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159 - Magie der Rothäute

159 - Magie der Rothäute

Titel: 159 - Magie der Rothäute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Stämmen hindurch, die halb zersplittert waren. Von hinten näherte er sich den schwankenden Tieren und fing an, die Fesseln durchzusägen.
    Die Totemtiere beachteten ihn nicht. Antaq durchschnitt die Fesseln und zog sich von den Raubtieren zurück, lautlos, wie er es als Jäger gelernt hatte.
    Die Tänzer bewegten sich langsamer, einige lagen neben den Feuern und schliefen wie tot. Aber nicht einmal die kleinen Kinder schrien. Der Häuptling verließ den Käfig, blieb neben dem Geviert aus Stämmen stehen und wuchtete den Querriegel aus den Aussparungen, die ins Holz geschlagen worden waren.
    Die Balken fielen zur Seite, die Totemtiere waren frei. Antaq blieb im Schutz eines Baumstamms stehen und wartete.
    Die Kodiakbären stellten sich auf die Hinterpranken und fuhren mit den Vorderpranken durch die Luft. Gleichzeitig stießen sie eine Reihe dumpfer Schreie aus und senkten dann ihre mächtigen, muskelstarrenden Körper zu Boden. Dann trotteten sie davon, quer durch die Beothuk und zwischen den Feuern hindurch.
    Sie verschwanden im Gebüsch, und ein wenig später hörten die scharfen Ohren der Jäger einige trockene Zweige knacken.
    Der übernatürlich weiße Vollmond war ein langes Stück über den Himmel gewandert. Mit schwacher, von Müdigkeit gezeichneter Stimme sagte der Schamane: „Schlaft bis zum Morgen. Eßt die Beeren, die ich euch gegeben habe. Ich werde euch führen."
    „Hurqha!"
    Der Schamane kletterte schwankend vom Gerüst und verschwand in seiner Hütte. Die letzten Trommelschläge hörten auf. Ermattet ließen die Trommler die Keulen fallen.

    Die Weißen waren bereit, weil der Lärm der Trommeln fast die ganze Nacht angehalten hatte. Jetzt war Nebel aufgekommen. Er füllte den gesamten Raum zwischen den Uferfelsen und dem Rand der Wälder, die das Fischwasser umstanden.
    Die Beothuk würden angreifen. Jetzt oder in einer Stunde. Die Fischer aus Europa warteten; am Strand, in den kleinen Booten und auf Deck der großen Fischkutter, mit deren Hilfe sie die Küsten von Neufundland leerfischten. Die Weißen machten Jagd auf die Wilden - sie kannten kein Mitleid. Für sie bedeuteten die nackten Leute, die nur Feuersteinwerkzeuge kannten, nicht viel mehr als Tiere.
    Mit Harpunen, Armbrüsten, den schweren Vorderladern und Pistolen warteten sie. Die kleinen Bordgeschütze waren mit gehacktem Blei geladen. Die Boote bildeten in der Mitte der Bucht eine Art schwimmende Insel.
    Das Trommeln rund um die Bucht hatte aufgehört. Es waren keine trillernden Schreie mehr zu hören. Leise plätscherten die Wellen gegen die Holzrümpfe. Hin und wieder sprang ein Fisch aus dem Wasser und schnappte nach Insekten.
    „Bist du sicher, daß sie angreifen?"
    „Ganz sicher. Ich kenne ihre Tänze."
    Noch zeigten sich keine Sonnenstrahlen; noch war der Nebel weißlichgrau und pappig. Überall an Bord standen kleine Körbe, in denen Holzkohle glühte. Becher voller Rum gingen von Hand zu Hand. Niemand schlief. Viele Fischer putzten die Schlösser, Bolzen und Hähne der Musketen.
    Die Kanus aus Birkenrinde waren leicht und grazil. Sie glitten nahezu unhörbar durch das Wasser. Der Nebel dicht über den Wellen verschluckte die Geräusche ebenso wie die rotglänzenden Gestalten. Die Beothuk ruderten ganz langsam von den Ufern fort.
    Alle Beothuk, die rund um die Bucht lebten, wollten heute versuchen, die Weißen zu vertreiben. Der eine oder andere von ihnen mochte an den Sieg glauben. Aber die Häuptlinge und Schamanen ahnten, daß vielleicht ein paar Frauen und Kinder überleben würden - sonst keiner.
    Als die ersten Sonnenstrahlen den Nebel aufleuchten ließen, hatten die leichten Boote einen Kreis um die Schiffe der Fremden gebildet. Das Zeichen ertönte: Der Ruf der Schneeeule.
    Dann tauchten die Ruderer ihre Paddel ein und trieben die Boote vorwärts. Speere und Pfeile flogen zischend durch den Nebel, sobald die Beothuk die Fremden und die Bordwände deren Schiffe sehen konnten. Dann krachte der erste Schuß und weckte vielfache Echos.
    Tausend Beothuk fingen mit dem Kriegsgesang an.
    Die Bögen schickten ihre fauchenden Geschosse durch den Nebel, der sich zögernd aufzulösen begann.
    Speere trafen die Körper der Weißen. Fackeln landeten auf den Decks.
    Die Schüsse aus den langen Läufen der Vorderlader donnerten. Lange Feuerzungen schossen aus den Mündungen. Ätzend legte sich der Pulverrauch auf das Wasser. Die Männer husteten, und die Frauen in den Booten luden die Waffen hastig nach.
    Die Kanus fuhren

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