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1647 - Der letzte Schlag

Titel: 1647 - Der letzte Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Teil des Tages brauchte Nadu Imeiri für sich selbst.
    Dann wollte sie keine Gesellschaft. Sie suchte die Einsamkeit, um ein paar Stunden lang nur mit sich allein zu sein.
    Hier hielt sie sich am liebsten auf: in der kleinen Beobachtungskuppel an der Oberfläche des Asteroiden, einer Glassitblase von acht Metern Durchmesser und vier Metern Höhe. An den Wänden entlang standen technische Geräte, die seit Monaten schon nicht mehr benützt worden waren. Sessel mit Gleitkufen waren wahllos in dem runden Raum verteilt. Im Zentrum des Bodens war ein Loch von knapp zwei Metern Durchmesser. Hier endete der Antigravschacht, der aus der Tiefe des Stützpunkts bis herauf zur Oberfläche führte. Im Hintergrund war mit Stellwänden aus Forrnplast ein Verschlag abgeteilt, in dem sich eine Miniaturküche und eine Hygienezelle befanden. Früher, als die Kuppel noch für astronomische Meß- und Beobachtungszwecke verwendet wurde, hatte manch einer hier endlose Stunden verbracht.
    Es war hell im Innern der Kuppel.
    Nadu hatte die Beleuchtung ausschalten können. Die Helligkeit kam indes nicht von dem trüben, roten Glutball der sterbenden Sonne, um die Jimmerin kreiste. Die Sonne stand nahe dem Zenit. Durch die Glassitwand ging der Blick hinaus auf eine mit grauem Staub bedeckte Fläche, über die Felsbrocken unterschiedlicher Größe verstreut lagen. Eines der Trümmerstücke befand sich in unmittelbarer Nähe der Beobachtungskuppel. Es war von bedeutendem Umfang und hatte tatsächlich ein wenig Ähnlichkeit mit den Häusern, wie man sie auf Amarna baute. Gerade deswegen kam Nadu gerne hierher.
    Amarni waren heimattreu. Wer das arkonidische Sternenreich bereiste, fand nur höchst selten einen Amarno, der sich auf Dauer oder nur für längere Zeit auf einer anderen Welt niedergelassen hatte. Auch Nadu dachte oft an die Heimat, sehnte sich nach ihr und hatte sich fest vorgenommen, nach Amarna zurückzukehren, sobald sie ihre Dienstverpflichtung der GAFIF und dem Antiterror-Kommando gegenüber absolviert hatte.
    Sie hatte es sich in einem der breiten Sessel bequem gemacht und blickte nachdenklich über die staubige Ebene zum nahen Horizont. Jimmerin war mit einem mittleren Durchmesser von rund 500 Kilometern der größte unter etlichen 10 000 Asteroiden, die um die sterbende rote Sonne kreisten. Die Asteroiden waren die Überreste eines Planeten, der irgendwann in grauer Vergangenheit auseinandergeborsten war und dessen Bestandteile sich entlang der planetarischen Umlaufbahn verteilt hatten. Wie ein Band zog sich die Schar der kosmischen Trümmerstücke vom Horizont aus in die Höhe: eine Straße, die ins Weltall hinaufführte. Sie schien sich zum Hintergrund zu verjüngen, und schließlich wurde sie so dünn, daß das Auge sie nicht mehr erfassen konnte.
    Nadu dachte an Barro Nurtian. Es war ihr nicht entgangen, daß der kleingewachsene Arkonide ihr seine besondere Aufmerksamkeit schenkte. Viel Erfahrung im Umgang mit Frauen hatte er offenbar nicht. Er wirkte linkisch und schüchtern, aber Nadu fand ihn trotzdem sympathisch. Sie konnte sich gut vorstellen, daß Barro und sie eines Tages einen Bund eingehen würden - ob befristet oder nicht, das spielte vorerst keine Rolle.
    Die Frage war nur, wie Barro sich dazu stellen würde, daß sie unbedingt nach Amarna zurückkehren wollte. Barro Nurtian besaß als Wissenschaftler ebenso wie als Organisator einen guten Ruf. Es stand ihm eine aussichtsreiche Karriere bevor.
    Auf Amarna dagegen wäre ein Fremder, der sich erst bewähren mußte, bevor er an beruflichen und gesellschaftlichen Aufstieg denken durfte.
    Mit einem Ruck wirbelte Nadu Imeiri den Sessel herum und schob ihn ein wenig beiseite, so daß sie an dem Verschlag im Hintergrund der Kuppel vorbeiblicken konnte. Jetzt endlich hatte sie die Quelle der allgegenwärtigen Helligkeit vor sich: das Lichtergewimmel des Sternhaufens M13, eine Ansammlung von Hunderttausenden von Sternen, ein Gebilde von solch atemberaubender Schönheit, daß Nadu, obwohl sie das Bild schon Hunderte von Malen in sich aufgenommen hatte, eine Zeitlang stumm und ehrfürchtig dasaß, alles vergaß, woran sie bisher gedacht hatte, und nur den majestätischen Anblick in sich aufnahm.
    Ihr Blick glitt durch das Gewimmel der Sonnen auf der Suche nach dem Lichtpunkt, der den Standort des Sterns Omarrato markierte. Omarrato besaß sechs Planeten; der dritte davon war Amarna, die Welt, die von den anderen Arkonidenvölkern Heychryk genannt wurde. Nadu wußte, daß sie

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