1527 - Phantom der Hölle
polternde Geräusche hinterließen, wenn sie gegeneinander stießen.
Doch auch das hörte auf. Nicht sofort, aber intervallartig, und es trat eine Ruhe ein, die den einsamen Augenzeugen irritierte.
Aus dem Loch war nichts mehr zu hören, nur die ewigen Geräusche der Autobahn ließen nicht nach.
Der Schweiß auf seiner Haut war zu einer kalten Schicht getrocknet.
Max fand allmählich wieder zu sich und merkte dabei, dass der Druck in seiner Brust etwas nachließ. Er hatte das Gefühl, als würde ein starker Ring gesprengt.
Dass er mit sich selbst sprach, wurde ihm kaum bewusst. Er wusste auch nicht, was er sagte. Es war alles so anders geworden. In seinem Hinterkopf tuckerte es, die Nerven lagen bei ihm nach wie vor blank, aber er fand schließlich den Mut, einen Schritt nach vorn zu gehen, um einen Blick in das Loch zu werfen.
Die Entfernung reichte noch nicht aus. Er musste näher heran, was ihm nicht leicht fiel, denn er dachte daran, dass das Erdreich nachgeben und ihn mit in die Tiefe reißen könnte.
Nein, das ist kein Erdbeben gewesen!, schoss es ihm durch den Kopf.
Gab es solche tektonischen Veränderungen im Boden, die so eng lokal begrenzt blieben?
Irgendetwas geschah unter der Erde, und es hatte sich dabei bewegt, sodass es wanderte. Vielleicht ein Druck aus Gasen, die sich angesammelt und nun einen Ausweg gefunden hatten, um sich zu befreien. Dabei hatten sie eine Zerstörung hinterlassen, aber das Finale war erreicht. Und es hatte an einem recht einsamen Ort stattgefunden.
Nicht auszudenken, wenn es auf der Autobahn passiert wäre. Das hätte zu einem Chaos ohnegleichen geführt.
Er wagte sich noch näher an den Rand heran. Und jetzt wurde sein Blick besser. Er konnte in die Tiefe schauen und glaubte sogar, den Grund sehen zu können.
Schwärze war unter ihm. Er stellte fest, dass dieses Loch ein Trichter war, der sich nach unten hin verengte.
Und dort? Was gab es dort?
Noch war es nicht so genau zu erkennen. Dafür sah er etwas anderes, war sich aber noch nicht sicher.
In der Tiefe des Trichters bewegte sich etwas. Ein Geräusch war dabei nicht zu hören. Dafür war die Schwärze in Bewegung geraten. Es sah aus, als würde sie sich rasend schnell um die eigene Achse drehen.
Max Schwarzer wunderte sich über sich selbst, dass er sich so nahe an diese gefährliche Stelle herantraute. In seinem Innern hatte er eine Grenze überwunden, und jetzt wollte er alles genau wissen.
Das Licht der Autoscheinwerfer fiel über die Öffnung hinweg. Leider leuchtete es nicht tief in den Trichter hinein, es schwamm im oberen Drittel. Doch er hätte gern in die Tiefe geschaut.
Geirrt hatte er sich nicht.
Die Drehungen waren noch vorhanden, und sie waren auch schneller geworden. Er vernahm ein hohl klingendes Pfeifen, das seine Ohren malträtierte, und plötzlich war alles anders.
Aus der Tiefe löste sich ein Schatten und jagte in die Höhe.
Max Schwarzer schrie auf.
Er warf sich zurück bis gegen seinen Truck und schaute von dort aus einem Vorgang zu, der ihn an seinem Glauben zweifeln ließ…
***
Im trichterförmigen Loch war es mit der Ruhe vorbei.
Ein Heulen, ein Schreien und Pfeifen waren dort entstanden, als wäre ein böser Wind hineingefegt. Dort mussten Kräfte toben, die kein Mensch beherrschen konnte. Da konnte man nur zuschauen und hoffen, dass der Kelch an einem vorbeiging.
Das Pfeifen blieb. Schrille Flötenmelodien schienen sich zusammengefunden zu haben, um diese Laute zu erzeugen. Das war unheimlich und grauenvoll, aber das Finale stand dem einsamen Zeugen noch bevor.
Bisher hatte er nur gesehen, dass sich im Loch etwas tat, aber er hätte nie gedacht, dass es etwas geben könnte, was in seiner Tiefe gelauert hatte, um sich endlich befreien zu können. Plötzlich schoss es hervor!
»Nein!« Nur dieses eine Wort brachte er über seine Lippen. Mehr nicht, denn dann stockte ihm der Atem.
Aus dem Loch war ein riesiges dunkles Etwas geschossen. Ein finsterer, lang gezogener Schatten, der sich in den folgenden Sekunden veränderte, denn er verwandelte sich in eine menschliche Gestalt.
Keine Täuschung! Das war ein menschlicher Körper!
Max Schwarzer hielt den Atem an. Nur seine Augen weiteten sich noch mehr.
Er hatte vorhin schon etwas erlebt, das es nicht geben konnte, und nun wurde er Zeuge eines zweiten Phänomens, für das er ebenfalls keine Erklärung hatte.
War das ein Mensch?
Er sah so aus. Er hatte einen Körper mit breiten Schultern, Armen, Beinen und Füßen, und in
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