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1617 - Die Akonin

Titel: 1617 - Die Akonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sonst hätte es tun sollen? Dazu gebrauchte er sein Ki, eine im Grunde unerklärliche Fähigkeit. Unerklärlich jedenfalls für den Chef des Landekommandos. Selbst als absoluter Insider an Bord der ODIN wußte er nur, daß Ambush mit Hilfe seines Kis parallele Wirklichkeiten erreichen konnte.
    Zwischen solchen Wirklichkeiten war der kleine Mann verschollen.
    Harcangelic sah vor sich den sichtbaren Beweis.
    Sato Ambush wanderte durch die Wand, dann in unmöglichem Winkel abwärts, wobei er mit den Beinen halb im festen Boden verschwand. Er war sichtbar, aber er hatte keine Substanz. Bevor er ganz verschwinden konnte, sprang der Chef des Landekommandos mit einem pantherhaften Satz nach vorn.
    Er bekam Ambush gerade noch am Kopf zu fassen. Jedenfalls hatte er das gedacht. Statt dessen griff er mit beiden Händen durch den Schädel wie durch Luft oder durch Vakuum.
    Den Bruchteil einer Sekunde später war Ambush schon verschwunden. Das war es! Deswegen der Alarm! Eine andere Möglichkeit, so dachte er, gab es nicht.
    Harcangelic stürzte zum nächsten Interkom. Er schaltete eine Rundrufverbindung, die seine Stimme in der ganzen Sektion ertönen ließ. „Aufgepaßt, Schlafmutzen! Hier spricht Harcangelic. Weg von den Meßgeräten! In jedem Raum bleibt nur eine Person zuruck. Beobachtet Wände, Decke und Boden! Meldung an Hangar Z4, sobald etwas Außergewöhnliches geschieht! Danach an die Zentrale. Egal was!"
    Er schaltete ab und hastete zum Ende des Korridors. Eine kurze Strecke Antigravschacht trug ihn nach unten. Überall in der unteren Kugelhälfte wurde es lebendig, eilige Schritte ertönten ringsum. Währenddessen traf die erste Meldung ein. Die Kommandostelle, die er mit Z4 angegeben hatte, erreichte er gerade zur rechten Zeit. Zwei verwirrte Männer berichteten von einer Geistererscheinung; diese habe schräg einen bestimmten Korridor passiert und sei dann durch die Wand verschwunden. „Das ist es!" rief er. „Danke euch!"
    Ahnliche Meldungen versetzten ihn in die Lage, Ambushs Weg über mehr als sechzig Meter zu verfolgen. Endlich reagierte auch die Zentrale. Norman Glass war eingetroffen und hatte den Bordsyntron zugeschaltet. Kommandos mit transportablen HÜ-Schirmen waren unterwegs.
    Paratrons kamen nicht in Frage, weil Schirme dieser Art alles, was mit ihnen in Kontakt geriet, in den Hyperraum abstrahlten. Und sie wollten Ambush ja gerade retten, nicht in Schwierigkeiten bringen. Falls das in seinem Zustand überhaupt möglich war. Dazu jedenfalls waren HÜ-Schirme besser geeignet. Sie bildeten eine Art feste Wand, die selbst für übergeordnete Erscheinungen undurchdringlich war.
    Jedenfalls lautete so die Theorie.
    Harcangelic schloß sich persönlich dem Kommando an, das Ambush schließlich stellte.
    Der kleine Mann durchquerte mit aufwärts geneigten Schritten einen Lagerraum. Zehn Sekunden Zeit -wenn er nicht die Richtung änderte. In fliegender Hast brachten sie die Projektoren in Stellung. Fünf Sekunden, vier... Kurz, bevor Ambush durch die Decke verschwand, sah Harcangelic den Kreis geschlossen. „Aktivieren!" schrie er.
    Eine grünlich schimmernde Kugel von drei Metern Durchmesser entstand mitten im Raum, gespeist aus drei verschiedenen Projektoren. Dahinter standen zehn Männer und Frauen und warteten atemlos ab. Ambush tat den nächsten Schritt. Er passierte die undurchdringliche Grenze, ohne auch nur im mindesten innezuhalten.
    Herve Harcangelic ließ die Schultern hängen. Sie konnten ihn nicht aufhalten, jedenfalls nicht so einfach. Mit finsterer Miene kehrte der Chef der Landekommandos in seine Hangarzentrale Z4 zurück. Von dort aus verfolgte er die weiteren Meldungen.
    Der Auftritt des kleinen Mannes dauerte nur noch wenige Sekunden an. Dann war die Erscheinung verschwunden, so einfach und ohne Paukenschlag, wie es begonnen hatte.
    Ambush durchdrang wie mehrfach vorher irgendeine Wand - und kam auf der anderen Seite nicht mehr zum Vorschein. In seiner Pararealität hatte er vielleicht nur die Richtung gewechselt, oder er hatte eine andere von unendlich vielen parallelen Wirklichkeiten betreten.
    Niemand wußte das; auch nicht Herve Harcangelic. Es fiel ihm schwer, die Niederlage zu verwinden, weil er ein schlechter Verlierer war. Sein Ehrgeiz war getroffen. Auf ihrem ureigen$ten Terrain hatten sie Ambush einfach so entkommen lassen. „Nicht zu fassen", murmelte er. „Hoffentlich kriegen wir die Chance noch mal.
     
    2.
     
    Ein Haarriß im Hyperraum war schon eine sonderbare Sache.

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