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039 - Tod in der grünen Hölle

039 - Tod in der grünen Hölle

Titel: 039 - Tod in der grünen Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Roman Lipwitz wollte seinen Augen nicht trauen, als er die Stadt im Dschungel sah. Unmittelbar bei dem Lagerplatz der neun Männer vom Suchkommando war sie entstanden, wo am Tag zuvor nur Dschungel gewesen war. Die Männer standen im dichten, verfilzten Unterholz am Rande der riesigen Lichtung.
    »Das ist El Dorado, die sagenhafte Hauptstadt des Inkareiches«, flüsterte Roger Ballard, der ebenso wie Roman Lipwitz ein Mitglied von Jeff Parkers Playboy-Clique war. Außer den beiden gehörten die brasilianischen Mischlinge Calo und Jorge und fünf indianische Träger zum Suchtrupp.
    »El Dorado habe ich mir immer etwas größer vorgestellt«, meinte Lipwitz skeptisch. »Das hier sind nur vierzig Gebäude und eine Vierkantpyramide.«
    Sie spähten durch das Fernglas.
    »Aber sieh doch nur, wie groß die Gebäude sind!« sagte Ballard. »Die Pyramide ist sicher dreißig Meter hoch. Ich möchte wissen, wie diese riesigen Steinblöcke in den Dschungel gekommen sind. Fugenlos und ganz ohne Mörtel sind sie zusammengefügt.«
    Die Indios tuschelten aufgeregt miteinander. Tiquito, ihr Sprecher, trat vor Lipwitz und Ballard hin. Äußerlich konnte man sich keinen größeren Gegensatz vorstellen als den kleinen, krummbeinigen Lipwitz mit seinem krausen, schwarzen Haar und den zusammengewachsenen Brauen und den blonden schlaksigen, über ein Meter neunzig großen Ballard. Aber die beiden verstanden sich gut. Sie genossen das Leben in vollen Zügen und machten sich mit Gott und der Welt ihren Spaß. Der Anblick der aus dem Nichts entstandenen Stadt hatte den beiden Playboys aber doch einen Moment den Atem verschlagen.
    »Böser Ort«, sagte der stämmige Indio Tiquito. »Wir nicht hierbleiben. Schnell weggehen. Sonst alle verloren. Die Überlieferung sagt, Geisterstadt ist verflucht.«
    Er sprach nur gebrochen Spanisch. Lipwitz, der Sohn eines kolumbianischen Diplomaten, verstand ihn. Ballard sprach als typischer Amerikaner nur Englisch und hatte kein Wort mitbekommen; er konnte sich aber denken, worum es ging. Auch die beiden Mischlingsführer schauten äußerst unbehaglich drein.
    »Ihr kennt diese Stadt?« fragte Lipwitz den stämmigen Indio.
    »Eure Überlieferungen sprechen davon? Erzähl mir mehr darüber.«
    Tiquito spuckte aus. Er trug ein zerlumptes Wollhemd und eine ausgefranste Hose. Das strähnige, blauschwarze Haar war in der Mitte gescheitelt und umrahmte ein rundes Gesicht.
    »Stadt kommen und verschwinden«, sagte er mit kehliger Stimme. »Viele Männer sehen – alle sterben. Böse Dinge geschehen. Hier schlimmer Geist in Dschungel.«
    Lipwitz schaute durchs Fernglas zur Stadt hinüber. Keine Menschenseele war auf den breiten Straßen zu sehen. Die Parks waren verlassen. Es war keine Ruinenstadt, im Gegenteil, die mächtigen Gebäude schienen nicht älter als einige Jahre zu sein; kein Unkraut wucherte auf den Straßen.
    Lipwitz wurde es unbehaglich, als er die Dschungelstadt anschaute, ohne daß er erklären konnte, weshalb.
    »Wenn die Männer alle gestorben sind«, sagte er und setzte das Fernglas ab und sah Tiquito scharf an, »woher wißt ihr dann überhaupt etwas von dieser Stadt?«
    »Ein paar nicht gleich gestorben«, sagte Tiquito, und sein rotbraunes Gesicht war fahl vor Angst. »Sie verrückt geworden und bei Nacht nie mehr geschlafen aus Angst vor Geistern. Sie nicht mehr lange gelebt. Geister haben sie gerufen. Und eines Nachts sie spurlos verschwunden.« Er verstummte.
    »Was sagt er?« wollte Ballard wissen.
    »Dummes Geschwätz.« Lipwitz trat von einem Bein auf das andere. »Wir sehen uns die Stadt an.«
    Plötzlich wußte er, was mit der Stadt und der riesigen Lichtung, auf der sie stand, nicht stimmte. Der Dschungel ringsum brodelte; Myriaden von Insekten summten, Affen schrien in den Bäumen und Vogel- und Tierstimmen waren zu hören. Auf der Lichtung, im Gestrüpp und zwischen den hohen Farnen regte sich aber nichts. Es war, als seien alle Tiere und sogar die Insekten aus dem Umkreis der geheimnisvollen Dschungelstadt geflohen.
    »Mir gefällt das ganz und gar nicht«, sagte Calo, der ältere der beiden lederhäutigen Mestizen. »Ich finde, wir sollten uns so schnell wie möglich verdrücken.«
    Lipwitz übersetzte es Ballard, doch der schüttelte heftig den Kopf.
    »Seit zwei Tagen lassen wir uns von Moskitos und allem möglichen Ungeziefer auffressen, schlagen uns mit Panthern, Schlangen und Giftspinnen herum, und nun, wo wir endlich etwas vor uns sehen, sollen wir wieder abhauen? Niemals!

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