbank lagerte eine hölzerne Kiste. Der Rev’rend öffnete sie, holte eine Flasche Schnaps hervor, nahm einen Schluck und füllte den Rest in den rostigen, achteckigen Tank.
    Eine weitere Flasche warf er in Rulfans Richtung. Sie landete schwer im Schnee. »Pass gut darauf auf!«, rief der Rev’rend. »In Momenten der Schwäche wird dir das geweihte Wasser den Weg weisen!«
    Er schwang sich auf die Maschine, trat den Kickstarter wuchtig mit dem rechten Fuß nach unten. Ein Ölfilm legte sich über den weißen Schnee; blubbernd und widerwillig zündete der Motor.
    Thorn schwang einen schmutzigweißen Schal, der einmal Teil einer Soutane gewesen sein mochte, über sein Gesicht, sodass nur noch die Augen zu sehen waren, als er sich ihm ein letztes Mal zuwandte. »Wir treffen uns wieder, irgendwann!«, brüllte er Rulfan zu. »Dann werden wir sehen, ob du meinem Rat gefolgt bist. Denn wenn nicht…«
    Der Rest der Warnung blieb unausgesprochen. Der Rev’rend hatte im tiefen Schnee bereits gewendet, zweimal hoch geschaltet und raste nun in mörderischem Tempo den Hügel hinab.
    Rulfan verfolgte ihn mit Blicken, bis der Mann Gottes in die blutige Morgenröte eintauchte. Mehrere Sekunden hallte das unwillige Gluckern des schweren Motors noch nach, dann war es vorbei.
    Wären da nicht die Spuren gewesen und die einsame Flasche Schnaps im Schnee – Rulfan hätte meinen können, einen seltsamen Traum erlebt zu haben.
    ***
    Der Tofanenschnaps, den Rulfan mir geschenkt hat, tut gut. Er wärmt den Magen und lässt mich hoffentlich die

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