1457 - Bomben für Topsid
verdammte Amulett war noch schlimmer. Endlich wurde ihm klar, was zehn Wochen bedeuten konnten.
*
Er fing den Trinkmank ein und verstaute das Bündel im Rucksack.
Es dämmerte bereits. Bald mußten die weiße Sonne und ihr kleinerer, violetter Begleiter aufgehen und farbige Lichtkaskaden über die Stadt werfen.
Gambkasst würde erwachen, erneut würden die Einwohner durch die Straßen der Stadt laufen und dabei ihren Geschäften nachgehen.
Er aber wollte schon vorher einen Zug besteigen. Dämmerung...
Es war die richtige Zeit für Postzüge.
Die Station lag nicht weit entfernt.
Shrukmes folgte einfach den eingezäunten Schienen, bis er das riesige Gebäude gefunden hatte.
Auch dort versperrten Wachen den Eingang. Versperren war vielleicht das falsche Wort; denn jedermann durfte sich frei hinein- und hinausbewegen. Nur für ihn galt das nicht. Er sah, wie eine der als Ahker verkleideten Personen eine Fotografie hob und ab und zu mit Passanten verglich.
Nein, er mußte auf anderem Weg hinein.
Shrukmes schlich eine halbe Stunde lang um das Gebäude. Am Ende sah er nur eine Möglichkeit: Er lief ein paar hundert Meter zurück und überkletterte an einer schwer übersichtlichen Stelle die Umzäunung.
Dann folgte er geduckt den Gleisen. Wenn jetzt nur kein Zug käme! Sonst würde das stählerne Ungetüm ihn überrollen.
Shrukmes schimpfte leise vor sich hin.
Alles nur, weil er sich vor einem Monat im Dorf nicht früh genug gedrückt hatte.
Von hinten näherte sich ein leises Geräusch. Innerhalb weniger Sekunden wuchs es zu deutlichem Zischen, und dann wurde ein nahes Grollen daraus. Ein Zug!
Nun kam tatsächlich ein Zug!
Er hatte keine Wahl mehr. Die Zeit reichte nicht, eine verlassene Ecke zu suchen und den Zaun zu überklettern. Aber das Stationsgebäude befand sich in der Nähe. Ein paar hundert Meter nur noch - in schnellem Sprint ein paar Sekunden...
Shrukmes rannte los.
Er ließ seinen Rucksack fallen, stockte erschrocken mitten im Lauf und kehrte um.
Was trieb ihn zu solchem Irrsinn? Er wußte es selbst nicht. Womöglich war der Trinkmank schuld, vielleicht hatte er an dem Vogelwesen einen Narren gefressen.
Soeben bog der Zug um die letzte Biegung. Shrukmes warf sich das Bündel über. Er sprang von Bohle zu Bohle und näherte sich dabei dem Bahnhof. Unter seinen Füßen vibrierten die Gleise. Er wagte nicht, sich umzudrehen. Inzwischen mußten die Zugführer ihn gesehen haben, aber zur Not ging er als Gleisarbeiter durch, der die Zeit vergessen hatte...
Und wenn es so war, warum stoppten sie nicht?
Ein paar Meter noch.
Skrukmes holte das Letzte aus sich heraus. Mit dem Schwanz holte er Schwung, sprang mit den unteren Gliedmaßen gleichzeitig ab und landete auf dem Bahnsteig. Direkt neben ihm donnerte qualmend und mit Gestampf die Lokomotive herein. Deshalb hatte sie nicht gestoppt! Es war unmöglich, einen solchen Berg aus Eisen und Blech rasch genug zu bremsen.
Glück gehabt, dachte Shrukmes. Jetzt brauchte er nur noch ein Versteck.
Hoffentlich kam die Zugmannschaft nicht auf die Idee, ihn zu melden. Und wenn - bis dahin mußte er verschwunden sein.
Durchdringendes Kreischen erfüllte die Halle. Neben ihm kam die lange Reihe der Waggons langsam zum Stillstand. Ein letzter Ruck, dann hielt der Zug. Sollte er in eines der Abteile eindringen? Er dachte nicht einmal daran, sich eine Fahrkarte zu beschaffen. Unter diesen Umständen war es zu gefährlich.
Er hatte so viel über Züge gelesen.
Weshalb zahlte es sich jetzt nicht aus? Er als Schriftgelehrter mußte doch Bescheid wissen... Und tatsächlich erinnerte sich Shrukmes. Er wußte einiges über den technischen Aufbau dieser Wunderwerke.
Die Waggons lagerten auf beweglichen, stark gefederten Achsen. Gegen aufgewirbelte Steine schützte von unten ein Gitter.
Shrukmes traf seine Entscheidung blitzschnell. Schon belebte sich der Bahnsteig, er hatte wenig Zeit.
Er sprang in eine breite Nische, die die Schienen barg, bückte sich und huschte unter den letzten Wagen. In der Tat, das Schutzgitter war engmaschig genug. Es bedeckte den gesamten Boden und die Achsen.
Reichte der Platz? Ja... Jedenfalls dann, wenn er keine Ansprüche an die Reisequalität stellte.
Er schob seinen Rucksack in den Zwischenraum und zwängte sich selbst hinterher. Nun mußte der Trinkmank ohne Nahrung auskommen, bis das Ziel der Reise erreicht war. Und Shrukmes hatte nicht die Absicht, allzu früh auszusteigen.
Je weiter er sich entfernte, desto
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