1427 - Die Reise nach Ardustaar
Dinge betraf, so war er wahrscheinlich der am besten unterrichtete Kartanin an Bord der NARGA SANT. Es hätte sein Selbstbewußtsein arg erschüttert, wenn die Galaktiker sich anders verhalten hätten, als er es von ihnen erwartete.
Nun - sie hatten geholfen.
Und Vuins Selbstbewußtsein trotzdem arg strapaziert.
Er war ein Mutant. Er hatte das schon erkannt, als er noch ein kleines Kind gewesen war, und er hatte seine Gabe stets ohne die geringsten Skrupel eingesetzt. Er hielt sich einiges darauf zugute, daß er trotzdem ein anständiger Kerl geblieben war.
Er hatte seinen Feldzug gegen die Allermutter und das durch sie repräsentierte System nicht begonnen, um sich persönliche Vorteile zu verschaffen oder gar einen primitiven Machthunger zu befriedigen. Sein Ziel war es gewesen, eine neue, bessere Ordnung zu schaffen.
Niemand konnte bestreiten, daß es allerhöchste Zeit war, endlich etwas in dieser Richtung zu unternehmen.
Die Galaktiker hatten den geplagten Bewohnern des Wracks geholfen, ohne Forderungen zu stellen. Sie hatten Nahrungsvorräte geliefert, Sauerstoff, Medikamente, Energieerzeuger und vieles ändere mehr. Und sie hatten versprochen, daß sie wiederkommen würden.
Sie hatten all das aus völlig freien Stücken getan. Er hatte es nicht nötig gehabt, sie zu beeinflussen - und er hätte dies auch nicht tun können, Sie waren immun gegen seine speziellen Fähigkeiten.
Er hatte vorher niemals auch nur theoretisch darüber nachgedacht, ob es so etwas geben könne. Natürlich konnte er seine nicht vorhandene Besorgnis derartigen Problemen gegenüber rechtfertigen: Warum sollte er sich den Kopf über etwas zerbrechen, was offensichtlich nicht existierte? Er war innerhalb seiner Welt niemals einem Wesen begegnet, das seinen mentalen Einflüssen widerstehen konnte.
Als die Galaktiker ihn verließen, hatte er sie nach dem Grund für ihre Immunität gefragt. Ihre Antwort hatte verständnisloses Staunen in ihm geweckt: Zwei der Galaktiker waren selbst Mutanten, und die beiden anderen verdankten ihre Immunität einer gezielten medizinischen Behandlung.
Geblendet von den Hilfsgütern und der Aussicht auf Rettung in naher Zukunft, begeistert von der Selbstlosigkeit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Galaktiker, hatte Vuin auf alles verzichtet was nach billiger Rache aussehen konnte.
Er hatte nicht nur Illu am Leben gelassen, sondern auch auf die gründliche Erforschung all der verzwickten Abhängigkeitsverhältnisse im Kreis der bisherigen, priviligierten Bewohner jenes Bereichs verzichtet, den man „Heimat" nannte. „Das ist ein Fehler", hatte Monka ihm gleich am ersten Tag nach der Abreise der Galaktiker brühwarm mitgeteilt. „Ich kann verstehen, daß du dir nicht selbst die Finger schmutzig machen willst, aber du solltest realistisch bleiben. Du brauchst dich mit diesen Dingen nicht selbst abzugeben. Ich werde das für dich übernehmen."
Aber Monka war ein ehemaliger Regulator, und Vuin wollte mit den Methoden dieses „Berufsstands" nichts zu tun haben. „Gib mir die Erlaubnis, wenigstens ein bißchen nachzuforschen", hatte Monka auch später immer wieder gedrängt. „Ich gebe dir mein Wort, daß ich keine unsauberen Methoden anwenden werde.
Ich werde jeden einzelnen Schritt mit dir absprechen. Aber laß mich wenigstens den wichtigsten Leuten ein paar Fragen stellen1"
„Nein!"
Und dabei war es geblieben. Monka hatte es trotzdem nicht lassen können. Er hatte zwar mit Rücksicht auf Vuins Gefühle darauf verzichtet, denen, die ihm als verdächtig erschienen, allzu offen auf den Leib zu rücken, aber er hatte sich umgehört. „Ich kann meine Ohren schließlich nicht abschalten", hatte Monka patzig erklärt, als Vuin ihm Vorhaltungen machte. „Und außerdem hat es sich gelohnt. Paß auf, ich habe erfahren, daß..."
Vielleicht war das Lauschen und Spähen bei Monka tatsächlich so etwas wie ein Reflex - für Vuin galt das jedoch nicht. Er verschloß seine Ohren und weigerte sich, Monka zuzuhören.
Natürlich hätte er wissen müssen, daß es so nicht ging.
Er hatte das bisherige System, in das die Bewohner des Wracks Generation für Generation hineingewachsen waren, von einem Tag zum anderen umgestoßen und durch ein neues, besseres System ersetzt.
Und niemand konnte bezweifeln, daß dieses neue System auch tatsächlich besser war.
Aber man konnte die Kartanin nicht so leicht und schnell verändern wie das System.
In der NARGA SANT hatte es eine grausame Klassengesellschaft
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