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Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt

Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt

Titel: Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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»Ich weiß nicht, warum es mich immer wieder
hierherzieht«, sagte der Mann. Er saß an einem Ecktisch,
von dem aus er das kleine Lokal überblicken konnte. Es war noch
früh am Abend. Nur wenige Gäste waren anwesend. Aus der
Küche drang der Geruch von Olivenöl und gebackenem Fisch.
Im »Akropolis« gab’s die besten
Fischspezialitäten.
    Der Sprecher zuckte die Achseln und blickte den Gast am
Nachbartisch, mit dem er ins. Gespräch gekommen war, abwesend
an. »Vielleicht ist es die fremde Mentalität, die sich
diese Leute auch dann noch erhalten haben, obwohl sie schon so lange
in diesem Land leben. Sie sind keine Amerikaner geworden, sind
Griechen geblieben… Und das Land und die Lebensart der Griechen
war seit jeher etwas Besonderes… Wenn man von Griechenland
spricht, muß man an die Irrfahrten des Odysseus denken, an die
Götter und Halbgötter, an Zeus, Herkules,
Apollo…«
    Der andere, der zuhörte, begann zu grinsen.
    Er musterte den alten Mann mit dem grauen Haar und dem grauen
Bart.
    Der Alte schien nicht mehr ganz richtig, im Kopf zu sein. Er
träumte mit offenen Augen.
    »Ich muß an so etwas nicht denken«, bemerkte der
Gast am Nebentisch. »Griechenland – das sind für mich
Sonne, rassige Frauen, Wein, Tanz und Musik… der Standpunkt
richtet sich immer nach dem Alter.«
    Der Alte schüttelte den Kopf. »Das hat gar nichts damit
zu tun… auf die Seele und die Lebensart eines Menschen kommt es
an, wie er denkt und empfindet. Auch ich liebe das Meer, die Sonne,
die Inseln, den rassigen Wein, die Frauen…«
    »Na, na, Alterchen!« warnte der Junge am Nebentisch und
hob mahnend den Zeigefinger. »Ich dachte, wenn man so viele
Geburtstage hinter sich gebracht hat, ist man jenseits von Gut und
Böse.«
    »Aber alles zusammen genossen ergibt erst ein
vollständiges Bild«, fuhr der alte Mann fort. Er schien die
Erwiderung des Jüngeren nicht mitbekommen zu haben. »Die
Vergangenheit und die Gegenwart gehören zusammen… es gab
die Götter, glauben Sie mir«, sagte er plötzlich
erregt, und seine Augen glänzten wie im Fieber. »Die alten
Mythen…, das sind nicht bloß Geschichten, die jemand
erfunden hat. In ihnen steckt sehr viel Wahrheit, auch wenn es uns
Heutigen so schwer fallen will, sie noch zu erkennen… Die
Götter wandelten einst auf der Erde. Sie ließen sich mit
den Sterblichen ein, zeugten Kinder… und wenn sie zürnten,
dann spielten sie Schicksal, dann wurden’ die Menschen zu ihren
Schachfiguren, schleuderten sie Blitze gegen sie. So…«
    Der alte Mann, den der junge Mann am Nebentisch weit jenseits der
Siebzig schätzte, sprang plötzlich auf, als hätte ihn
eine Tarantel gebissen.
    Er riß die Augen auf und schien etwas zu sehen, was sein
jüngerer Gesprächspartner nicht wahrnahm.
    Peter Tail fand das Verhalten des alten Mannes skurril.
    In theatralischer Gestik stand er da, mit geschwollener Brust, den
rechten Arm nach vorn gestreckt, der Bedienung entgegen, die sich in
diesem Moment von der Theke löste, ein Tablett mit Gläsern
in der Hand.
    Aus den gespreizten Fingern des Alten schoß ein Blitz.
    Er war – schwarz, löste sich aus Daumen, Zeige- und
Mittelfinger gleichzeitig und spaltete sich auf.
    Das Tablett mit den Gläsern wackelte, als würde der
Sturm hineinfahren.
    Das Mädchen schrie unwillkürlich auf.
    Die Gläser hüpften von der Unterlage, sie waren nicht
mehr zu halten!
    Etwas Unsichtbares riß der Bedienung das Tablett aus der
Hand.
    Es flog im hohen Bogen durch die Luft, klatschte gegen die
Seitenwand, und die anwesenden Gäste duckten sich vor den
herumspritzenden Scherben.
    Nina, die junge Griechin, stand da wie erstarrt und mit
schreckgeweiteten Augen.
    Etwas Schwarzes glitt blitzschnell über ihren Körper und
sah aus wie ein großer Schatten, der die Form eines Armes,
einer Hand hatte.
    Die Schattenhand legte sich um Ninas weißen Hals. Unter dem
Würgegriff wankte die Bedienung zurück, fiel gegen die
Theke und kämpfte verzweifelt gegen die schwarze Hand, die sie
nicht fassen konnte, die nicht dreidimensional, sondern nur
zweidimensional war, eine schwarze, unangreifbare Fläche, die
sie zu Boden zwang.
    Nina röchelte, ihr Gesicht verfärbte sich.
    Der Wirt kam um die Theke herum, ein Gast, der in unmittelbarer
Nähe das Drama erlebte, stürzte sich auf das Mädchen,
um ihm zu helfen.
    Gast und Wirt rissen an der Schattenhand, konnten sie jedoch nicht
fassen.
    Der Alte mit dem grauen Bart stand noch immer da mit
ausgestrecktem Arm und

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