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1542 - Mission auf Vaar

Titel: 1542 - Mission auf Vaar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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auf einem schmalen Grat. Auf einer Seite des Grates lauerte der Wahnsinn; auf der anderen Seite lockte die Erfüllung ihrer Träume und Sehnsüchte, aber auch der Tod. Der Tod einer der beiden Persönlichkeiten, die in ihrem Geist miteinander um die Vorherrschaft kämpften; der Tod der Terranerin Eirene.
    Zwar hatte sie den Abschied von dieser Persönlichkeit längst vollzogen, doch das war ohne Beteiligung ihres Unterbewußtseins erfolgt und deshalb irrelevant. Es konnte auch nicht anders sein, solange ihre Metamorphose nicht abgeschlossen war und ihre andere Persönlichkeit, die Persönlichkeit des Nakken Idinyphe, nicht fähig war, zu dominieren.
    Nur im Zustand der Bewußtseinsverdunkelung war ihr Geist fähig, sich über die Hürden der Realitäten hinwegzusetzen und mit der Ganzheit von Bewußtsein und Unterbewußtsein die Erfüllung zu wollen: den endgültigen Vollzug der Metamorphose.
    Doch in dem Moment, da sie diesen Entschluß faßte, wurde ihr Wille gebrochen. Sie hatte das Gefühl, als wäre ein Kübel Eiswasser über ihren nackten Körper ausgeschüttet worden.
    Sie schrie - und in dem Schrei lag all ihre Enttäuschung über den Fehlschlag. Ihre Metamorphose hatte sich nicht vollendet, sondern war auf demselben Stand geblieben wie vorher.
    Nach und nach jedoch beruhigte sich Idinyphe wieder. Die Vernunft und die hohe Intelligenz, die normalerweise ihren Geist regierten, übernahmen wieder die Herrschaft.
    Sie konnte mit einigermaßen kühler Überlegung nach dem Grund des Fehlschlags suchen - obwohl sich im Hintergrund ihres Bewußtseins schon die Erkenntnis abzeichnete, daß ein Gelingen gar nicht möglich gewesen wäre, weil ihre Metamorphose eine bestimmte Zeit bis zur Vollendung brauchte.
    Und sie fand den Grund.
    Der Cybermed ihres SERUNS mußte logischerweise auf ihr irrationales Verhalten und ihre geistige Störung reagiert haben, um bleibende Schäden von ihr abzuwenden. Er hatte ihr ganz sicher ein Dutzend oder mehr Injektionen verschiedener Psychopharmaka und Biofunktionsstabilisatoren verabreicht. Sie spürte noch immer ein schwaches Wärmegefühl an den Stellen, an denen sich die Hochdruckinjektionsdüsen gegen ihre Haut gepreßt hatten. „Das war vielleicht richtig, aber brutal, Pikosyn", sagte sie zum Minisyntron ihres SERUNS. „Es diente der Erhaltung des menschlichen Organismus", erklärte der Pikosyn. „Aber ich bin kein Mensch!" protestierte Idinyphe, allerdings nur halbherzig, denn sie wußte, daß ihre Behauptung auf unsicheren Füßen stand. Doch die Wirkung der verabreichten Psychopharmaka verwischte in ihrem Bewußtsein die Grenze zwischen Wunschvorstellung und Realität. „Verkrieche dich nicht in dir!" mahnte der Pikosyn. „Und auch nicht in mir! Nimm Kontakt mit unserer Umwelt auf!"
    Sie gehorchte mit einiger Verzögerung.
    Als sie die Augen öffnete und sich auch nicht länger gegen die akustischen Wahrnehmungen verschloß, die von den Außenmikrofonen ins Innere des SERUNS übertragen wurden, sah sie, wo sie sich befand.
    Sie lag auf einer Decke unterhalb des Dreizackrumpfs der ANEZVAR - umringt von Raman Ukbar, Bogy und dem Siganesen-Paar, das allerdings nicht auf dem Boden stand, sondern auf einer Handfläche des modifizierten Daniel-Roboters.
    Vorsichtig richtete sie sich auf. Zu ihrer Verwunderung tat ihr nichts weh dabei. „Was war los?" fragte sie die Freunde. „Wie kam mein SERUN aus dem Schiff? Und wie kam ich in meinen SERUN?"
    „Du hattest einen Anfall", berichtete der Abgesandte von Dynastu. „Wir mußten das Schlimmste befürchten.
    Natürlich hätten wir eine Ambulanz rufen können, aber ich wußte von dir, daß sich an Bord des Nakkenschiffs dein SERUN befand - und in Soforthilfe ist ein SERUN immer besser als Notärzte und Kliniken, denn sein Cybermed kennt die Physis und die Psyche des SERUN-Trägers in- und auswendig."
    „Es tut mir leid, wenn ich euch erschreckt und Schwierigkeiten bereitet habe", sagte Idinyphe und kam mit Bogys Hilfe wieder auf die Füße. Ihr wurde dabei schwarz vor Augen, doch das ging schnell vorüber. „Du konntest bestimmt nichts dafür", erwiderte Raman. „Die größten Schwierigkeiten hatten wir mit der ANEZVAR. Ihr Syntronverbund weigerte sich, jemand außer dir einzulassen. Nur du und Willom wären dazu autorisiert, erklärte er. Mir blieb weiter nichts übrig, als dir meinen Strahler an die Schläfe zu halten und dem Schiff damit zu drohen, dich zu töten. Auf diese Weise erzwang ich mir zwar keinen Zutritt, aber

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