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Florian der Geisterseher

Florian der Geisterseher

Titel: Florian der Geisterseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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So ein intelligenter Junge!

    „ Flori ! Flori ! Flori !“ riefen die Jungen der Franz-Joseph-Schule im Chor. Mit letzter Kraft warf sich Florian ins Zielband, als sei es aus Gummi. Dann sank er auf den Rasen und japste. Jedes Jahr vor den großen Ferien machten die Athleten der Schule interne Leistungsbilanz.
    Florians Zeit wurde bekanntgegeben. Hände griffen nach seinen Schultern, als wären sie Türklinken.
    „Eine Bombenzeit!“ jubelte Uwe.
    „ Flori kann noch schneller. Wetten?“ trumpfte Detlef auf.
    Und Jens, der beste Freund von Florian, blödelte: „Die Fahrkarte zur nächsten Olympiade ist schon anbezahlt. Jedenfalls für die ersten 400 Meter!“
    Die Umstehenden lachten. Über diese Strecke gab es bei den Neustädter Jungen keinen schnelleren Läufer. Nicht in der Ebert-Schule und nicht einmal auf Burg Schreckenstein.
    Trotzdem war Florian nicht restlos zufrieden. „Die Zehntel und Hundertstel müssen noch weg“, sagte er, wieder bei Atem. „Damit es eine glatte Zahl gibt!“
    „So wie deine Fünf in Mathematik!“ Lehrer Hempel stand plötzlich da und beugte sich herunter, um zu gratulieren. Dann fügte er mit ernster Miene noch hinzu: „Ich würde dir raten, in den Ferien etwas nachzuholen. Sonst gibt’s Ärger.“
    „Soweit kommt’s noch! Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir!“ brummte Jörg hinter dem immer blassen Lehrer her.
    „Ich könnte in den Ferien gar nicht lernen, selbst wenn ich wollte nicht!“ sagte Jens, mit gespieltem Klageton. „Ich muß mit meinen Eltern nach Skandinavien.“
    „Dafür lerne ich vom ersten bis zum letzten Ferientag. Aber so, daß ich’s nicht merke.“ Andreas, der ältere Bruder von Jens, war dazugekommen. „Ich geh zu einer Familie in die Bretagne. Die müssen mein Französisch aufpolieren, die Armen!“
    „Das wär’s!“ rief Florian. „Ich möchte auch mal weg. Was erleben! Nicht immer zu meiner Tante, wo ich pausenlos dankbar sein muß, weil sie mich aufgenommen hat.“
    „Laß mal!“ beschwichtigte ihn Karl. „Immer noch besser, als mit den Alten im Hotel sitzen und bei jeder Limo zu hören kriegen, wie teuer alles ist.“
    Vielleicht hat er recht! überlegte Florian. Bei Tante Lene kann ich wenigstens trainieren und Trompete üben. Sie hört sowieso nichts. Aber Mathe büffeln , kommt nicht in Frage!
    Mit bleischweren Beinen radelte er nach Hause. Vor dem Eingang wurde er geblendet, wie von einem Fotoblitz. Mit glänzender Glatze kam Onkel Bruno herausgestürzt.
    „Gut, daß ich dich treffe!“ Er packte Florian am Arm und zog ihn mit sich fort. „Deine Eltern sind völlig übergeschnappt“, keuchte er. „Tante Lene muß ins Sanatorium. Und weißt du, wo du jetzt hinsollst? Zu Tante Thekla!“
    „Zu der Hellseherin?“ Florian schüttelte den Kopf. „Nie! Die ist doch das schwarze Schaf in der Familie!“
    „Zu Recht!“ brummte Onkel Bruno. „Der Mensch soll seine Zukunft nicht vorauswissen. Damit befassen sich nur Scharlatane. Und dem Einfluß dieser Person wollen deine Eltern dich jetzt aussetzen. Trotz meiner Warnungen!“
    „Ich kenne sie kaum. Hab sie nur einmal gesehen, vor Jahren...“, dachte Florian laut.
    „Unglaublich!“ fauchte der Onkel. „Aber dein Vater sagt, das Hotel sei gebucht, alles schon vorausbezahlt und so weiter. Da hab ich ihm geantwortet: Seit ihr euren Sporttaucherfimmel habt, kennt ihr keine Verantwortung mehr!“ Er zog sein Taschentuch heraus und polierte seine Leuchtkugel, als sei sie angelaufen vor lauter Aufregung. Dann blieb er unvermittelt stehen und sagte: „Du bist doch ein intelligenter Junge...“
    Au weh! dachte Florian. Wenn Erwachsene einem das sagen, dann wollen sie was! Und neugierig, wie er war, sagte er: „Ja.“
    „Mit Tante Thekla stimmt etwas nicht!“ Onkel Bruno rollte die Augen. „Als Onkel Charlie noch lebte — das war vor deiner Geburt — , hatte sie eine Fremdenpension. Charlie hat nichts gearbeitet, sondern nur dem Wein zugesprochen. Nach seinem Tod ist sie dann plötzlich Hellseherin geworden. Merkst du was? Als ob man das lernen könnte, wie Kochen oder Schreinern. Dazu muß man geboren sein. Und wenn man das ist, heiratet man keinen Trinker! Da ist doch was faul. Oder?“
    Am besten, ich nicke mal! dachte Florian und tat es.
    „Wenn du schon zu ihr kommst“, fuhr der Onkel jetzt in ruhigem Ton fort, „könntest du ihr mal auf die Finger sehen. Ich ernenne dich zum Detektiv der Familie. Versuche Einblick in ihre Machenschaften zu bekommen. Frag

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