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Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Blood - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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1
    »Ich bin schwanger, Alex.«
    Ich sehe diesen Abend in allen Einzelheiten vor mir. Immer noch, nach so langer Zeit, nach so vielen Jahren, nach allem, was geschehen ist, nach all diesen schrecklichen Mördern, den aufgeklärten und manchmal auch nicht aufgeklärten Morden.
    Ich stand in dem abgedunkelten Schlafzimmer, die Arme von hinten sanft um die Hüften meiner Frau Maria geschlungen, das Kinn auf ihrer Schulter liegend. Damals war ich einunddreißig, und ich war so glücklich wie nie zuvor in meinem gesamten Leben.
    Nichts war auch nur annähernd dem vergleichbar, was wir gemeinsam hatten: Maria, Damon, Jannie und ich.
    Das war im Herbst 1993, heute kommt es mir vor, als sei es eine Million Jahre her.
    Es war außerdem zwei Uhr nachts, und unser Baby Jannie hatte einen fürchterlichen Kruppanfall. Die arme Kleine war fast die ganze Nacht schon wach, wie so oft in den vergangenen Nächten, wie so oft während ihres noch jungen Lebens. Maria wiegte Jannie sanft in den Armen und summte dazu »You Are So Beautiful«, ich hatte meine Arme um Maria geschlungen und wiegte sie.
    Ich war als Erster aufgestanden, aber es war mir nicht gelungen, Jannie wieder in den Schlaf zu wiegen. Nach vielleicht einer Stunde war Maria dazugekommen und hatte mir das Baby abgenommen. Wir mussten beide am nächsten Morgen arbeiten. Ich saß gerade an einem Mordfall.
    »Du bist schwanger?«, nuschelte ich, den Mund an Marias Schulter gelegt.

    »Kein guter Zeitpunkt, hmm, Alex? Siehst du noch mehr Kruppanfälle auf dich zukommen? Schnuller? Noch mehr volle Windeln? Nächte wie diese?«
    »Das hier macht mir wirklich nicht gerade Spaß. So spät − oder so früh, keine Ahnung − noch auf zu sein. Aber ich finde unser Leben wundervoll, Maria. Und ich finde es wundervoll, dass wir noch ein Baby bekommen.«
    Ich hielt Maria fest und schaltete das Spieluhr-Mobile ein, das über Janelles Stubenwagen hing. Wir wiegten uns zu den Klängen von »Someone to Watch Over Me« auf der Stelle hin und her.
    Dann schenkte sie mir dieses wunderschöne, teils schüchterne, teils naive Lächeln, in das ich mich vielleicht schon am Abend unserer ersten Begegnung verliebt hatte. Das war in der Notaufnahme des St. Anthony Hospital gewesen. Maria hatte ein jugendliches Bandenmitglied mitgebracht, einen ihrer Klienten, der bei einer Schießerei verletzt worden war. Sie war eine engagierte Sozialarbeiterin und wollte ihn beschützen - vor allem deshalb, weil ich ein gefürchteter Detective bei der Mordkommission war und sie der Polizei nicht gerade großes Vertrauen entgegenbrachte. Aber das tat ich ja auch nicht.
    Ich umfasste Maria noch ein bisschen fester. »Ich bin glücklich. Das weißt du. Ich bin froh, dass du schwanger bist. Komm, lass uns feiern. Ich besorge uns ein bisschen Sekt.«
    »Die Papa-Rolle gefällt dir, stimmt’s?«
    »Stimmt. Weiß auch nicht genau, wieso, aber sie gefällt mir.«
    »Schreiende Babys mitten in der Nacht gefallen dir also?«
    »Das geht vorbei. Hab ich nicht Recht, Janelle? Junges Fräulein, ich rede mit dir .«
    Maria wandte ihren Blick von dem kreischenden Baby ab
und drückte mir einen süßen Kuss auf die Lippen. Sie hatte einen weichen Mund, immer einladend, immer sexy. Ich war verrückt nach ihren Küssen − jederzeit, überall.
    Schließlich wand sie sich aus meinen Armen. »Leg dich wieder ins Bett, Alex. Wir müssen ja nicht beide auf sein. Schlaf ein bisschen für mich mit.«
    Erst jetzt fiel mir hier im Kinderzimmer etwas auf, und ich musste lachen.
    »Worüber lachst du denn?« Maria lächelte.
    Ich zeigte es ihr. Drei Äpfel, jeder war einmal von einem Kindergebiss angebissen worden. Sie lagen nun auf den Schößen von drei Plüschtieren, genauer gesagt von drei Dinosauriern in unterschiedlichen Farben. Das hatte der kleine Damon also gespielt. Unser kleiner Junge hatte eine Weile bei seiner Schwester Jannie gesessen.
    Als ich bei der Tür angelangt war, zeigte Maria mir noch einmal ihr naives Lächeln. Und zwinkerte mir zu. Sie flüsterte mir zu, und die Worte werde ich niemals vergessen: »Ich liebe dich, Alex. Niemand wird dich je so lieben wie ich.«

2
    Sechzig Kilometer nördlich von Washington D.C., in Baltimore, ignorierten zweigroßspurige, langhaarige Profikiller Mitte bis Ende zwanzig das Schild mit der Aufschrift Nur für Mitglieder und betraten selbstgefällig den St. Francis Social Club in der South High Street, nicht weit vom Hafen entfernt. Beide Männer waren schwer bewaffnet und grinsten wie

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