1413 - Enklave Chronopuls-Wall
Verlegen wich er ihren Blicken aus. „Es tut mir leid, wenn ich mich vorbeibenommen haben sollte. Ich entsinne mich nur, daß ich an diesem Projekt gearbeitet habe und dabei auf etwas gestoßen bin. Ich wollte mit dir darüber reden, aber du hattest keine Zeit für mich."
„Das ist ziemlich vornehm ausgedrückt", lächelte sie. „Tatsache ist, daß ich ziemlich arrogant zu dir war. Anstatt dir zuzuhören, habe ich dich verspottet. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel. Inzwischen hat sich deine Theorie bestätigt. Es gibt eine Öffnung im Chronopuls-Wall. Wir haben sie gefunden und sind auf eine Enklave gestoßen. Das Sonnensystem darin haben wir Hera-System getauft."
Sein Gesicht verdüsterte sich. Karwen Say befürchtete, daß er erneut in geistiger Umnachtung versinken würde, doch er fing sich wieder. „Was ist los?" fragte sie. „Nichts weiter", wich er aus. „Oh, doch", drängte sie. „Heraus damit.
Du brauchst keine Angst zu haben, daß ich mich lustig über dich mache."
Er weigerte sich, ihr etwas zu sagen.
Doch Karwen ließ sich nicht abweisen. Sie berichtete, was inzwischen an Bord geschehen war. Sie ging vor allem auf den Absturz aller syntronischer Rechner ein und fügte hinzu: „Das alles kam nicht von ungefähr. Wir glauben, daß wir es mit einem Gegner zu tun haben, der uns mit einer noch unbekannten Waffe angegriffen hat."
Die Augen des Kranken flackerten.
Unruhig glitten seine Hände hin und her, und Schweiß überzog sein Gesicht. „Du mußt Rücksicht nehmen", warnte die Syntronik des Medo-Robots. „Kavin darf noch keinen Belastungen ausgesetzt werden. Geh jetzt und laß ihn allein."
„Nein", rief der Kranke. Er griff nach der Hand der jungen Frau. „Geh noch nicht."
„Wir dürfen nicht, übertreiben", erwiderte sie. „Erst mußt du gesund werden, dann können wir miteinander reden."
„Nein", bat er. „Ich muß dir jetzt etwas sagen."
Sie setzte sich zu ihm und hielt seine Hand. „Dann heraus damit", ermunterte sie ihn. „Es war, als hätte ich eine Tür geöffnet und ganz plötzlich etwas Entsetzliches gesehen", erklärte er. „Verstehst du, was ich meine? Es kam völlig überraschend.
Vielleicht hat es mich deswegen umgeworfen. Es war unheimlich und bedrohlich. Ich kann es nicht beschreiben.
Ich kann nur sagen, es war von einer Sekunde zur anderen bei mir im Labor und ließ mich nicht mehr los. Ich konnte die Tür nicht mehr zuschlagen."
„Und dann?"
„Was danach war, weiß ich nicht mehr."
„Könnte es sein, daß dich jemand angegriffen hat?"
Er blickte sie verwundert an, dann verstand er, was sie meinte. Er schloß die Augen, und es verging eine geraume Weile, bis er wieder etwas sagte. „Wenn mich jemand angegriffen hat, dann müßte er genau wissen, was ich getan habe. Er müßte mich ständig beobachtet haben. Es müßte jemand in dem Sonnensystem in der Enklave sein."
„Genau das habe ich gemeint. Wir haben vor, in die Enklave einzudringen. Zunächst werden wir allerdings Roboter hinschicken. Sie werden das Raumgebiet wenigstens zehn Tage lang sondieren."
Kavin Cage wurde blaß. „Das solltet ihr euch reiflich überlegen.
Irgendwo da drinnen lauert jemand, der es ganz sicher nicht gut mit uns meint.
3.
Karwen Say war so aufgeregt, daß sie kaum, sprechen konnte, als die LACRIMARUM nahezu vier Wochen später zusammen mit der CYGNUS in die Enklave eindrang. Die Raumschiffe bewegten sich langsam voran. Ihre Kommandanten waren darauf vorbereitet, sofort die Flucht zu ergreifen, sobald sich Anzeichen für Gefahr ergaben.
In den vergangenen Wochen war man damit beschäftigt gewesen, die Enklave mittels Fernortung zu beobachten, um etwaige Veränderungen zu registrieren.
Diese Tätigkeit wurde nur einmal kurz unterbrochen, als Julian Tiffior mit der PERSEUS, von Point Siragusa kommend, zum Sammelplatz Phönix-1 zurückkehrte und Bericht erstattete.
Karwen Say dachte flüchtig daran, daß diese Informationen nicht gerade dazu angetan waren, die Rätsel der Vergangenheit aufzuklären. Sie schüttelte den Kopf und blickte zu Atlan hinüber, der vor wenigen Stunden von der KARMINA herüber gekommen war und neben ihr in einem Sessel saß.
Ihn bringt so leicht nichts aus der Fassung, dachte sie. Kein Wunder, wenn man so alt ist wie er und schon oft in Gefahr war.
Kurz vor dem Start hatte sie ihm eine Liste der Wissenschaftler gegeben, die an dem Sicherungsprojekt für die Syntroniken arbeiten sollten. Das war, nachdem Kavin Cage von Bord
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