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1668 - Die Türme von Canaxu

Titel: 1668 - Die Türme von Canaxu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Köpfen.
    Gefällte Baumstämme von bis zu dreihundert Metern Länge wurden mitgeschleift, und die geschuppten Rücken beförderten tonnenweise Lebensmittel für die Nomaden im Tal.
    Es war ein erhebender Anblick, der sich ihm bot. Insgeheim wünschte Niisu, Atlan hätte dieses Bild sehen können; und er hatte keine Ahnung, wie er zu solchen Gedanken kam.
     
    *
     
    An diesem Tag begann Niisu, systematisch nach seinem Feind zu fragen. Immer wieder behauptete er, ein Fremder namens Hapt habe sein Messer ausgeliehen und es nicht zurückgebracht. Draußen in den Landen hätte jedermann Verständnis gehabt. Nicht aber hier, am Turm der Steppe Kriim; wo ein Messer weniger galt als ein Ziegelstein. Hier ging es darum, soviel Eisen wie möglich zu erwischen, oder um Nahrung, um Bauholz.
    So wunderte sich Niisu nicht, häufig abgewiesen zu werden. Die meisten Trepeccos dachten nur an ihr Gebäude. In manchen Fällen aber drang er mit seiner Frage durch.
    Dann lautete die Antwort stets: „Nein. Wir kennen keinen Hapt."
    Während all dieser Aktivitäten verfolgte Niisu seine eigene Arbeit. Er war nicht so fanatisch wie die anderen, doch tat er alles, seinen Beitrag zu leisten. Stunden- und tagelang hämmerte er auf Steinbrocken herum. Er half, tonnenschwere Quader in die obersten Stockwerke zu schleifen, er mengte Wasser mit Steppensand zu Mörtel und baute für Neuankömmlinge die Zelte auf.
    Zehn Tage später hatte Niisu endlich Glück.
    Ein besonders kleiner Mann zwischen den Zelten erregte seine Aufmerksamkeit.
    Weshalb, das wußte Niisu später selbst nicht mehr. Der andere war ausgemergelt und blaß. Er atmete schwer, wohl nach harter Arbeit. „Ich grüße dich", sagte Niisu. „Vielleicht kannst du mir helfen. Ich suche einen Mann namens Hapt. Er muß schon vor einiger Zeit hier angekommen sein."
    „Ich kenne Hapt."
    Niisu hätte beinahe die Fassung verloren. „Wirklich? Wo finde ich ihn?"
    „Im Turm", entgegnete der andere mürrisch. „Er und seine Frau bauen im vierten Stockwerk. Ganz am Mauerrand. Allein. Da, wo sonst niemand ist."
    Mißtrauisch kniff Niisu die Augen zusammen. „Eine Frau? Hapt hatte niemals eine Frau ..."
    „Das mag wohl stimmen. Er hat sie erst hier kennengelernt."
    „Und ... weshalb isolieren sich die beiden von den anderen?"
    „Weil die Frau gedunsen ist. Deshalb."
    Niisu schluckte schwer. Aber darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Er sagte danke und kämpfte sich zum Turm durch. Es war das erstemal seit langer Zeit, daß er keine Last mit nach oben trug, und das erstemal, daß er durch Gedankenlosigkeit einige Verwirrung verursachte. Mehrfach rannte er beladenen Trägern in den Weg. Seine Gedanken rasten. Nun war es zu spät, umzukehren; nun mußte er tun, was er sich vorgenommen hatte, und wenn es das Leben kostete. Hapt durfte nicht weiterleben!
    Nicht nach der Abscheulichkeit, die ihm der andere angetan hatte.
    Systematisch suchte Niisu das vierte Stockwerk ab. Kaum jemand war unterwegs. Es lohnte nicht, an den Mauern zu bauen; höchstens Zwischenwände zur Stabilisierung fehlten noch hier und dort. Die Nord-, West- und Südflügel untersuchte er ergebnislos, weil dort niemand zu finden war. Erst im Ostflügel warnten ihn schwache Laute.
    Gesprächsfetzen fanden ihren Weg durch Mauerritzen und Gänge, ab und zu wurden Gegenstände über den brüchigen Boden gezogen.
    Niisu faßte so instinktiv wie vergeblich an seinen Gürtel - er trug keine Waffe. Sonst hätte er nicht die Geschichte vom verlorenen Messer erzählen können. Selbst Atlans „Vibratormesser" lag weit entfernt im Zelt. Doch er war viel zu nah an Hapt, als daß er darauf Rücksicht genommen hätte.
    Mit wachsendem Haß näherte er sich der Geräuschquelle. Trepecco-Nomaden verfügten über ein schlechtes Gedächtnis. In diesem einen speziellen Fall jedoch hatten sich die Ereignisse in sein Hirn gebrannt. Allein in der Felsenwüste. Durch Hapts Verrat und Niedertracht dem Tod ausgeliefert ... Am Rand des Turms rieb Gestein gegeneinander.
    Hammerschläge von weit oben erschwerten ihm die Orientierung; wer aber jahrelang durch die Lande Canaxus gewandert war, der hatte gute Ohren. „Hoo...", murmelte er zu sich selbst. „Da ist er... Ich habe ihn gefunden ..."
    Und plötzlich, von einer Sekunde zur anderen, stand der Nomade in einem offenen, nur spärlich beleuchteten Durchlaß. Dahinter tat sich ein langgestreckter Raum ohne Stützelemente auf.
    In der Mitte rieselte bereits Material von der Decke; es wurde

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