Loch
1
»Du warst die Richtige. Verstehst du, was ich meine? Es gab nie eine andere, nicht für mich. Weißt du, wann ich dich zum ersten Mal sah? Auf Sally Harkens dreizehntem Geburtstag. Ich kannte Sally kaum, weil wir nicht auf dieselbe Schule gegangen sind. Zu ihrer Party wurde ich nur eingeladen, weil meine Mutter und mein Vater mit Sallys Eltern befreundet waren. Ich wollte gar nicht hingehen, kannst du dir das vorstellen? Sie mussten mich zwingen.
Und dann bist du reingekommen. Das werde ich nie vergessen. Dein Pony hing dir fast bis in die Augen, und diese blauen Augen leuchteten, genau wie deine weißen Zähne. Du hast eine weiße Bluse angehabt. Die kurzen Ärmel hattest du weit hochgekrempelt. Und deine Shorts auch. Es war eine Jeans, und sie sah nagelneu aus. Die Hosenbeine müssen dir zu lang gewesen sein, deshalb hast du sie aufgerollt. Du schienst ganz aus Aufschlägen zu bestehen. Und aus glatter gebräunter Haut.
Wo wir gerade von deiner Haut reden, wie geht’s dir?«
Pamela saß auf dem Beifahrersitz. Ihre gefesselten Hände lagen in ihrem Schoß, und sie sah stumm aus dem Fenster.
»Sind die Handschellen zu eng?«
Sie waren zu eng. Die scharfen Kanten schnitten in die Handgelenke, und ihre Finger kribbelten. Doch Pam wollte nicht, dass Rodney daran herumfummelte. »Schon okay«, sagte sie. Sie wollte, dass er sie in Ruhe ließ.
»Bist du sicher?«
»Ja.«
»Jedenfalls hab ich mich damals in dich verliebt. Wir waren dreizehn, und du bist auf Sallys Party gekommen und … es tat mir weh, dich anzusehen, du warst so süß und schön und … so frisch, so unschuldig, könnte man sagen. Du hattest dieses Funkeln in den Augen. Eine Art Glitzern. Das hast du immer noch. Im Moment natürlich nicht. Aber es wird zurückkommen. Wenn du dich erst an alles gewöhnt hast, wird es zurückkommen.
Die Frische, von der ich geredet habe, hast du natürlich größtenteils verloren. Leider. Aber die verlieren sie alle. Vielleicht vergeht sie, wenn man mit dem Sex anfängt. Oder wenn bestimmte Träume in einem erlöschen. Wer weiß? Du hast sie länger behalten als die meisten anderen Mädchen. In der elften Klasse hattest du sie noch. Dein erstes Jahr als Cheerleader. Mein Gott, wie du damals ausgesehen hast … dieser Faltenrock, der Pullover. Wenn du gesprungen bist, ist der Pullover immer ein paar Zentimeter hochgerutscht, sodass man einen kleinen Streifen nackter Haut sehen konnte. Ich habe dich bei den Spielen immer angesehen und wollte dich an der Stelle küssen. Ich wusste, wie es sich anfühlen, wie es riechen würde.
Jedenfalls war die Sache mit der Frische vorbei, als wir in die zwölfte Klasse kamen. Aber auch ohne das warst du … wundervoll. Nicht mehr so ein unschuldiges eifriges Kind, sondern eher schon eine Frau. Und das Glitzern in den Augen hattest du ganz sicher nicht verloren. Es ist irgendwie, als würdest du überall, wo du hinsiehst, aufregende Sachen entdecken. Und vielleicht jeden Moment einen Witz machen wollen.
Natürlich bist du immer schöner und schöner geworden. Ich konnte es kaum glauben, als ich dich in der Zeitung gesehen habe. Das Foto wird dir ganz und gar nicht gerecht, aber es hätte mich beinahe umgehauen. Nach so vielen Jahren wieder dein Gesicht zu sehen. Ich dachte, was für ein Idiot ich doch war, dir zu entsagen, mich mit einer Reihe von Mädchen abzugeben, die nur miese Imitationen der einzigen Frau waren, nach der ich mich wirklich sehnte. Das Einzige, was für sie sprach, war ihre Verfügbarkeit. Sie waren nicht auf ein verdammtes College am anderen Ende des Landes gegangen wie gewisse Leute, die ich kenne. Deshalb musste ich mich mit ihnen abgeben. Ich habe versucht, sie so aussehen zu lassen wie du. Verrückt, was? Ich habe sie dazu gebracht, eine Perücke zu tragen, die deinem Haar ähnelte. Und ich habe ihnen die gleichen Klamotten angezogen, die du trägst. Ich habe sie sogar Pamela genannt. Manchmal, wenn ich mir große Mühe gab, konnte ich mich selbst so weit täuschen, dass ich dachte, du wärst es wirklich. Aber das war nicht leicht. Die meiste Zeit war ich einfach von mir selbst angewidert. Verstehst du? Weil ich so besessen von dir war und nicht loslassen konnte und mich mit einem Haufen schäbiger Ersatzfrauen hinters Licht führen musste.
Als ich also dein Foto in der Zeitung sah, war es wie ein Zeichen, dass ich mit alldem aufhören und mich dem Original widmen sollte. Und das tat ich dann auch.
Du fragst dich bestimmt, warum ich so lange
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