1557 - Die Bionten von Drumbar
ich hineinkommen?"
Die Stimme gehörte Nikki Frickel. Natürlich wartete die Frau nicht erst, bis er sich zu einer Antwort durchgerungen hatte. Statt dessen trat sie sofort ins einzige Zimmer der Hütte. „Ich habe mit dir einen kleinen Ausflug vor, Faragit."
„Wohin?"
„Wohin wohl? Ins Zeughaus! Immerhin ist noch immer nicht geklärt, wer den ominösen Hilferuf ausgeschickt hat. Deshalb will ich mir euer wertvolles Lager selbst ansehen."
„Nur wir beide?" fragte er. „Ja, nur wir beide." Ächzend kam er auf die Beine, warf sich eine Kutte über und trat mit Nikki Frickel ins Freie. Mehr als eine Person Gesellschaft hätte er jetzt nicht ausgehalten. Vor der Tür parkte ein Gleiter.
Sie stiegen ein, gingen auf hundert Meter Höhe und drehten eine kurze Schleife über die Siedlung. Ybor hatte viel Schaden genommen. Aber darunter war nichts, was man nicht wieder hätte reparieren können, und sogar der neue Silo stand noch.
Fünf Kilometer südlich überflogen sie das Internierungslager, worin die gefangenen Monkin von Arkoniden und Drumbar-Bionten bewacht wurden. Niemand konnte entkommen von dort, jedenfalls nicht ohne Hilfe von außen. Mit Liici-Pjee-Nyr waren es etwas mehr als 1800.
Irgendwo unter ihnen weilten jetzt sicher Dorina Vaccer und Aramus Shaenor. Den beiden Linguiden war noch immer unklar, weshalb der Blue und einige andere Monkin ihnen hatten widerstehen können – doch nun hatten sie Zeit genug, die Ursache zu suchen. Über teils zerstörte Felder und Drumbar-Urwald hinweg steuerte Nikki Frickel den Gleiter zum Zeughaus. Alle Vegetation ringsum war niedergetrampelt. Die Kunststoffwände der Halle trugen Schußspuren vom ersten Kampf, größere Schäden allerdings gab es nicht. „Das ist das erstemal", stellte er fest, „daß eine Fremde dieses Haus betritt. Aber sieh dich nur gründlich um."
Die Kommandantin der TABATINGA musterte ohne jede Scheu die gefüllten Regale. Manchmal kletterte sie sogar hoch, um nach Anhaltspunkten für irgendeine Theorie zu suchen. Wenn sie die Spuren bemerkte, die Glendorp und Vainu hinterlassen hatten, so sagte sie nichts davon. Faragit zeigte ihr das Beiboot, das unberührt in der Nebenhalle stand, anschließend sogar die Ersatzteile, aus denen man einen Hyperkom hätte zusammensetzen können. „Sieht nicht so aus", meinte die Terranerin, „als ob irgend etwas fehlte. Alles unberührt."
Dennoch ließ sie es sich nicht, nehmen, auch den Rest des Geräteparks mit penibler Gründlichkeit zu inspizieren. Und am Ende geschah das, was Faragit befürchtet hatte: Nikki Frickel entdeckte in der ansonsten unberührten Staubschicht den Umriß. „Hier fehlt etwas", sagte sie. Ihr prüfender Blick traf voller Mißtrauen Faragit. „Was ist es?"
„Ich weiß es nicht", log er. „Faragit! Sage mir die Wahrheit."
Er konnte ihrem Blick nicht länger standhalten. Mit zusammengepreßten Lippen senkte er den Kopf und starrte zu Boden. Er hatte nicht gewollt, daß sie dies zu sehen bekam. Auf der anderen Seite – was war nicht alles geschehen in den letzten Tagen?
Er hatte keine Möglichkeit mehr, den Eindruck von einer heilen Welt aufrechtzuerhalten. Es hatte Mord und Kampf gegeben.
Was machte da noch ein Diebstahl aus? „Ein Hyperkom", sagte er leise. „Da fehlt ein Sender und Empfänger. Er ist gestohlen worden."
„Wie lange ist das her?"
„Ich habe keine Ahnung. Ein paar Wochen oder Monate."
„Gibt es noch mehr, was du mir verschweigst?"
Faragit schluckte schwer. Mit einemmal kam er sich so entsetzlich dumm vor, daß er fast nicht gewagt hätte, zu reden. Doch er wollte es nicht noch schlimmer machen. „Wir hatten mehrere Fälle von Entführungen in der letzten Zeit, vor eurem Auftauchen. Keiner weiß, wer dahintersteckt. Das Ganze scheint an Zauberei zu grenzen."
„Nicht die geringste Ahnung?" bohrte die Terranerin weiter. „Nein."
„Wer könnte etwas wissen, wenn nicht du?"
Ungläubig schaute er auf – es war, als habe Nikki Frickel seine Gedanken gelesen. „Da gibt es tatsächlich jemanden", sagte er. „Auf Drumbar lebt ein Biontenpaar, das aus terranischen Genen gezeugt wurde. Ihre Namen sind Glendorp und Vainu. Sie haben uns vor langer Zeit mit etwas Ausrüstung verlassen. Zwei Wissenschaftler."
„Warum sind sie gegangen? Und wo können wir sie finden?"
„Die zweite Frage ist leicht zu beantworten. Sie sind irgendwo in den Wäldern im Norden. Hundert Kilometer oder tausend, keine Ahnung. Mit der ersten ist es schwerer. Ich würde
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