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147 - Stunde X

147 - Stunde X

Titel: 147 - Stunde X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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»Wudan, sei mir gnädig…« Langsam wich er zurück. Vier oder fünf Schritte brachte er zwischen sich und den leblosen Körper, dann blieb er stehen und sank in die Knie. Seine Unterkiefer bebten, seine Augen wurden feucht, Tränen versickerten im schwarzen Gestrüpp seines Bartes. Er sank vornüber, bohrte die Stirn in den Sand und weinte.
    Lange verharrte er so und trauerte. Die Sonne brannte in seinen Nacken, doch er spürte es nicht. Irgendwann richtete er sich auf den Knien auf. Er stöhnte, wischte sich die Tränen aus den Augen. Tief musste er seufzen. Seine Haut sah aus wie feuchter Lehm, seine Lider wie verbrannt.
    Ein paar Atemzüge lang dachte er nach. Es fiel ihm schwer, immer wieder schüttelte er den Kopf, als könnte er nicht fassen, was er da, fünf Schritte entfernt, vor sich im Sand liegen sah.
    Endlich erhob er sich. Er zog sein Schwert, ging auf den leblosen Körper zu, beugte sich wieder zu dessen Schädel hinunter und griff in das verklebte, verdreckte Langhaar…
    ***
    Washington, Anfang September 2521
    Der Präsident beobachtete missmutig den Mann auf dem Monitor. Die Kameras in der Gangdecke vor dem Hochsicherheitstrakt hatten ihn im Okular, seit er den Lift verlassen hatte. Lieutenant Allan Dunwich war sein neuer Adjutant.
    Wie immer ging er hektisch und mit kurzen Schritten, wie immer hielt er sich so kerzengerade, als schmerzte ihn seine Lendenwirbelsäule, und wie immer war ein rechter Winkel in den Bewegungen seiner Arme und Beine. Da war nichts Auffälliges an dem Lieutenant, und dennoch – seltsam! – ahnte der General, dass Dunwich schwerwiegende Nachrichten brachte.
    Er lehnte sich zurück. Im zweiten Monitor tauchte Dunwich vor dem Hauptschott auf. Der mittelgroße Mann mit dem kurzen Blondhaar legte seine Handfläche auf den Sensor.
    General Crows Blick wanderte von der Monitorwand zur Weltkarte auf der rechten Seite des Raumes hinüber. »Ist es endlich so weit…?«, murmelte er. Er fasste das große Binnengewässer in Zentralasien ins Auge. Wehmut stieg ihm in die Brust. »Ich glaube, es ist so weit, Liebes…«
    »Lieutenant Dunwich, Sir«, schnarrte die Stimme seiner Sekretärin aus der Sprechanlage.
    »Soll reinkommen.« Crow beugte sich vor und faltete seine knochigen Hände auf dem Schreibtisch; große Hände mit einem Geflecht violetter Venen.
    Die Tür zu seinem Büro öffnete sich, Dunwich trat ein und nahm Haltung an. Crow wies auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch. Sein Adjutant rührte sich und nahm Platz.
    Seit zehn Tagen erst arbeitete Allen Dunwich als Adjutant für den General und Präsidenten Arthur Crow. Crow wollte es scheinen, als wüchse der Sechsunddreißigjährige schnell in seine Rolle hinein. Wesentlich schneller jedenfalls als seine Vorgänger.
    Ramon Garcia hatte erst nach zwei Jahren Dienst Anzeichen von Tauglichkeit bewiesen. Nun, kein Wunder: Die Person, aus der nach zwei Jahren Drill beim ersten Mann des Staates nicht ein halbwegs brauchbarer Soldat geworden war, musste erst noch geboren werden.
    Nun, Garcia war inzwischen tot, bei einer Geheimmission am Kratersee draufgegangen, und seine Nachfolgerin Ayris Grover hatte sich als Tretmine erwiesen. Leider war sie vor ihrer Entschärfung geflohen. Und hatte sich gut versteckt. Die
    »Winterkrieger«, eine Eingreiftruppe der WCA, hatte auch nach zwei Wochen noch keine Spur von ihr gefunden.
    Was Dunwich betraf, hegte Crow die Hoffnung, zur Abwechslung einmal keinen Fehlgriff getan zu haben.
    »Ein Funkruf über das ISS-Relais«, sagte der Neue. Der Lieutenant war ziemlich blass heute, fiel Crow auf. »Eine Nachricht aus London.«
    Der General lehnte sich zurück. Hatte seine Ahnung ihn also nicht getrogen. »Ich höre.«
    Sein wievielter Adjutant war Dunwich eigentlich? Sein vierter? Oder schon sein fünfter? Die hohe Fluktuation auf diesem Posten hatte sich unter den WCA-Offizieren herumgesprochen. Niemand hatte auf die Ausschreibung reagiert. Colonel Brand musste drei »Freiwillige« bestimmen.
    Crow hatte sich dann für den Blonden entschieden.
    »Die Bedrohung durch diese… Daa’muren scheint sich zu verdichten, Sir«, meldete Dunwich. »Die Allianz organisiert einen großen Kriegsrat mit Abgesandten aller Verbündeten und bittet um Ihre Anwesenheit!«
    Die Sache regt ihn auf, dachte Crow. Er hat nicht die Nerven für derartige geschichtliche Umwälzungen. Er drehte seinen Sessel zur Seite, stand auf und schritt zur Wand mit der Weltkarte. »Noch was?«
    »London erwartet möglichst rasch

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