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1557 - Die Bionten von Drumbar

Titel: 1557 - Die Bionten von Drumbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schon, warum er die Ertruser nicht am Bau haben wollte.
    Es gab ungefähr vierzig von ihnen in der Siedlung Ybor. Sie gehörten zu jenen Genexperimenten, die noch am ehesten als geglückt angesehen werden durften. Die Ertruser waren über zweifünfzig groß, unglaublich aufgeschwemmt und verfügten über gewaltige Körperkräfte. Dagegen fehlte ihrem Naturell jede Aggressivität. Sie waren lammfromme, gutmütige Burschen. Weder besonders intelligent, nicht einmal am niedrigen Biontenmaßstab gemessen, noch völlig untauglich. Und auf den Feldern leisteten sie trotz grausam deformierter Glieder gute Arbeit.
    Nur an Aufgaben, die Fingerspitzengefühl erforderten, ließ der Vorsteher sie nicht gern heran.
    Hoch am Himmel stand die Sonne Uliha, weißgelb und um diese Zeit von gleißender Strahlungsintensität. Faragit beschirmte mit einer Hand seine Augen. „Nun redet mal, ihr zwei! Was ist denn los?"
    „Lal und Wieking sind weg", sagte Mic. Der andere war kalkweiß im Gesicht, seine groben Poren waren von Schweißtröpfchen umsäumt „Ja", ergänzte Garvas aufgeregt, „verschwunden. Wir können sie nicht wiederfinden."
    „Na und?" Faragit verstand die ganze Panik nicht. „Laßt sie doch ruhig ein paar Stunden allein. Vielleicht haben sie Spaß zusammen, nicht wahr?"
    Verschwörerisch grinste er Mic und Garvas zu. „Nein nein", wehrte sich Mic mit gequälter Miene. „Nicht, was du denkst. Wieking ist ein Neutrum. Die beiden sind bloß Freunde.
    Deswegen haben wir ja soviel Angst."
    „Deswegen?" wiederholte er verständnislos. „Ja, Vorsteher Faragit! Eben weil dieser Grund wegfällt Lal und Wieking sind die klügsten von uns Ertrusern. Sie würden nie weggehen, ohne ein Wort zu sagen."
    „Wir glauben", fügte Garvas hinzu, wobei seine Stimme zu einem Wispern herabsank, „daß sie weggebracht wurden. Entführt, Faragit!
    Oder getötet."
    Der Vorsteher lachte laut.
    Dabei gab er wenig darauf, daß die Riesen zusammenzuckten und furchtsame Blicke in die Runde warfen. Der Stadtrand von Ybor war hundert Meter entfernt Kein einziger Biont ließ sich blicken. Alle machten Mittagspause; eine Sitte, die er vor einigen Jahren eingeführt hatte. „Tut mir leid, ihr beiden, daß ich euch nicht ernst nehmen kann.
    Aber das ist absurd, versteht ihr mich? –Nein? Absurd bedeutet soviel wie unsinnig oder vollkommen ausgeschlossen. Wer sollte einen Ertruser entführen, hm? Denkt mal darüber nach. Und wer hätte ein Interesse daran? Es gibt nicht einmal Tiere auf Drumbar, die sich an euch herantrauen."
    „Trotzdem, Vorsteher Faragit Lal und Wieking brauchen Hilfe. Du mußt ihnen helfen, weil du der Vorsteher bist. Das ist nicht appurt, sondern ganz klar."
    Er konnte sehen, wie Mic stur auf dem beharrte, was er sich in den Kopf gesetzt hatte. Der Kopf des Ertrusers war gesenkt, die Unterlippe störrisch vorgeschoben. „Absurd heißt das Wort, nicht appurt. Nun gut, ich kümmere mich bei Gelegenheit darum. Verschwindet jetzt, ihr beiden."
    Mic ballte verbittert die Fäuste, schlich aber mit Garvas im Schlepptau in Richtung Siedlung davon. Auf den schrägen Plastikdächern brach sich grelles Licht, und da der Tag sehr klar war, konnte man am Himmel sogar die Lichtpunkte der Sonnen Halil und Lihama sehen. „He, Garvas!" rief Faragit den beiden noch hinterher, bevor sie zwischen den Fertighäusern verschwanden. „Du darfst dich von Mic nicht verrückt machen lassen."
    Ein paar Sekunden später tat es dem Bionten leid, daß er die beiden so abgefertigt hatte. Denn so gewaltig und plump die Fleischklöße aussahen, so empfindsam und verletzlich war ihre Seele.
    Die Kolonie der Bionten lebte vor allem vom Ackerbau. Aber es gab auch Viehzucht, weil unter den 12000 Einwohnern Ybors viele waren, die auf tierisches Eiweiß und Milch nicht verzichten wollten. 12000... Mehr von ihnen waren nicht mehr übrig. Keiner der Bionten war imstande, sich fortzupflanzen. Im Jahr 1146 NGZ hatte es noch 43000 von ihnen gegeben, und in dreißig oder vierzig Jahren, so schätzte der Vorsteher, waren sie alle tot.
    Bis dahin aber kämpften sie ums Überleben und um ihre Würde.
    Sie waren Bionten, die Krüppel der cantarischen Gentechnik – doch alle Fähigkeiten, über die andere Lebewesen verfügten, besaßen auch sie. In aller Friedfertigkeit und ohne allzu große technische Hilfe hatten sie diese Siedlung aufgebaut.
    Die Ansprüche ans tägliche Leben stiegen von Jahr zu Jahr.
    Besonders gefragt war alles, was über die technischen Geschenke

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