2009 - Der V-Inspekteur
Der V-Inspekteur
In den Mondwerften – ein Terraner wächst über sich selbst hinaus
von H. G. Francis
Auf der Erde und den Tausenden von Planeten in der Milchstraße, auf denen Menschen leben, schreibt man das Jahr 1303 Neuer Galaktischer Zeitrechnung - das entspricht dem Jahr 4890 alter Zeit. Seitdem Ende des Konstituierenden Jahres gehört die Milchstraße zur Koalition Thoregon, jenem Zusammenschluß von sechs Galaxien, der künftig für Frieden und Unabhängigkeit in diesem Bereich des Kosmos stehen soll.
Leider entspricht die Lage innerhalb der Menschheitsgalaxis nicht den Zielen Thoregons. Vor allem das aggressiv auftretende Kristallimperium dehnt seine Macht immer weiter aus. Zuletzt besetzten mehrere zehntausend Kampfraumschiffe das kleine Sternenreich der Topsider, gewissermaßen direkt „vor der Haustür" der Terraner.
Dann kam es zu einer Raumschlacht im Olymp-Sektor. Mit Hilfe der neuen Aagenfelt-Barriere konnten Tausende arkonidischer Raumschiffe schwer beschädigt oder vernichtet werden. Es ist allerdings klar, daß das Kristallimperium unter seinem machtgierigen Imperator nach diesem Rückschlag nicht einfach aufgeben wird.
Mittlerweile sind arkonidische Agenten direkt auf Terra aktiv. Sie jagen Monochrom Mutanten, und sie greifen nach der Mondwerft. Aber sie rechnen nicht mit einem einzelnen Mann: Es ist DER V-INSPEKTEUR...
1.
Fortschritt ist zeitbezogen und wird von jeder Generation aus einem anderen Blickwinkel gesehen.
So könnte Krösus, der reichste Mann des Altertums, sich keine einzige Kartoffel, kein Blatt Tabak, keinen Syntron oder einen Gleiter kaufen und schon gar keinen Blick aus dem Weltraum auf unsere Erde werfen. Die weniger Wohlhabenden unserer Zeit können ganz andere Dinge aus dem Fortschritt schöpfen, und sie werden von viel mehr Menschen aus allen Teilen der Milchstraße bedient als er. Nichts von dem, was sie haben, könnte er erreichen, und wenn er dafür sein ganzes Geld bis auf den letzten Galax opferte! Und doch gibt es immer wieder Menschen, für die der Fortschritt stets etwas Bedrohliches an sich hat und die ihn aufhalten möchten. Sie bieten mehr Energie dafür auf, sich ihm entgegenzustemmen, als sich seiner zu bedienen, und sie sind doch machtlos gegen ihn.
Sennrath in einem Kommentar zum Tage in Syn-Trivid vom 21. Mai 1293 NGZ
Sie nutzten nicht nur die Deckung der Nacht mit ihrer Dunkelheit, sondern auch Deflektoren, Ortungsschutz, syntronische Zwillingsspiegel, holographische Masken und andere Mittel, um sich der Fabrik zu nähern. Lautlos wie Schatten glitten sie über die vielfach gesicherten Zäune aus projizierter Materie hinweg, deren Abwehrsysteme sie zuvor neutralisiert hatten, Unbemerkt landeten sie vor einem Panzerschott, das die zentrale Fabrikanlage absicherte.
Sebustian Krovan gab den sogenannten Hürdenspezialisten einen Wink, um sie zu schnellerem Einsatz anzutreiben. Doch das wäre nicht nötig gewesen. Karum und Arroga wußten, was sie zu tun hatten. Sie setzten Desintegratorladungen an die Verschlüsse, kombiniert mit Molekülgleichrichtern. Dafür benötigten sie nur wenige Sekunden. Während die anderen der Gruppe sich vorsichtshalber einige Schritte entfernten, lösten sie die Waffe aus.
Es zischte leise. Danach entstanden faustgroße Löcher in der Tarrit-Stahllegierung.
Ganz allein hätten die Desintegratoren dies nicht bewirken können. Der Stahl hätte ihnen widerstanden. Doch im Zusammenklang mit den Gleichrichtern hatte die Ladung die Abwehr gebrochen.
Das Schott glitt zur Seite, und die Gruppe der schwarz gekleideten Männer und Frauen stürmte in die Fabrikhalle. Die vielen Kameras beachteten sie nicht. Im Vorfeld ihrer Aktion hatten sie die syntronischen Zwillingsspiegel, eine eigenständige Entwicklung ihres Volkes, in die drahtlose Datenübertragung geschaltet, so daß auf den Monitoren der Zentralüberwachung stets das gleiche Bild aus der voll automatisierten Fabrik erschien.
Obwohl die überlieferten Bilder aus der Fabrik mit einem Zeitkode versehen waren, der den Einsatz einer Bildschleife alter Prägung unmöglich machen sollte, konnte selbst die hochsensible Syntronik in der Zentrale nicht feststellen, daß sie mit einem Trugbild konfrontiert wurde.
Es waren eben die Zwillingsspiegel, die diese Sicherheitseinblendungen des Zeitkodes überlisteten.
Und nicht nur das. Zugleich täuschten sie die Individualtaster, die allerdings in diesem
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