Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kleine Fuzzy

Der kleine Fuzzy

Titel: Der kleine Fuzzy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Beam Piper
Vom Netzwerk:
1.
     
    Jack Holloway stellte fest, daß die orangerote Sonne ihn blendete. Er hob eine Hand, um seinen Hut nach vorn zu schieben, dann griff er zu den Kontrollen, um die Schwingungsphase der Antigrav-Feldgeneratoren zu verändern, damit der Manipulator um weitere dreißig Meter steigen konnte. Einen kurzen Augenblick saß er reglos da, paffte an seiner kurzen Pfeife und sah hinunter zu dem roten Tuchfetzen, den er an einem Busch an der Klippe in einhundertfünfzig Meter Entfernung befestigt hatte. Erwartungsvoll lächelte er.
    »Das wird reichen«, sagte er laut zu sich selbst nach der Art von Menschen, die lange allein waren. »Bin neugierig, wie die Ladung hochgeht.«
    Das war er immer. Er konnte sich an mindestens eintausend Sprengungen erinnern, die er im Lauf der Jahre ausgelöst hatte – und das auf mehr Planeten, als er im Augenblick aufzählen konnte. Einige Male hatte er sogar thermonukleare Sprengsätze verwendet, aber jedes Mal war es anders, immer gab es etwas, worauf man achten mußte, selbst bei einer kleinen Sprengung wie der hier. Er legte den Schalter um, sein Daumen fand den Auslöseknopf, der einen Funkimpuls aussandte, und der rote Fetzen verschwand in einer Fontäne aus Rauch und Staub, die sich aus der Felsspalte erhob und eine kupferne Farbe annahm, als das Licht der Sonne darauffiel.
    Er wartete, bis sein Manipulator wieder gleichmäßig schwebte, dann glitt er zu dem Spalt in der Klippe hinunter, den seine Sprengladung hineingerissen hatte. Ein voller Erfolg: Die Detonation hatte eine Menge Sandstein aufgeworfen, die Feuersteinader angekratzt und das Zeug nicht allzu weit in der Umgebung verstreut. Eine Menge großer Brocken hatte sich gelockert. Er fuhr die vorderen Greifzangen aus, zog und zerrte und setzte dann den unteren Greifer ein, um einen Brocken anzuheben und ihn auf das flache Land zwischen der Klippe und dem Fluß fallen zu lassen. Er ließ einen zweiten auf den ersten herabsausen, wodurch beide zerbrachen, und dann noch einen und noch einen, bis er für den Rest des Tages genug Arbeit hatte. Dann landete er, griff sich seine Werkzeugkiste und den fernzubedienenden Antigrav-Heber, kletterte aus dem Fahrzeug, öffnete die Kiste, streifte sich seine Handschuhe über und machte sich mit dem Mikrostrahltaster und einem Vibrohammer an die Arbeit.
    Vor etwa fünfzig Millionen Jahren, als dieser Planet, den man Zarathustra genannt hatte, noch jung gewesen war, hatte auf ihm ein quallenähnliches Wassertier gelebt. Als diese Tiere gestorben waren, waren sie auf dem Boden der Ozeane im Schlamm versunken; dieser Schlamm war immer wieder von Sandschichten bedeckt worden, die ihn fester und dichter zusammengepreßt hatten, bis er zu einem glasigen Kiesel geworden war, in dem die eingeschlossenen Quallen wie bohnengroße Ablagerungen eines noch härteren Gesteins verblieben. Einige dieser versteinerten Quallen wiesen durch irgendeine Laune der Biochemie eine besonders intensive Thermofluoreszenz auf; trug man sie als Schmucksteine, so reichte die Körpertemperatur aus, sie zum Glühen zu bringen.
    Auf Terra, Baldur, Freya oder Ishtar war bereits ein kleiner polierter Sonnenstein ein kleines Vermögen wert. Selbst hier noch brachten sie ansehnliche Summen ein, wenn man sie an die Einkäufer der Zarathustragesellschaft verkaufte. Mit bewußt niedriggehaltener Erwartung ging Holloway jetzt mit einem kleineren Vibrohammer aus seiner Werkzeugkiste daran, vorsichtig um den Fremdkörper herum zu hämmern, bis der Feuerstein abplatzte und ein glattes gelbes Ellipsoid freigab, etwa einen halben Zoll lang.
    »Mindestens eintausend Solar wert, wenn er überhaupt etwas wert ist«, kommentierte er seinen Fund. Ein kräftiger Schlag hier, ein anderer da, und die gelbe »Bohne« löste sich aus dem Kiesel. Er hob sie auf und rieb sie mit den behandschuhten Fingern. »Glaube, das ist eine Niete.« Erneut rieb er daran, diesmal kräftiger, dann hielt er sie an den heißen Kopf seiner Pfeife. Keine Reaktion. Er ließ den Stein fallen. »Wieder eine Qualle, die falsch gelebt hat.«
    Hinter ihm bewegte sich etwas im Busch, es raschelte trocken. Er ließ den rechten Handschuh fallen, drehte sich um und griff sich dabei an die Hüfte. Dann sah er, was für die Geräusche verantwortlich gewesen war – ein etwa dreißig Zentimeter langes Krustentier mit zwölf Beinen, langen Antennen und zwei klauenbewehrten Scheren. Er bückte sich und hob einen Steinbrocken auf, den er fluchend in Richtung des Tieres warf.

Weitere Kostenlose Bücher