1611 - Im Dschungel der Sterne
Analysen auch begonnen. Vielleicht erfahren wir noch etwas aus den Aufzeichnungen von Saira, was uns hilft.
Ruft mich, wenn Selma die Daten hat und wir starten können. Wenn ihr mich nicht findet, bin ich in der Küche, um die restlichen Karotten zu zählen."
*
Siebzehn Stunden später meldete Selma Laron den ersehnten Erfolg. Auf ihren Bildschirmen standen zwei Sternenkonstellationen, die fast völlig identisch waren. Auf dem Bild, das der Syntron aus seinen Daten und durch Drehen des Beobachtungswinkels synthetisch hergestellt hatte, fehlten viele kleinere und weiter entfernte Sterne. Der Grund war klar. Sie wären noch nicht erfaßt worden und fehlten daher in der Datei.
ES hingegen hatte eine wohl naturgetreue Wiedergabe eines Ausschnitts aus dem Yolschor-Sektor dargestellt. Hier waren alle Sterne enthalten, selbst solche, die nur äußerst lichtschwach aus dem galaktischen oder gar extragalaktischen Hintergrund durchschimmerten. Die hochwertige Syntronik Selmas konnte so etwas nicht produzieren.
Alaska und Gucky betrachteten die doppelte Darstellung zufrieden. „Hier sind die Koordinaten des Punktes, von dem aus die Darstellung erfolgt", erklärte Selma Laron. „Ich habe den Ort X-ES genannt. Da ein relativ breiter Ausschnitt erfaßt wird, sind die Koordinaten recht genau. Ich würde sagen, die mögliche Abweichung beträgt maximal einen halben Lichtmonat. Wenn sich dort ein Stern mit Planeten befindet, werden wir ihn ziemlich problemlos entdecken, obwohl die Sterne dort oft nur um ein Lichtjahr herum auseinanderstehen."
„Wo genau liegt unser Zielpunkt?" fragte Alaska. „Von hier aus gesehen etwa in Richtung Galaktisch-Nord, aber auf der anderen Seite der ehemaligen Yolschor-Wolke und noch mitten in der Randzone des Sektors, in dem die Sterne sich drängeln", antwortete Selma. „Auf welchen Kurs gelangen wir nach X-ES?"
„Es ist ziemlich egal, auf welchem Weg wir X-ES anfliegen, wir geraten stets mitten hinein in den Dschungel der Sterne. Wir müssen uns auf allerhand gefaßt machen. Ich denke an die Energiestürme, die wandernden Gravofronten und die möglichen Störungen durch hochfrequente Hyperkomponenten. Nur noch näher zum Zentrum der Milchstraße hin wird es schlimmer und unangenehmer."
„So wild wird das nicht sein", meinte Alaska Saedelaere. „Es ist bekannt, daß gerade in diesem Abschnitt, der hyperfunkmäßig total isoliert ist, sich viele Intelligenzen angesiedelt haben. In der MonosÄra galten der Yolschor-Sektor und andere Gebiete nahe dem galaktischen Zentrum als beliebte Fluchtziele. Und viele gesellschaftliche Aussteiger aus allen Völkern der Milchstraße haben hier eine neue Heimat in der Isolation gesucht und gefunden. Denkt nur an die verschollenen Pioniere von Saira."
„Oder an die letzten Ilts", meinte Gucky, aber darauf bekam er keine Antwort. „Das Leben auf den Planeten hier mag ja ganz normal verlaufen", entgegnete Selma. „Das habe ich auch nicht gemeint. Ich sprach vom Manövrieren und Orientieren zwischen den dichten Sternenansammlungen und den verschiedenen Störfeldern. Eine vernünftige oder gar regelmäßige Raumfahrt ist hier kaum vorstellbar. Wir müssen verdammt gut aufpassen."
„Das ist Eds Sache", meinte Gucky. „Ich denke, Oma, du mußt ihm diese Gefahren deutlich machen. Wann können wir starten?"
„Von mir aus in einer halben Stunde. Ich muß noch alle Daten sichern und kopieren, damit wir keine negative Überraschung erleben. Und wenn Ed sich aus der Küche losreißen kann, werde ich etwas Zeit brauchen, um ihn in die Flugdaten einzuweisen. Bei dem Gewirr wird er bestimmt mehrere Etappen vorsehen."
Alaska Saedelaere legte den Zeitpunkt für den Start fest. An Bord der Space-Jet GECKO schrieb man den 12. Februar 1200 NGZ, 17.30 Uhr Standardzeit. Für den Flug zum Zielpunkt X-ES wurden trotz der geringen Entfernung von nicht einmal hundert Lichtjahren zwei Tage vorgesehen.
Bei den Tücken des sternenreichen Yolschor-Sektors konnte man gar nicht vorsichtig genug sein
3.
Als die GECKO fast drei Tage später das Zielgebiet nahe X-ES erreichte, war die Stimmung an Bord gut. Genauer gesagt, Selma Laron, Alaska Saedelaere und Ed Morris waren mit der Entwicklung der Dinge zufrieden. Auch wenn eine Reihe von Punkten ihnen noch Kopfzerbrechen bereitete.
Bei Gucky sah das etwas anders aus. Er schwankte zwischen „sehr zufrieden" und „beginnender Euphorie". Der Mausbiber glaubte sich ganz nahe am Ziel. In seiner Vorstellung würden
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