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1622 - Der Verlorene

Titel: 1622 - Der Verlorene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Zunge ihn berührt hatte, wieder aus. Er landete vor dem TiSch des Uniformierten. „Ich bitte um Vergebung", sagte Selma geistesgegenwärtig und erhob sich halb. „Er muß sich den Mund verbrannt haben. Der Junge ist schrecklich ungeschickt."
    Ed schob das Tablett mit den Tellern weit von sich. „Nicht ungeschickt", korrigierte er. „Das Zeug ist absolut ungenießbar." Er blickte hinüber zu dem Uniformierten, der sich köstlich zu amüsieren schien. „Wissen diese Murkaner überhaupt, was die da zusammengemurkst haben? Na ja, Nomen est Omen."
    Der Kellner kam herbeigeeilt. „Der Herr ist nicht zufrieden?" erkundigte er sich befremdet. „Muggelsums ist hier äußerst beliebt."
    „Aber nicht von mir. Weg mit dem Zeug. Bringt mir etwas Genießbares. Von mir aus Haferbrei."
    Selma war inzwischen nicht untätig geblieben und hatte die Gelegenheit genützt, aufzustehen und zum zweiten Tisch zu gehen. „Ich hoffe, wir haben dir nicht den Appetit verdorben."
    „Ich war zum Glück schon fertig. Ihr seid fremd hier?" Selma setzte sich. „Erst heute eingetroffen. Wir sind auf der Suche nach ein paar Freunden von Freunden von uns.
    Müssen hier vor einigen Monaten mit einem Kugelraumer gelandet sein. AIOLOS hieß der Kahn, glaube ich. Nie gehört, oder doch...?"
    Das war ein regelrechter Überraschungsangriff, dem auch ein auf alles gefaßter Stratege zum Opfer gefallen wäre. Der Vincraner bekam keine Zeit, sich eine erfundene Antwort zu überlegen. „Die AIOLOS - ja, ich erinnere mich. Bin ja bei der Hafenbehörde angestellt. War eine ziemliche Aufregung damals, so vor sechs Monaten etwa. Wurde aber alles vertuscht und nicht gespeichert." Er sah plötzlich auf und sah Selma an. „Wer bist du überhaupt? Was weißt du von der ganzen Geschichte? Ist doch geheimgehalten worden."
    Selma legte ihre Hand auf seinen Arm. „Das bleibt natürlich alles unter uns. Keine Sorge."
    Er schien beruhigt. „Nun ja, so geheim war das ja alles auch nicht. Schließlich konnten wir den verrückten Siedlern nicht das Maul zukleben. Die meisten von ihnen haben Gäa ohnehin schnell wieder verlassen und sich an anderen Orten angesiedelt."
    „Verrückt, hast du gesagt?"
    „Zumindest einige machten den Eindruck, als seien sie durchgedreht. Müssen Schreckliches erlebt haben, deshalb kamen sie ja auch hierher zurück."
    „Gibt es eine Passagierliste?"
    Der Vincraner warf ihr einen mißtrauischen Blick zu. „Du bist verdammt neugierig, alte Dame. Aber ich muß dich enttäuschen. Soweit mir bekannt ist, existiert keine derartige Liste. Mir ist nur bekannt, daß die Siedler das Schiff verkauften, den Erlös unter sich aufteilten und dann verschwanden. So verrückt können sie also auch nicht gewesen sein."
    Selma lehnte sich zurück. Wenn sie enttäuscht war, zeigte sie es nicht. Auf der anderen Seite hatte sie mehr erfahren, als sie gehofft hatte. „Jedenfalls vielen Dank, du hast mir sehr geholfen. Vielleicht werden wir nun doch ein paar Freunde unserer Freunde finden." Sie wollte aufstehen. „Nun darf ich auch eine Frage stellen", hielt er sie zurück. „Bitte."
    Er nickte in Richtung Ed Morris .„Wer ist der junge Mann dort? Dein Enkelsohn?"
    Sie war keineswegs beleidigt. „Das nicht gerade, aber er könnte leicht mein Sohn sein. Er gehört zur Schiffsbesatzung. Unser kleiner Raumer steht auf der Landepiste."
    „Seid ihr an Bord knapp an Lebensmitteln? Er hat sich schon die dritte Portion Fruchtmus einverleibt. Erstaunlich! Und das herrliche Muggelsums läßt er zurückgehen."
    „Ist es wirklich so gut? Woraus besteht es?"
    „Das genaue Rezept kenne ich nicht, ich weiß nur, daß es sich um in Öl gesottene Brummkäfer, Nacktwürmer und Gabelschlangen handelt. Sehr delikat."
    „Ugh", machte Selma und erhob sich endgültig. „Nochmals vielen Dank. Du warst sehr freundlich zu einer alten Dame."
    Er nickte und winkte dem Kellner, um zu zahlen.
    Selma setzte sich Ed gegenüber, der sö hastig seinen Brei löffelte, als wollte ihm den jemand wegnehmen. „Verschluck dich nicht", riet Selma gütig. „Hast du etwas erfahren können?"
    „Ich denke schon. Mehr jedenfalls als auf der Straße."
    „War also doch gut, daß ich uns hier reingelotst habe."
    „Und dazu noch so selbstlos." Sie leerte ihr Glas. „Hoffentlich bist du bald fertig, damit wir gehen können. Bin gespannt, ob die anderen auch was herausgefunden haben."
    Sie hielten sich nicht mehr lange in der Stadt auf, nahmen einen Taxigleiter und ließen sich zum Raumhafen

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