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1413 - Enklave Chronopuls-Wall

Titel: 1413 - Enklave Chronopuls-Wall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gedanke! Mir war überhaupt nicht klar, was alles dazu nötig ist, ein Sternenschiff zu bauen. Ich mußte alles selber herstellen - von der einfachsten Schraube bis hin zu den positronischen Steuergeräten. Aber ich hatte ja Zeit. Ich habe immer noch Zeit.
    Wenn ich nicht einer von den Raubechsen da draußen zum Opfer falle, kann ich gut und gerne noch zweihundert Jahre leben.
    Er trocknete die Tränen ab, erhob sich und ließ sich in einen der Sessel sinken, die er aus Holz und Tierfellen gebaut hatte.
    Am schwersten war es gewesen, die positronischen Bauelemente und die keramischen Teile zu schaffen, die er für das Triebwerk benötigte. Allein an den Keramiken hatte er jahrzehntelang experimentiert, bis es ihm endlich gelungen war, einige von ihnen herzustellen. Und noch völlig ungelöst war die Frage des Treibstoffs. Er war sich klar darüber, daß sein ganzes Projekt zu allerletzt noch daran scheitern konnte, aber daran wollte er nicht denken. Er wußte, daß alle benötigten Informationen über den Treibstoff im Bordrechner des Landungsboots gespeichert waren, und daß er sie sich jederzeit von dort beschaffen konnte. Doch damit ließ er sich Zeit.
    Warum sollte er sich jetzt schon alle Hoffnung nehmen, da sie doch das einzige war, was ihn am Leben erhielt?
    Ich werde es schaffen! erklärte er. Es sei denn, daß du die da draußen mit deinem Fehler so wild gemacht hast, daß sie mich töten wollen.
    Er eilte durch seine Höhle, legte seine Hände auf die verschiedenen Maschinen und versuchte, sich bewußt zu machen, was er alles geleistet hatte. In den Anfangsjahren hatte er alles allein gemacht. Quälend langsam war er dabei - vorangekommen. Die Jahrzehnte waren verstrichen, ohne daß er sich seinem Ziel spürbar genähert hatte. Dann hatte er sich entschlossen, sich Helfer zu schaffen.
    Intelligentes Leben gab es nicht auf diesem Planeten, also blieb ihm gar nichts anderes übrig, als mit den Tieren dieser Welt zu experimentieren, bis sich eine gewisse Intelligenz entwickelte. Am schwierigsten war es gewesen, mit diesen Ausgeburten der gentechnischen Versuche zu kommunizieren. Zu Anfang hatte er sich ganz auf die Sprache konzentriert, bis ihn der Zufall darauf gebracht hatte, daß eine semitelepathische Verständigung mit Hilfe der venxentrarischen Technik möglich war.
    Oft war er völlig verzweifelt gewesen in seiner Einsamkeit und hatte daran gedacht, seinem Leben ein Ende zu setzen. Dann war er hinausgegangen in die freie Natur und hatte stundenlang zu den Sternen hinaufgeblickt, bis neue Hoffnung in ihm aufgekommen war.
    Und jetzt war eingetreten, woran er schon nicht mehr geglaubt hatte. Fremde Raumschiffe waren erschienen und hatten sich dem Planeten genähert. Sie waren genau aus dem schmalen Korridor gekommen, in dem eine Verständigung über Funk möglich war. In den vergangenen sechshundert Jahren hatte er sich oft auf diesen Bereich konzentriert, und einige Male konnte er ganz schwache Funksignale empfangen. Seit Jahrhunderten versuchte er, seinen Helfern einzuhämmern, wie sie sich in einem solchen Fall verhalten sollten. Er hatte sie angewiesen, extrem vorsichtig zu sein, um die fremden Raumfahrer ja nicht zu verschrecken oder gar zu verletzen.
    Es war alles vergeblich! klagte er. Dieser Narr hat eines der Schiffe mit einem positronisch gesteuerten, hypermagnetischen Wechselfeld angegriffen.
    Seine Attacke muß verheerende Folgen an Bord des Schiffes gehabt haben. Ein Wunder, daß es weiterfliegen konnte. Und dann hat dieser Wahnsinnige auch noch das unsichtbare Feld angezapft, das dieses Sonnensystem von allen Seiten zu umgeben scheint, und hat dem Raumschiff eine Impulswellenfront entgegengeschickt.
    Und das alles nur, weil er ein Ortungsgerät damit neutralisieren wollte, das auf uns gerichtet war.
    Als er auf diesem Planeten gestrandet war, hatte er das Ende ihrer Expedition als Strafe der göttlichen Mächte angesehen. Er war davon überzeugt gewesen, daß ihm die Gelegenheit gegeben worden war, sich zu beweisen und zu bewähren. Ebenso wie die anderen an Bord hatte er sich wenige Tage vor dem Start an einem blutigen Machtkampf auf ihrem Planeten beteiligt.
    Er hatte ebenso wie die anderen getötet und gefoltert. Damals hatte er sich geschworen, niemals wieder intelligentes Leben zu vernichten. Doch mittlerweile dachte er anders. Sein Eremitendasein auf diesem Planeten mußte ein Ende haben.
    Sein Helfer hatte einen verhängnisvollen Fehler gemacht. Daran war nun nichts mehr zu ändern.

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