1654 - Das Versagen der Ennox
Sommersprossen tanzten, zuckte nur einmal ganz leicht. Shauny war unsicher. Sie war schließlich zum erstenmal „dienstlich" bei der Freundin.
Weya Prentzells Lächeln brach den Bann. „Setz dich ruhig hin", sagte sie. „Ich meine es nicht offiziell."
Die gerade mal 1,50 Meter große Frau verschwand fast völlig in dem Sessel, der ihr angeboten worden war. Sie strich verlegen ein paar ihrer hellroten Haarsträhnen aus dem Gesicht und schwieg weiterhin. „Ich nehme an", sprach Weya Prentzell im Plauderton weiter, „daß du von unserer Mission noch nicht viel mitbekommen hast."
„Eigentlich gar nichts", antwortete Shauny leise. „Ehrlich gesagt, mich interessiert das nicht sehr."
„Du solltest dich aber dafür interessieren. Ich stelle dir eine Borddatei zur Verfügung, in der alle bisherigen Ergebnisse seit dem Verlassen der BASIS aufgezeichnet sind."
Shauny Target blickte erstaunt auf. Ihre Mimik verriet, daß sie die Freundin nicht so recht verstand. „Es könnte in Kürze von Bedeutung sein", ergänzte die Kommandantin mit einem wissenden Lächeln, „daß du über die aktuellen Geschehnisse informiert bist. Du weißt, daß wir seit sieben Tagen unterwegs sind. Wir haben inzwischen drei einzelne Sonnensysteme aufgesucht, ohne daß etwas Bemerkenswertes geschah. Wir haben Hinweise auf untergegangene Kulturen gefunden, aber bis jetzt noch nichts, was wirklich von Bedeutung ist. Alle Einzelheiten kannst du der erwähnten Datei entnehmen. Derzeit nähern wir uns einem weiteren Sonnensystem.
Gucky und Alaska Saedelaere möchten die dortige Sauerstoffwelt, die wir mit der Fernortung identifiziert haben, erkunden."
„Gucky?" fragte Shauny Target nur. „Ja", lächelte die Kommandantin, „dein geliebter und verehrter Gucky."
Sie sagte das ohne Spott. „Leider habe ich ein kleines Problem mit der KRANICH. Bei unserem letzten Planetenaufenthalt wurden zwei Landestützen beschädigt. Die Reparaturen dauern noch an und werden frühestens in zwei Tagen abgeschlossen sein."
„Das heißt, Gucky muß warten", folgerte die kleine Terranerin. „Du kennst ihn doch besser als ich", spöttelte Weya Prentzell. „Von Warterei hält er nicht viel. Und Alaska auch nicht. Er möchte daher mit einer Zehn-Meter-Kleinst-Space-Jet die Erkundung durchführen."
„Aha", machte Shauny nur. „Du kennst ja das Team, das normalerweise mit dem Mausbiber an Bord ist: Alaska Saedelaere, Ed Moris und Selma Laron."
Shauny nickte. „Du hast vielleicht unverschämtes Glück, Kleine. Selma Laron leidet an einer schweren Magenverstimmung. Angeblich hat Ed etwas gekocht, was ihr nicht bekommen ist. Selma fällt für die Erkundung aus. Gucky hat mich darum gebeten, einen geeigneten Ersatz aus der Mannschaft der KRANICH für ihn abzustellen."
„Selma Laron ist Funk- und Ortungsspezialistin", erinnerte sich Shauny. „Und du bist Kommunikationsspezialistin. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wo da ein großer Unterschied zu finden ist. Du brauchst nur zuzustimmen, und ich melde Gucky als Ersatz eine junge Dame namens Shauny Target."
„Das ist..."
Die Terranerin wurde rot im Gesicht. Ihre Lippen bewegten sich noch, aber es waren keine Worte zu hören. Sie war vollkommen perplex. „Du scheinst dich gar nicht zu freuen", sagte Weya Prentzell. „Ich bin total überrascht", quälten sich die Worte über ihre trockenen Lippen. „Das wäre ja der absolute Wahnsinn, Weya. Ist es wirklich dein Ernst; mich vorzuschlagen?"
„Fühlst du dich denn der Aufgabe nicht gewachsen?"
„Unsinn." Allmählich bekam sich Shauny wieder in den Griff. „Es ist nur meine Nervosität.
Du weißt, ich bin nicht gerade sehr selbstbewußt. Es ist keine Frage, daß ich einwillige. Ich weiß nur nicht, was Gucky von mir hält, wenn er meine Gedanken liest."
„Er wird deine Gedanken nicht antasten, Kleines. Er ist doch ein Gentleman und kein Schnüffler. Das weißt du. Er macht von seiner Fähigkeit der Telepathie nur Gebrauch, wenn Not am Mann ist. Und ich denke, bei dir kommt er ohne Espern aus. Deine Sorgen sind also unbegründet."
„Wenn das so ist...", meinte Shauny Target erleichtert.
Der Summer an der Kabinentür ertönte. „Nur herein!" rief die Kommandantin.
Das Schott glitt zur Seite.
Zum ersten Mal in ihrem Leben stand Shauny dem Wesen gegenüber, das sie so sehr verehrte.
*
„Hallo, meine Damen!" begrüßte sie der Mausbiber zufrieden und trat ein. „Weya, hast du einen Ersatz für Selma gefunden? Der Doc hat zwar an ihr
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