1542 - Mission auf Vaar
noch eine andere Möglichkeit. Sie klang zwar phantastisch, bot aber dafür die einzige logische Erklärung.
Jemand hatte dafür gesorgt, daß Idinyphe nach Vaar flog, weil er sie dort kontaktieren wollte.
Und der Nakk ahnte bereits, wie der Unbekannte das angestellt hatte. Dieser Gedankengang war allmählich in ihm gereift, seit Paschtuur die Möglichkeit erwogen hatte, daß der zweite Teil der auf dem Chirxiil-Fragment aufgeprägten Botschaft überhaupt keinen Informationsgehalt besaß. Er diente lediglich dazu, ein Rätsel aufzugeben - und da der erste Teil der Botschaft nach Vaar wies, durfte der Unbekannte erwarten, daß Idinyphe und ihre Mentor auf Vaar und nicht woanders versuchen würden, mit Hilfe von Großsyntrons den zweiten Teil zu entschlüsseln. Er hatte dann auf Vaar nur noch darauf zu warten brauchen, daß dieser zweite Teil in der Vernetzung der planetarischen Syntrons auftauchte.
Als Signal für die Anwesenheit seiner Opfer.
Beziehungsweise seines Opfers, denn offenkundig hieß sein Opfer nicht Willom, sondern Idinyphe. Willom erinnerte sich noch genau daran, was er gesagt hatte, als ihm die ersten Bedenken wegen des Hinweises auf Vaar gekommen waren: Die Wahrscheinlichkeit, daß ich an das Chirxiil-Fragment herankam, war größer als die, daß ein anderer Nakk darankam - und ich unterscheide mich von allen anderen Nakken dadurch, daß ich mit dir zusammen bin. Möglicherweise war das das Kriterium für die gezielte Auslese.
Willom kämpfte gegen einen Schwächeanfall, der durch eine Serie von Störungen in seiner High-Tech-Komponente hervorgerufen wurde. Der Pilz vermehrte sich immer schneller und störte anscheinend indirekt die Funktionen, die die Verarbeitung der 5-D-Wahrnehmungen der organischen Komponente unterstützten.
Plötzlich ahnte er intuitiv, daß es nicht der Chirxiil-Pilz allein war, der ihn handlungsunfähig zu machen drohte.
Damals, in der großen Höhle im Innern Chirxiils, hatte er das Fragment mit Hilfe seiner 5-D-Sinne „betrachtet" - und zwar einige Stunden lang. So lange nämlich, wie die zwölf Chirxiil-Blues, die sich bei dem Himmlischen Stück eingefunden hatten, für die Abhaltung einer Zeremonie benötigten. Während dieser Zeitspanne hatte die psionische Strahlung des Fragments sein Bewußtsein dermaßen verwirrt, daß er später beinahe nicht zum Schiff zurückfand. Idinyphe hatte es ihm gleich gesagt, doch zu jener Zeit war er noch nicht bereit gewesen, es sich einzugestehen.
Denn da hatte er nicht daran gezweifelt, daß es die Superintelligenz ES gewesen war - und niemand anderes als ES -, die das Fragment zur Durchsetzung ihrer Ziele benutzte.
Jetzt, da er annehmen mußte, daß jemand der ultrahochfrequenten Trägerwelle des Fragments eine fünfdimensionale Modulation aufgeprägt hatte, die nur von einem Nakken mit seinen 5-D-Sinnen aufgespürt werden konnte - und da dieser Nakk nach Lage der Dinge nur er, Willom, sein konnte und zwar in Begleitung von Idinyphe, hielt er es auch für möglich, daß der unbekannte Jemand dafür gesorgt hatte, daß die Ausstrahlung dieser Modulation die Immunsysteme seiner beiden Komponenten so schwächte, daß er früher oder später durch Umwelteinwirkungen dahinsiechte und starb.
Denn dieser Jemand mußte ungeahnte Möglichkeiten besitzen, weil er ungeheure Macht besaß.
Anders war es nicht zu erklären, daß er das von der Superintelligenz hinterlassene Fragment so zu manipulieren vermochte, daß es seinen finsteren Plänen diente.
Der Nakk versteinerte innerlich, als er sich vorstellte, was eine solche skurpellose Macht für Unheil über viele Galaxien und viele Zivilisationen bringen konnte.
Was für eine Rolle Idinyphe dabei nach dem Willen der Macht spielen sollte, vermochte sich Willom nicht auszudenken. Ihm wurde nur klar, daß sie drauf und dran war, sich im Netz jener Macht zu fangen.
Und er würde bald nicht mehr in der Lage sein, ihr zu helfen.
Folglich mußte er den Unbekannten zuvorkommen.
Willom kämpfte gegen die Dunkelheit an, die seine 5-D-Sinne bedrohte. Nach und nach gelang es ihm, mit der Kraft seines Willens das Schlimmste zu verhüten. Er wußte, daß es vielleicht seine letzte Chance war, der Erleuchteten zu helfen. Er wußte aber auch, daß seine ohnehin geschwächten Kräfte bei der ungeheuerlichen Anstrengung, die ihn sein Vorhaben kosten würde, sich verzehren konnten. Das durfte nicht sein; dennoch gab es keinen Ausweg aus dem Dilemma: Er mußte alles riskieren. Zuerst aber brauchte er
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