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1440 - Deckname Romulus

Titel: 1440 - Deckname Romulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hören?" rief ihm die Siganesin im Vorbeifliegen zu. Dozy lachte und machte eine scherzhafte Fangbewegung, aber Libelle war bereits aus seiner Reichweite.
    Es mußte sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen haben, daß Dozy das Labor verlassen hatte. Denn als er in den Gemeinschaftsraum kam, war „Lullumbatshe", einer der beiden männlichen Blues, gerade dabei, den anderen eine wüste Geschichte über einen sexbesessenen Alien aus den Tiefen des Alls zu erzählen, der sich einen Harem exotischer weiblicher Wesen hielt.
    Als er Dozy ansichtig wurde, brach er scheinbar betreten ab, ließ seinen Linsenkopf pendeln und rief in gespielter Überraschung: „Da ist er ja. Was für ein Zufall, wir haben gerade über dich gesprochen, Dozy."
    Die anderen drei am Tisch, „Joshuan Antenne", „Orban" und „Mascara", alles Terraabkömmlinge, lachten.
    Dozy machte den harmlosen Spaß mit, trat hinter Lullum und umfaßte seinen dünnen Hals mit beiden Händen. Dabei beugte er sich zu ihm hinunter, versuchte den Blick seiner vier Augen zu fixieren und „flüsterte" ihm zu: „Heute habe ich ganz eigene Gelüste. Ich weiß nicht wieso, aber mir ist nach Blues-Haschee."
    Sie alberten noch eine Weile in dieser Art herum, bis die Tür aufging und „Ephemer" eintrat. Der Ara war der Kommandant von Nordlicht, und seine Präsenz reicht dazu aus, jeden Anflug von Humor im Keim zu ersticken. Dabei konnte man ihm keineswegs nachsagen, daß er nicht witzig war, denn er gab sich so betont ernsthaft, daß es schon wieder unfreiwillig komisch wirkte. „Ich sehe meine Mannschaft bei bester Laune", sagte der Ara-Kommandant mit der ihm eigenen Grabesstimme. „Dann könnt ihr durchaus schlechte Nachrichten vertragen. Dicke Luft auf der LIBERTY.
    Alarmstufe eins für uns."
    „Was ist passiert?"
    „Wurde die LIBERTY entdeckt oder angegriffen?"
    „Laß dir die Würmer nicht erst aus der Nase ziehen, Eph. Sag schon, was los ist."
    Alle scharten sich um den Kommandanten und bestürmten ihn mit Fragen. Ephemer blieb jedoch ruhig und hob abwehrend die Hände. Als Ruhe eingekehrt war und alle ihn erwartungsvoll ansahen, sagte der Ara mit ausdrucksloser Miene: „April, April!" rief Ephemer launisch und fügte erklärend hinzu: „War bloß ein Scherz."
    „Und das soll lustig sein?" murrte Lullum. „Meine Schuld", knurrte Antenne. „Ich hab' gestern von dem uralten terranischen Brauch erzählt, Leute am ersten April zu leimen."
    „Nein", sagte Ephemer mit unverändert ausdruckslosem Gesicht, der die Zwischenbemerkung nicht gehört zu haben schien. „Ich habe nur einen Scherz gemacht, als ich sagte, es sei bloß ein Scherz. Tatsächlich ist es bitterer Ernst.
    Von der QUEEN LIBERTY erging an alle erreichbaren Stützpunkte der Befehl, in Alarmbereitschaft zu gehen. Es steht ein großer Coup bevor."
    Das war des Ara-Kommandanten Art von Humor. Jetzt wird wohl verständlich, warum niemand über Ephemers Witze lachen konnte. „Was für ein Coup?" wollten die Männer wissen. „WIDDER hat die Chance, ein Raumfort zu kapern."
     
    *
     
    „Ephemer" hieß in Wirklichkeit Archambe, war bereits 102 Jahre alt, aber immer noch unglaublich vital. Und er war ein in vivo geborener Ara, wie er ausdrücklich betonte, also kein Klon.
    Er stammte von einer Kolonialwelt namens Cattu in der Peripherie von M3, auf der ausgedehnte Anlagen standen, die etwas mit der Überwachung oder Steuerung des Milchstraßenwalls zu tun hatten. Welche Aufgaben diesen Anlagen genau zufielen, wußten vermutlich nur der kommandierende Nakk und die ihm beistehenden Cantaro von Cattu.
    Ephemer hatte den Titel eines Ingenieurs gehabt, war aber tatsächlich nur ein unbedeutender Handlanger mit Mechanikeraufgaben gewesen. Warum er geflohen und sich WIDDER angeschlossen hatte, wußte niemand aus seiner Mannschaft so genau.
    Obwohl Ephemer dem Volk der Galaktischen Mediziner angehörte„ verstand er von der Medizin so wenig wie ein Springerpatriarch. Sein Fachgebiet war die Hyperfrequenztechnik - in der Organisation WIDDER war er der Fachmann in Sachen Hyperfunk. Ephemer war maßgeblich an der Erforschung des die Milchstraße umgebenden Funkschildes beteiligt gewesen. Er war es, der vor Jahren herausgefunden hatte, daß dieser Schirm, der die Funkwellen verzerrte und reflektierte und umleitete, eigentlich natürlichen kosmischen Vorgängen entsprungen war - ohne jedoch auch natürlich entstanden zu sein. Irgend jemand hatte da schon nachgeholfen, aber der Funkschild war sozusagen potentiell

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