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159 - Magie der Rothäute

159 - Magie der Rothäute

Titel: 159 - Magie der Rothäute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Dorian Hunter griff nach dem alten Buch und öffnete es. Das dicke Papier war voller Flecken, und die Ränder trugen die Spuren von fast drei Jahrhunderten. Log- und Tagebuch der „Gloire du Roy", vom Kapitän geschrieben und gezeichnet, betreffend und darstellend unseren Kampf gegen die gottlosen Mörder-Rothäute im Jahre des Herrn 1695. „Ein seltenes Dokument", sagte der Dämonenkiller und lehnte sich zurück. Vor ihm schwebte die große, metallgefaßte Linse der Lichtlupe, mit deren Hilfe er in seinem Forschungsraum auf Castillo Basajaun alte Schriften zu entziffern versuchte. Er ahnte, daß er nicht viel Zeit haben würde, gründliche Untersuchungen durchführen zu können. Aber das Logbuch, in rauhe Fischhaut gebunden, schien einen ungemein wichtigen Inhalt zu besitzen. Die Gnostische Gemme sagte es Dorian. Langsam las er das uralte Französisch der ersten Neufundland-Fischer. Von Zeile zu Zeile versank er tiefer in den Text. Der Kapitän, ein wetterfester, harter Fischer, alles andere als leicht zu verwirren, schilderte den Tierzauber der Ureinwohner. „Tierzauber", brummte Dorian. „Ein Kapitel, dem ich bisher wenig Aufmerksamkeit gewidmet habe."
    Er unterschätzte selten jemanden. Schon gar nicht Menschen, die mit Dämonen, Zauber und Magie auf vertrautem Fuß standen. Jetzt mußte er erkennen, daß die Ureinwohner des Landes, das heute Kanada hieß, mit den Kräften der Natur vertrauter gewesen waren als heutige Wissenschaftler, und daß für sie Götzen, Dämonen und Zauber nichts anderes als verschiedene Formen des täglichen Lebens und Überlebens gewesen waren.
    „Sie waren vertraut mit allem, was sie um sich herum erkannten", sagte er bewundernd. Er zweifelte nicht am Wahrheitsgehalt des alten Berichts.
    „Aber… nützt es mir im Kampf gegen die Schwarze Familie?" fragte er sich und zündete eine Zigarette an.
    Er hob die Schultern.
    „Wahrscheinlich nützt alles, was bekannt ist. Nur dann kann man sich wehren", murmelte er und las weiter.
    Dorian Hunter erlebte mit, auf welch blutige Weise die Europäer die Eingeborenen vernichteten. Sie wurden gnadenlos gejagt und abgeschlachtet.
    Es genügte nicht, daß die Fremden ihnen die Buchten leerfischten. Sie wollten auch noch das Land, nachdem sie die Ureinwohner als billige Arbeitskräfte ausgenützt hatten.
    Die Wut und der Haß der Indianer wurden von Jahr zu Jahr immer größer.
    Sie wehrten sich mit Schleudern, Speeren, Steinen, Pfeil und Bogen.
    Die Weißen töteten sie mit Musketen und Kanonen.
    Die Schamanen zauberten und beschworen, und die ersten Mördertiere entstanden. Sie töteten Weiße, und abermals rächten sich die Fremden an den Indianern.
    „Wie die Bestien haben sie gewütet!" sagte Dorian Hunter. Er meinte die englischen, baskischen und französischen Fischer, die ersten Waldläufer und Jäger.
    Die Rothäute hatten keine faire Chance. Ihre Verteidigung mußte naturgemäß Stückwerk bleiben. Die Weißen rotteten Familien und kleine Stämme aus, vertrieben die Indianer aus den Gebieten, in denen sie seit Jahrtausenden gesiedelt und gejagt hatten, zerstörten die Hütten ebenso wie unersetzliches Wissen und hielten keinen Vertrag, brachen jedes gegebene Wort.
    Eines Tages, an einem bestimmten Tag und an einem bestimmten Ort, wollten die Eingeborenen zurückschlagen. Sie bereiteten sich lange darauf vor. Dorian Hunter versank in der Schilderung dieses Geschehens und erlebte es förmlich mit…

    Seit vielen Stunden dröhnten riesige Trommeln. Ihr dumpfer Schlag schien den Erdboden zu erschüttern. Hundertfünfzig nackte Körper liefen hin und her. Hoch flackerten die Flammen der zeremoniellen Feuer. Aus der Dunkelheit leuchteten grünlich die großen Augen von Wildtieren.
    Die Bären stießen laute, wuterfüllte Knurrlaute aus. Ihre Krallen zerfetzten die Rinde der Baumstämme, die das Gefängnis bildeten. Die Hinterläufe der ausgewachsenen Tiere, mit Pflanzenseilen zusammengebunden, zuckten und scharrten im weichen Nadelboden.
    Riesengroß schob sich der volle Mond über die waldbedeckten Berge der Großen Insel.
    Antaq, der Häuptling des Stammes, kauerte auf der Plattform aus armdicken Stämmen. Dicke Bündel von Baststreifen hielten die gekreuzten Hölzer und die waagrechte Fläche. Antaqs Körper, massig, muskulös und breitschultrig, war von den Zehen bis zum kahlen Scheitel mit einer Paste aus Hirschtalg, Öl aus gequetschten Nüssen und hellbraunem Ockerpulver eingestrichen. Er glich einem Dämon aus der Legende, einem

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