1622 - Der Verlorene
ignorierte die allmählich anschwellende Beule an der Stirn des anderen.
Draußen im Korridor sagte Alaska: „Also werden wir diesem Springer mal einen Besuch abstatten. Ob Selma und Ed auch etwas herausgefunden haben?"
„Vielleicht - wenn Ed hin und wieder den Mund zum Fragen aufgemacht hat, und nicht nur, um sich mit leckeren Speisen vollzustopfen. Aber schließlich ist ja Oma bei ihm."
„Es ist Mittagszeit. Essen wir an Bord? Der Springer ist jetzt wahrscheinlich auch nicht zu sprechen."
„Einverstanden."
Ohne diesmal belästigt zu werden, passierten sie die Sperren und waren froh, wenig später wieder in der gewohnten Umgebung an Bord der GECKO zu sein.
Selma und Ed waren noch nicht zurück
3.
Ed Morris hielt Selma Laron am Ärmel fest. „Das scheint mir der richtige Ort zu sein, mit Leuten zu reden. Wollen wir nicht reingehen?"
Sie waren stehengeblieben. Um sie herum schoben sich die Massen der Schaulustigen und Käufer vorbei. Die Mittlere Ringstraße war belebt wie immer.
Selma deutete auf die Interkosmo-Schriftzüge über dem Eingang. „Ein Speiserestaurant! Ich hätte es mir denken können. Nein, wir sind gerade erst eine halbe Stunde unterwegs und ..."
„... und haben bisher nichts erfahren können. Man kann nicht einfach jemand auf der Straße anquatschen. Da drinnen wäre das wesentlich einfacher und harmloser. Ich werde es dir beweisen. Komm schon!"
Wie üblich, ließ sich Oma breitschlagen.
Sie folgte ihm.
Es schien ein Lokal der gehobenen Klasse zu sein. Auf den Tischen befanden sich auf der sauberen Decke Bestecke und eine Vase mit bunten Blumen. Hier bedienten keine sturen Roboter, sondern adrett gekleidete Terraner, Vincraner und Angehörige anderer humanoider Völker.
Ed steuerte auf einen freien Tisch zu, schob Selma höflich den Stuhl zurecht und wartete, bis sie sich gesetzt hatte. Dann nahm er ebenfalls Platz und griff mit vergeblich getarnter Gier riach der Speisekarte, die neben dem Besteck lag. „Nur eine winzige Kleinigkeit", murmelte er vor sich hin. „Wir können uns ja nicht hier auflialten, ohne etwas zu verzehren."
„Ich habe noch keinen Hunger."
„Dann opfere ich mich eben", erbot er sich selbstlos.
Ein Terraner mit Schürze kam herbei und fragte nach ihren Wünschen. Selma bestellte sich ein erfrischendes Getränk. Ed fragte: „Was ist Muggelsums?"
„Ein typisches Murkanergericht, sehr schmackhaft. Können wir nur empfehlen. Wird gern genommen."
„Gut, nehme ich auch. Und ein Bier, wenn vorhanden."
„Bei uns gibt es alles", prahlte der Mann und schob ab.
Selma schüttelte den Kopf. „Wenn das Gucky wüßte ...!"
„Gucky kann mich mal", knurrte Ed verärgert. Selma lachte. „Wenn er das espert, tut er es! Sei vorsichtig."
Ed sah sich im Speisesaal um. Die meisten Tische waren noch unbesetzt, es mußte wohl noch zu früh sein. Zwei Tische weiter entdeckte er einen Vincraner in einer Art Uniform. Die Kragenspiegel zeigten einen stilisierten Kugelraumer. Vielleicht ein Pilot, oder zumindest ein Angestellter der Weltraumbehörde. „Ich habe ihn auch bemerkt", flüsterte Selma. „Willst du ihn einfach ansprechen? Das geht doch nicht."
„Mir fällt schon was ein, Oma. Aber zuerst muß ich etwas zwischen die Zähne kriegen."
Der Kellner brachte den Fruchtsaft und einen Krug mit Bier. „Das Essen kommt gleich", murmelte er und eilte wieder davon.
Der Mann in Uniform beendete seine Mahlzeit, leckte sich die Lippen und nahm einen Schluck aus seinem Krug. Als er aufsah, begegnete er Eds Blick. Er nickte leicht mit dem Kopf wie jemand, den alle anderen kennen mußten, der aber selbst nicht jeden seiner Bewunderer im Gedächtnis behalten konnte.
Ed nickte zurück. Er wollte nach kurzem inneren Kampf aufstehen, aber da erschien der Ober mit einem riesigen Tablett, das er auf dem Tisch absetzte und so etwas wie „guten Appetit" murmelte. „Mein Gott!" entfuhr es Selma, und sie sank erschüttert in sich zusammen und schien zu schrumpfen. „Was ist denn das?"
Ed starrte auf das Tablett und hätte das auch gern gewußt.
Drei Teller standen auf dem Tablett, und auf jedem lagen heiß dampfende Dinge, die zum Teil Fleisch, aber auch Gemüse sein konnten, falls es sich nicht um synthetische Stoffe handelte.
Ed schnüffelte, dann zuckte er die Achseln. „Probieren geht über riechen", resignierte er tapfer und nahm die Gabel in seine zittrige Hand.
Selma sah gespannt zu. Bereits zwei Sekunden später spuckte er den Bissen, kaurn daß seine
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