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1436 - Die Bionten von Kyon

Titel: 1436 - Die Bionten von Kyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Fülle Kleidungsstücke. Es gab grelle Farben ebenso wie sehr unauffällige, die einen Körper gegen das Plastik der Korridorwände fast hätten verschwinden lassen. Dünne Drahtgestelle hielten die Kleider in Form. Aufgeregt nahm Zoporra eine rote Kutte vom Haken und warf sie sich über. Wie hatte die Maschine gesagt? Er solle seine Kleider wählen? Darüber drapierte er eine blaßgelbliche Schärpe, wie sie in jeder denkbaren Farbe zu haben war, und band sie mit einem Knoten zusammen.
    Weshalb gab es keinen Spiegel? Er brauchte eine spiegelnde Fläche, um sein verändertes Äußeres zu begutachten.
    Natürlich, die Tür! Aber er zuckte zusammen, als ihm die elf Finger, der aufgedunsene Leib und die hängende Schulter einfielen. Nein, keinen Spiegel.
    Nicht ohne zwingende Notwendigkeit.
    In einem Kasten lagen sonderbare, feingegliederte Objekte. Er nahm eines davon heraus und sah, daß es etwa die Form einer Hand besaß. Aber es waren fünf Finger, nicht vier oder sieben. Überhaupt waren alle diese Hüllen für Hände mit fünf Fingern gemacht. Zornig nahm er ein paar davon und zerstreute sie im Raum.
    Gleichzeitig fiel sein Blick auf ein Kleidungsstück, das offenbar nur den Unterleib und die Beine bedecken sollte.
    Er öffnete den Knoten, warf Schärpe und Kutte beiseite und versuchte die buntgemusterte Hose. Er mochte den Stoff, auch wenn er eigentlich zu eng saß.
    Seine Oberfläche fühlte sich gut auf nackter Haut an. Dazu wählte er ein entsprechendes, ebenso farbenfrohes Teil für den Oberkörper.
    Doch was würde die Maschine zu seiner Wahl sagen? Konnte sie zufrieden sein?
    Gelehrigkeit wurde von ihm erwartet, Gelehrigkeit und Gehorsam. Er fühlte, daß sich diese Eigenschaften mit farbenfroher Kleidung nicht vertrugen.
    Schweren Herzens legte er die gewählten Kleidungsstücke wieder ab und nahm einen fast farblosen Overall vom Haken. Irgendwann, wenn er seiner Lage sicher war, konnte er ihn vielleicht wieder tauschen. Das Material war nicht besonders angenehm, doch er hatte viele Taschen zur Verfügung und konnte oben einen warmen Kragen schließen.
    Es wurde Zeit.
    Wie sollte er den Raum wieder verlassen?
    Siedendheiß wurde ihm bewußt, daß er vergessen hatte, den Roboter nach dem Weg hinaus zu fragen. Es gab weder einen Öffnungsmechanismus noch eine Sprechanlage. Als er vortrat, erwiesen alle Befürchtungen sich als sinnlos. Die Tür fuhr selbsttätig beiseite. „Folge mir!" befahl die Maschine.
    Zoporra blieb dicht hinter ihr. Erneut betraten sie den Schacht, doch diesmal schwebten sie nicht abwärts, sondern zurück nach oben. Der Weg dauerte länger als beim erstenmal. Sie passierten mindestens doppelt so viele Stockwerke.
    Als sein Führer diesmal ausstieg, reagierte Zoporra schnell genug. Er bekam einen Haltegriff am Rand des Schachtes zu fassen. Auf keinen Fall wollte er zulassen, daß sein Fehlerkonto erneut aufgestockt wurde. Er fiel im anschließenden Korridor hart zu Boden.
    Seine Ellenbogen schmerzten, ebenso die linke Schulter.
    Aber die Maschine eilte bereits weiter.
    Zoporra ignorierte den Schmerz.
    Am Ende des Korridors stand eine einzelne Tür offen. Es war die erste von vornherein offene Tür, die er in dieser Anlage sah. Vielleicht war es ohne Bedeutung... Dahinter erstreckte sich ein kahler, etwa dreißig mal dreißig Meter großer Saal. Nur in der Mitte standen zwei leere Sessel.
    Die Maschine blieb im Eingang stehen. „Was soll ich tun?" Zoporras Frage klang hilflos. „Soll ich hier warten?" Er hatte das Gefühl, als betrachtete das metallene Ding ihn mit unendlicher Geduld, als erwäge es, ob der Hinweis auf sein Fehlerkonto bereits angebracht war.
    Die Furcht setzte seine Denkprozesse in Gang. In der Tat, hier konnte er sich denken, was er tun sollte, schließlich war es offensichtlich. Warten jedenfalls sollte er ganz gewiß nicht.
    Gehorsam setzte er sich in Bewegung.
    Die Sessel wiesen keinerlei erwähnenswerte Merkmale auf; es waren plastikgepolsterte Sitzgelegenheiten aus Stahl. Verunsichert schaute er zu dem zwei Meter hohen Zylinder zurück, der ihn aus seinem Schlafraum befreit hatte.
    Keine Reaktion.
    Er fand keinen Vorwand, die Sache wieder zu verzögern.
    Zoporra nahm Platz. Und noch in derselben Sekunde verblaßte der Saal rings um ihn.
     
    *
     
    Zunächst schien die Umgebung schwarz zu sein. Dann aber schälten sich helle Lichtpunkte aus dem Einerlei; aus den Punkten wurden ganze Punkthäufchen, und am Ende war er umgeben von gleißendem, strukturiertem

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