1647 - Der letzte Schlag
versuchte Garok Dagesian den Freund aufzumuntern. „Wenn die Tote Zone verschwunden ist, wird es für euch und uns bald zu tun geben."
„Oho! Warum? Und gegen wen?"
„Blaue Legion. Sagt dir der Name etwas?"
„Mach mit mir keine Witze. Wenn ich nicht weiß, wer die Blaue Legion ist, wer soll's dann sonst wissen?"
„Die Blaue Legion als Organisation existiert nicht mehr", sagte Garok Dagesian voller Ernst. „Die Blaue Schlange ist tot: Aber es gibt Legionäre, die an den Plänen und Ideen der Schlange festhalten und die um jeden Preis in die Wirklichkeit umsetzen wollen."
„Aha", machte Barro Nurtian. „Wir haben uns hier, solange die Parese uns im Griff hatte, mit allerlei Dingen beschäftigt - ein paar nützlichen und ein paar unnützen", berichtete Garok Dagesian. „Unter anderem haben wir die Gespräche ausgewertet, „die Theta von Ariga im Laufe der Zeit mit diversen Ennox geführt hat. Die Ennox haben uns eine Zeitlang hier auf Ariga recht fleißig besucht. Teils kamen sie, um eine Botschaft auszurichten, teils um zu spionieren.
Wie du wahrscheinlich weißt, gab es unter den Ennox zwei Faktionen: eine, die auf unserer Seite stand, und eine andere, die mit den Akonen sympathisierte."
Barro Nurtian machte eine Geste der Zustimmung. Über all diese Dinge war er informiert. Er wußte auch, daß Theta von Ariga Atlans Vertraute und die Kommandantin seines Flaggschiffs, der ATLANTIS, war. Die Hyperraum-Parese hatte sie überrascht, als sie sich zufällig auf ihrer Heimatwelt Ariga aufhielt. „Es gibt eine höchst merkwürdige Unterhaltung, die aufgezeichnet wurde und mit der wir Kreuzkorrelationen gegen andere Gespräche fuhren. Das Ergebnis ist recht eindeutig. Es geht daraus mit großer Wahrscheinlichkeit hervor, daß die Akonen noch vor Beginn der zweiten Toten Zone einen Angriff auf das Wartok-System planten", fuhr Garok Dagesian fort.
Barro Nurtian horchte auf. Wartok war die Sonne, um die Ariga kreiste. „Wenn wir die Korrelation richtig deuten, stammen die Pläne für den Angriff auf das Wartok-System von der Blauen Schlange", sagte Garok. „Das heißt: Wir müssen damit rechnen, daß die versprengten Überbleibsel der Blauen Legion nach wie vor darauf versessen sind, über Ariga herzufallen.
Das hatten sie für ihre Pflicht. Es ist eine Art Vermächtnis, das die Schlange ihnen hinterlassen hat."
„Hat eure Ortung verdächtige Fahrzeugbewegungen erfaßt?" fragte Nadu Imeiri, die sich bisher am Gespräch noch nicht beteiligt hatte. „Nein", antwortete Garok Dagesian. „Aber ich bin von Theta beauftragt, unsere Befürchtungen allgemein bekanntzugeben.
Die Sendung nach Arkon ist bereits abgestrahlt. Wenn die Parese..."
Er brach mitten im Satz ab. Das Videofeld flackerte und erlösch. Barro Nurtian sprang auf. „Heh! Was soll das?" schrie er.
Nadu Imeiri legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. „Es wäre so schön gewesen", sagte sie sanft, „aber es hat nicht sein sollen. Vielleicht dürfen wir es wenigstens als gutes Zeichen deuten. Die Tote Zone hat sich noch nicht endgültig verabschiedet, aber sie scheint ins Wanken geraten zu sein."
Das Gespräch fand in einem der Laborräume statt, wie es sie in den verschachtelten Tiefen des Riesenleibs der BASIS zu Hunderten gab. Mango Lipschitz, einer der Ressortleiter des Bereichs Wissenschaft, massierte angelegentlich seine Schläfen, wie es seine Gewohnheit war, wenn er intensiv über etwas nachzudenken hatte.
Ihm gegenüber saß Harold Nyman, Kommandant und Erster Pilot des großen Schiffes. Sonst war niemand anwesend.
Mango Lipschitz hatte soeben eine Versuchsreihe beendet, in deren Verlauf er mit simulierten fünfdimensionalen Mikroräumen dem Geheimnis der Toten Zone hatte auf die Spur kommen wollen - ohne Erfolg, wie bei allen vorangegangenen Experimenten. Es war still in dem mit schalldämpfenden Wand- und Bodenbelägen ausgestatteten, matt erleuchteten Raum. Die Geräte waren abgeschaltet, die Kontrollichter erloschen. Nur hier und da glomm noch eine Diode im satten Rot des Ruhezustandes. „Was haben wir von der Entwicklung zu halten, Mango?" fragte Harold Nyman. „Zehn Minuten lang hat die Tote Zone so getan, als sei sie nicht vorhanden. Dann aber war sie plötzlich wieder mit voller Kraft da. Was schließt man daraus?
Ist's ein gutes Zeichen? Ein schlechtes Zeichen? Ist es überhaupt ein Zeichen?"
Mango Lipschitz beugte sich ein wenig nach vorne. Man sah ihm an, daß ihm die Frage Unbehagen bereitete. Er war ein
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