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158 - Orguudoos Brut

158 - Orguudoos Brut

Titel: 158 - Orguudoos Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Familie! Ihr seid alles, was ich habe! Und darum ziehen wir weiter. Das verstehst du doch, Luuja, oder?«
    Nein, das versteht sie nicht, seufzte er in Gedanken, als Luujas unberechenbares Temperament durchbrach. Wortlos, ihre Lippen zum Strich aufeinander gepresst, zog die junge Frau einen Dolch aus dem Gürtel. Wie besessen hackte sie damit auf den Braten ein, der noch am Spieß über dem Feuer brutzelte. Es war ein Bauchstück – gutes, fettes Fleisch! –, und Onnar verfolgte mit Bedauern, wie es nach und nach als Fetzen in die Flammen fiel.
    So plötzlich, wie er angefangen hatte, war der Wutanfall vorbei. Luuja wischte ihren Dolch ab, steckte ihn weg und sah sich um. Ihr Atem flog.
    »Wir lassen Uubin nicht so zurück«, sagte sie. »Das kommt überhaupt nicht in Frage! Ich will, dass er eine angemessene Grabstätte bekommt! Und dann will ich diese Siedler haben! Die ganze Brut! Orguudoo mag ihr Verbündeter sein – wir laufen trotzdem nicht davon. Im Gegenteil ! Wir werden jeden Einzelnen von ihnen…«
    »Warte, Luuja! Langsam«, fiel ihr Onnar beschwichtigend ins Wort. Dann hielt er inne, weil er hoffte, dass die anderen Tongidds vielleicht auch mal etwas sagen würden. Doch sie hüllten sich in Schweigen und überließen es dem Ältesten, eine Entscheidung zu treffen.
    Wie immer.
    Onnar spürte die Last der Verantwortung auf seinen Schultern. Es war keine neue Erfahrung – bei Wudan, wahrlich nicht! –, doch das machte es dem Mann nicht leichter. Er senkte seinen Kopf und schubste nachdenklich mit der Fingerspitze ein paar Knochen auf dem Teller herum. Was sollte er tun? Bleiben oder aufbrechen? Niemand wusste, wie weit entfernt das nächste brauchbare Jagdrevier lag, und ob man es überhaupt beizeiten erreichen konnte, ehe die Vorräte ausgingen. Die Siedler wiederum waren gefährlich, das hatten sie bewiesen. Aber auch Luuja war gefährlich, wenn sie nicht bekam, was sie wollte.
    Onnar seufzte.
    Es war jetzt sechzehn Jahre her, dass seine Familie den Kratersee verlassen hatte. Luuja war noch ein Kind gewesen, keine vier Winter alt, und sie musste es als kaum erträglichen Horror empfunden haben, gewaltsam aus der vertrauten Umgebung gezerrt zu werden. Onnars Familie war zusammen mit Telepathen und anderen nicht ins Schema passenden Personen verstoßen worden. Ein durchaus üblicher Vorgang, der die Denkweise von Onnars Volk widerspiegelte: Alle gleich, alles gut! Wer anders war, wurde als Bedrohung empfunden. Onnar vermutete, dass damals etwas in Luujas Kopf kaputt gegangen war und sie deshalb solche Wutausbrüche bekam.
    Wind kam vom nahen Mineneingang herein, riss ein paar Funken aus dem Feuer und ließ Schattenbilder um den Lagerplatz tanzen. Das dunkle Gestein war mit Silikatplättchen besprenkelt, es glitzerte wie kostbarer Feenstaub. Milchweiße Quarzadern durchzogen die Stollenwände, und an ihrer Oberfläche wuchs die wahre Kostbarkeit der Karachoto-Mine: gelbe Körner, manche bis zu acht Millimeter groß.
    Gold.
    Onnar nickte versonnen. Ein bisschen Arbeit, und man konnte hier Reichtümer ernten! Allerdings musste man, um diese später auch genießen zu können, am Leben bleiben. Dazu wiederum brauchte man Nahrung. Und die wurde knapp.
    »Was haben wir noch an Vorräten?«, fragte der Tongidd unschlüssig.
    Luujas Antwort kam schnell wie ein Dolchstoß: »Reichen für eine Woche.«
    »Also gut.« Onnar richtete sich auf. »Dann machen wir Folgendes: Ennark, Maan und Thurr, ihr sucht in den Stollen nach einer passenden Grabstätte für Uubin. Wir holen ihn, wenn sie vorbereitet ist. Rrodan, Gerro und ich bauen inzwischen Gold ab, das wird uns nützen auf der Weiterreise.«
    »Und die Siedler?« Luuja tippte sich an die Brust. »Und ich? Was mache ich?«
    »Die Siedler werden kaum über Nacht verschwinden.«
    Onnars Stimme wurde zärtlich. »Und du kochst was Schönes, kleine Schwester!«
    Das Lächeln des Tongidds erlosch, als draußen vor der Mine ein Knurren erklang. Onnar griff nach seiner Waffe, aber Thurr hielt ihn zurück.
    »Lass es«, sagte der Sechsundzwanzigjährige und stand auf.
    Er tippte an die scharfe Axt an seinem Gürtel. »Ich sehe selber nach!«
    ***
    »Grash'naa woitschit!«, wiederholte Jem'shiin, während er durch die Hütte zur Herdstelle stapfte. Es war sein Lieblingsfluch aus einer Kategorie von Flüchen, die man nur dann übersetzen durfte, wenn wirklich keine Kinder in der Nähe waren.
    Jem'shiin umwehte ein Eishauch, der seiner Jacke und den schneeverkrusteten

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