146 - Der Horror-Butler
nahe waren, bestätigte sich.
Der Lichtkegel der Taschenlampe, schon sehr
schwach, stach nicht mehr ins Leere, sondern traf plötzlich auf eine Wand. Im
ersten Moment meinte Larry noch, daß der Stollen nur einen Knick mache, aber
weder rechts noch links ging es weiter.
Vorsichtig setzte Brent Mortimer Callan ab.
Mit leuchtenden Augen betrachtete der Agent die schwarze, aus großen
Quadersteinen bestehende Wand. »Wir haben’s geschafft, Mortimer !« stieß er hervor.
»Wir sind in einer ... Sackgasse angekommen,
das ist alles !«
»Sie sind mir zu pessimistisch, Mortimer.
Kein Mensch baut einen solchen Stollen ohne Grund, und es ist kaum anzunehmen,
daß seit Ihrer Anwesenheit hier unten der Zugang zugeschüttet wurde .«
Hastig glitten Larrys Hände über die kalten
Wände und klopften sie ab. Er lauschte dem Klang der Klopfzeichen. Sie hörten
sich alle gleich an. Er entdeckte keinen Hohlraum, wie erhofft
...
»Ich hatte recht, Larry. Wer weiß, wie ich
hier hereingekommen bin ... Geben Sie’s auf, schonen Sie Ihre Kräfte !«
Aber ein Mann wie Larry Brent gab nicht so
schnell auf. Er führte die Spitze des kleinen Messers in die Fugen und suchte
nach einem verborgenen Mechanismus. Er drückte auf einen Quader nach dem
anderen, in der Hoffnung, daß hinter einem ein solcher Mechanismus verborgen
läge.
Nichts...
Da klopfte er noch mal die Wand ab. Stein für
Stein, und plötzlich war es ihm, als würde sich der Klang des einen
Klopfzeichens vom anderen unterscheiden.
Diesen Quader, der sich in halber Höhe
befand, nahm er sich vor und entdeckte, daß die Fugen frei und nicht
nachträglich mit Erde verschmiert waren.
Wortlos begann X-RAY-3 mit der Arbeit. Dieser
Stein, das wußte er plötzlich genau, war der Zugang. Der Mechanismus ließ sich
aber nur von der entgegengesetzten Seite betätigen. Von dieser Seite aus mußte
grobe Kraft eingesetzt werden.
Brent arbeitete unablässig, geriet ins
Schwitzen und außer Atem. Vor seinen Augen flimmerte die Luft. Kein Wunder bei
der Sauerstoffarmut im Stollen.
Aber X-RAY-3 ließ nicht locker. Er schob
seine Finger zwischen die Fugen, und dann gelang es ihm, den Quader zu
verschieben. Dahinter befand sich ein Hohlraum.
Larry leuchtete hinein.
Der Lichtstrahl erfaßte einen Schacht, in dem
steil eine steinerne Treppe nach oben ins Ungewisse führte.
Mit aller Kraft zog er den Quader so weit
herum, daß dieser Übergewicht bekam und von der Kante abrutschte. Mit einem
Sprung brachte Larry sich in Sicherheit, und der Quader krachte dumpf auf den
Boden.
Das Loch in der Wand war groß genug, um
hindurchzuschlüpfen. Und das tat Larry Brent. Auf der anderen Seite entdeckte
er den Mechanismus. Es handelte sich um ein primitives Holzrad, das schon
morsch und faulig war, und das er nach links drehte. Die Tür aus Stein wich
zentimeterweise nach innen zurück. Nur von dieser Seite aus ließ sie sich in
Bewegung setzen und öffnen.
Callan taumelte auf ihn zu. »Es ist unfaßbar,
Larry! Ich kann’s nicht glauben !« Er war ganz aus dem
Häuschen.
Die Batterie der Taschenlampe war schon so
schwach, daß nur noch ein funzliges Licht leuchtete. Das reichte nicht mehr
aus, die scheinbar endlos nach oben führenden Stufen auszuleuchten.
»Ich sehe mich um, Mortimer. Bleiben Sie so
lange hier und ruhen Sie sich aus ... Ich will wissen, ob die Luft da oben rein
ist. Wenn ich die Hände frei habe, hole ich sie .«
Mortimer Callan nickte aufgeregt. »Hals- und
Beinbruch!«
Larry lächelte. Er sah abgespannt aus, und
der Schweiß stand auf seiner Stirn. »Es wird schon schiefgehen, Mortimer.
Spätestens in dem Moment, wenn die Geheimtür ins Schlafzimmer von Lady und Lord
Everthon mündet... Ich hoffe, daß Lord Jerome mich nicht für einen versteckt
gehaltenen Liebhaber seiner Frau hält - und mich nicht gleich zum Duell
auffordert .«
*
Sie hatte ein Beruhigungs- und kein
Schlafmittel genommen.
Von Anfang an war Diana Wilburn sich darüber
im klaren, daß sie sich nicht betäuben wollte. Sie mußte wissen, woran sie
wirklich war.
Sie hatte sich ins Bett bringen lassen, und
Milton war bei ihr geblieben. Er war eingeschlafen, im Gegensatz zu ihr, die
sich nur schlafend gestellt hatte.
Das Verhalten von James ging ihr nicht aus
dem Kopf.
Vorsichtig glitt die junge Frau aus dem Bett.
Sie griff nach ihrem Morgenmantel und huschte auf Zehenspitzen aus dem Zimmer.
Sie verursachte dabei kein Geräusch.
Im Schloß war es totenstill.
Neben dem Eingang zur Küche
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