1385 - Die Materiewippe
Nutzen einer solchen Tortur zu erkennen."
Sie schritten nebeneinander auf den Ausgang zu. „Vielleicht gereicht es dir zum Trost, daß die Mannschaft der CIMARRON in diesen Tagen dieselbe Qual über sich ergehen läßt", sagte Deighton. „CIMARRON?" horchte Bull auf. „Was ist das?"
„Dein neues Schiff", antwortete Deighton beiläufig. „Oh, habt ihr euch endlich dazu durchgerungen, mir altem Knacker ein Raumschiff zur Verfügung zu stellen?" spottete Bull. „Was ist es für ein Ding? Ein Walzenschiff mit Transitionstriebwerk?"
„Nein", lachte Deighton. „Für unseren ehemaligen Staatsmarschall und Virenschiffer mußten wir uns schon etwas Besseres einfallen lassen. Die CIMARRON ist ein neuer Raumschifftyp. Zwölfhundertfünfzig Mann Besatzung, Hochleistungstriebwerk nach dem Metagrav-Prinzip, Überlichtfaktor fünfundsechzig Millionen. Hervorragende Bewaffnung. Zentrale Steuerung durch einen Verbund von acht Großsyntrons."
„Vektorierbarer Grigoroff?" fragte Bull. „Jetzt wirst du unverschämt", sagte Galbraith Deighton. „Nein, den hat sie noch nicht."
„Dann laß ihn einbauen", knurrte Bull. „Wann kriege ich das Schiff zu sehen?"
„Die Testphase dauert noch zehn Tage. Während dieser Zeit werden die vier Einflüge nach Hangay zur partiellen Immunisierung der Besatzung absolviert."
„Zehn Tage", sagte Bull nachdenklich. Plötzlich fiel ihm etwas ein. „Verdammt, da bin ich doch schon ...
Was hört man denn von der ROSTOCK?"
„Es läuft alles nach Plan", sagte Deighton. „Ihr brecht in vier Tagen auf."
„Ist die Sache publik gemacht worden?"
„Mit größter Lautstärke. Die ROSTOCK hat sich planetographische Unterlagen über die Siedlerwelt schicken lassen, damit die Technik bestimmen kann, an welchem Ort der Hypertrop installiert wird. Die Melancher fragen jeden Tag dreimal an, ob der Transport endlich schon unterwegs ist, weil es ihnen angeblich immer dreckiger geht ..."
„Moment mal!" fiel Reginald Bull dem Freund ins Wort. „Sie leiden doch nicht wirklich Not?"
„Nicht ganz so schlimm, wie man ihren Funksprüchen entnimmt", antwortete Deighton. „Es gab wirklich eine Reihe von Naturkatastrophen auf Melanche. Die durften wir nicht erfinden, weil wir damit rechnen mußten, daß die Hauri der Sache auf den Grund gehen würden. Allerdings wurde die Energieversorgung der Siedler nicht von der Natur lahmgelegt, sondern von den Siedlern selbst. Dazu erklärten sie sich bereit, nachdem wir ihnen versprochen hatten, daß wir ihnen einen Hypertrop liefern würden. Es gibt derzeit keinen elektrischen Strom auf Melanche, keine Klimatisierung, keine Kühlung - nichts. Der Hypersender wird mit einem Notaggregat betrieben. Melanche ist eine ziemlich warme Welt, ohnehin ungemütlich für die an Kälte gewohnten Kartanin."
„Der Transport eines Ersatz-Hypertrops ist vorbereitet?" erkundigte sich Bull. „Aber selbstverständlich", lächelte Deighton. „Nachdem die Melancher so bereitwillig mit uns zusammenarbeiteten, werden wir sie doch nicht im Stich lassen. Wenn dein Plan wirklich Erfolg hat, erhalten die Siedler auf Melanche binnen vierundzwanzig Stunden Ersatz für den verlorengegangenen Hypertrop."
Reginald Bull nickte sehr befriedigt. „Gut. Du glaubst also, daß die Hauri von der Angelegenheit Wind bekommen haben müßten?"
„Entweder das, oder sie sitzen auf den Ohren", sagte Galbraith Deighton.
2.
„Bequem ist das hier nicht", murrte Narktor. Wer ihn sah: die breitschultrige Gestalt, das feuerrote, gekrauste Haupthaar und den ebenso feuerroten Rauschebart - und mehr noch, wer ihn hörte: die rauhe, stets ein wenig poltrig klingende Stimme - wer das alles in sich aufnahm, der wußte, daß er einen Springer vor sich hatte. „Der Krieger hat kein Recht, sich zu beklagen, sagt Spartakus", kam eine helle Stimme vom anderen Ende des merkwürdig geformten Raumes. „Denn er hat sich seinen Beruf selbst gewählt und nimmt hohen Sold dafür, daß er sich der Unannehmlichkeit unterwirft."
„Hör zu, Pferdegesicht", grollte der Springer. „Ich kenne mich in terranischer Geschichte ziemlich gut aus. Spartakus, ein entlaufener Sklave, war viel zu ungebildet, als daß er einen so langen Spruch hätte loslassen können."
„Halts Maul", sagte Nikki Frickel laut. „Ihr geht mir mit eurem pseudointellektuellen Gefasel allmählich auf die Nerven."
„Jawohl, Kommandantin", antwortete Wido Helfrich trocken.
Nikki ging nicht darauf ein. Hätte sie reagiert, wäre daraus doch
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