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159 - Schimären der Wüste

159 - Schimären der Wüste

Titel: 159 - Schimären der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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nicht gekannten Empfindungen Platz. Sie schwamm wie ein zerrissener Korken an der Oberfläche blutroter See und wehrte sich verzweifelt gegen das Untergehen. Aber sie verlor nicht das Bewusstsein.
    Plötzlich spürte sie stinkende Nässe auf ihrem Gesicht, hörte ein dumpfes Brüllen. Noch einmal – ein letztes Mal – tauchte ihr Geist aus dem dunklen Malstrom auf, öffnete sie die Augen.
    Irgendwer rülpste ihr ein paar nicht verständliche Worte in die Ohren. Es musste Orguudoo selbst sein, denn seine Züge waren die einer Bestie, und er war bedeckt von braunem Fell.
    Aruula schlug schwach um sich, doch ihre Hände verfingen sich in Fesseln. Sie riss daran, kam aber nicht mehr frei.
    Der Ruck, mit dem sie fiel, kugelte ihr fast die Schultergelenke aus. Sie konnte nichts mehr sehen, nichts mehr denken. Sie spürte nur noch, dass sie über den Boden geschleift wurde.
    Dann endlich, nach einer Ewigkeit, wie ihr schien, erlosch auch diese letzte Empfindung, und Aruula umarmte dankbar die Dunkelheit.
    ***
    Es gab ein Erwachen, und es war von grauenhaften Nebenerscheinungen begleitet. Aruulas Kopf fühlte sich an, als wäre er in Säure getaucht worden. Jedes einzelne Nervenende schien in diesem Zustand eine quälende Bedeutung zu besitzen.
    Sie versuchte sich die letzten bewussten Eindrücke in Erinnerung zu rufen. Nur langsam formierten sich kleinste Puzzleteile des Erlebten, fanden Stück für Stück zueinander.
    Wo war sie?
    Noch war ihr Sehvermögen nicht wieder hergestellt. Punkte und Flecken, die sie erkennen konnte, ergaben keinen Sinn.
    Ruhe umgab sie, und es war kalt. Die Sonne ging soeben auf. Aruula lag auf glattem Untergrund. Unter ihren Händen befand sich der allgegenwärtige Sand. Es stank, und plötzlich war ihr Gesicht einmal mehr in Nässe gebadet.
    Sie hob ihre müden Arme und bewegte sie, als würde sie sich schwimmend aus dieser Feuchtigkeit retten können…
    Ihre Rechte spürte runzlige Haut. Borstige Haare. Harte, breite Backenknochen, die sich regelmäßig mahlend bewegten.
    Und hätte es noch einer weiteren Bestätigung dafür bedurft, dass Rapushnik neben ihr stand, so rülpste das Kamshaa nun inbrünstig.
    »Was… machst du denn hier?«, krächzte Aruula.
    Rapushnik grunzte und stupste ihr einmal mehr die nasse Schnauze ins Gesicht.
    »Bäh! Du bist echt widerlich!« Aruula rückte zur Seite und kam langsam auf die Beine. Allmählich konnte sie ihre Sinnesempfindungen wieder richtig zuordnen. Ihre Beine fühlten sich wie Shmaldan an und knickten immer wieder weg; die Rechte war im Wirrwarr eines Stricks verfangen.
    (Shmaldan: Notnahrung der Wandernden Völker, eine zähe gelbliche Paste auf der Grundlage von Taratzenfett, Frekkeuschermilch und Pflanzensirup)
    Sie hing an Rapushniks Zügel! Hastig befreite sie sich davon.
    Rings um sie bewegte sich nichts. Von dem sandbedeckten Felsplateau, auf dem sie lag, ging ihr Blick hinab auf ein breites Tal, das durch die üblichen schroffen Hügelketten eingerahmt wurde.
    Moogans mörderische Impulse waren nicht mehr zu spüren.
    Ein sicheres Zeichen dafür, dass er tot war? Es konnte nicht anders sein, trotzdem blieb der Zweifel in Aruula kleben wie zäher, widerlicher Schleim.
    Ihr Rücken schmerzte; ihr rechtes Handgelenk war vom Zügelseil blutig gescheuert, der Oberarm geschwollen.
    Sie erkannte die Schleifspuren im Sand. Rapushnik hatte sie hierher geschleppt. Weg aus der Gefahrenzone. Fort von dem sterbenden Moogan.
    »Wie hast du das hinbekommen, verdammtes Mistvieh?«
    Mit aller Arroganz der Welt drehte sich das Kamshaa beiseite und ließ ein besonders lautes Magengluckern hören.
    Aruula schleppte sich um das Tier herum und nahm es erneut ins Auge. »Du hast mich gerettet? Du hast mich in Sicherheit geschleppt? Aber wie hast du gewusst, dass ich dort… Du hast mich gewittert, stimmt’s? Oder meinen Schrei gehört.«
    Rapushnik stieß huldvoll auf.
    Aruula schüttelte den Kopf und murmelte: »Was soll ich dazu sagen? Ich… ich kann’s einfach nicht glauben.« Unruhig stieg sie von einem Bein aufs andere. »Also gut«, presste sie schließlich hervor, »dann danke ich dir. Das … werde ich dir nicht vergessen.«
    Rapushnik, der bislang mit unruhigem Kopf einmal hier und einmal da nach Nahrung im Sand gesucht hatte, blieb plötzlich ruhig und sah ihr tief in die Augen.
    Da wusste Aruula, dass das Kamshaa sie für diese Worte bluten lassen würde.
    ***
    Das Tier hatte sie mehr als zwei Kilometer weit geschleppt.
    Und als hätte es

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