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1668 - Die Türme von Canaxu

Titel: 1668 - Die Türme von Canaxu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kräfte geschont, während Hapt durch die Arbeit am Turm kaum noch ein Schatten seiner selbst war. Und vielleicht war es dieses Wissen, das Niisu zum Leichtsinn verleitete. Mit Tieren zu kämpfen, das war er gewohnt. Aber mit einem Artgenossen?
    Daß er Hapt nicht mit bloßen Händen umbringen konnte, wußte er. Aber wie dann?
    Niisu sprang rückwärts. Behende wich er Hapts nächsten Schlägen aus. Die Frau geriet mehrfach zwischen die Fronten, rettete sich aber auf Händen und Knien zur anderen Seite des Raums.
    Vor der Ziegelwand lag der Hammer. Niisu bewegte sich rückwärts und griff danach.
    Damit wollte er vollstrecken, was er sich vorgenommen hatte.
    Und gleichzeitig war Hapt heran. Der Schwung des anderen warf Niisu nach hinten - direkt gegen die Mauer. Ein Dutzend Ziegel schlitzte von hinten seine Haut auf, bohrte sich ins Fleisch, nahm ihm kurz das Bewußtsein. Er stieß einen Schrei aus.
    Allein der Laut vertrieb die Schleier vor seinen Augen. Aber da war Hapt schon wieder heran, warf ihn von den Beinen, preßte ihn mit aller Gewalt gegen die Wand.
    Niisu konnte sich nicht wehren. Erneut drohte er das Bewußtsein zu verlieren. „So, Niisu! Nun bringe ich dich endgültig um! Du hast einmal überlebt, aber kein zweites Mal, das schwöre ich!"
    Hapt schloß die Hände um seinen Hals. Niisu hatte nicht die Kraft, dagegen anzugehen.
    Der Aufprall hatte ihn benommen gemacht, und entsetzlicher Schmerz in Rücken und Hinterkopf nahm ihm jede Konzentration. Ich muß aufstehen! Ihn nicht gewinnen lassen! Niisu wollte husten, doch er konnte nicht. Zu sehr schnürte ihm der Griff den Atem ab. Es war vorbei. Feurige Schemen tanzten vor seinen aufgerissenen Augen. Ein letztes Mal versuchte er, die Beine anzuziehen; Hapt lachte nur über den kläglichen Versuch.
    Bis ein Ruck durch den Körper seines Feindes lief: Der Griff wurde schlaffer, löste sich.
    Ganz langsam kippte Hapt zur Seite.
    Niisu riß sich mit einer verzweifelten Kraftanstrengung los. Daß er dadurch die Rückenwunden noch vergrößerte, störte ihn nicht. Nicht jetzt, da er auf einmal die Chance bekommen hatte, zu überleben.
    Als er unter Hapts schlaffem Körper hervorgekrochen war, sah er das zitternde Heft in seinem Nacken: ein Messer. Es steckte genau in der Verbindung der Nervenknoten.
    Die Verbindung zwischen Hirn und Körper war durchtrennt.
    Hapt war tot. „Was..."
    Die gedunsene Frau hockte zusammengesunken am Boden. „Ich war es", bekannte sie. „Hapt hat seine Tat zugegeben, als du besiegt warst. Er hat tatsächlich getan, was du sagtest. Also durfte er nicht weiterleben ... Jeder weiß es. Ich wünschte, Fremder, du wärest niemals aufgetaucht. Du hattest nicht einmal ein Messer.
    Und trotzdem hast du Hapt und mich getötet."
    Niisu starrte sie an, unfähig, ein Wort herauszubringen. Durch den Stich hatte sie ihre letzte Chance begraben. Durch die eigenen Hände. Er verstand die Tragik wohl, und es tat ihm leid, daß alles so gekommen war.
    Mit zusammengebissenen Zähnen drehte sich Niisu um und verließ den Raum. Die Frau ließ er allein zurück, er konnte nichts mehr tun. Zunächst mußte er Wasser bekommen und seine Wunden waschen.
     
    *
     
    Tagelang verfiel der Nomade in hohes Fieber. Er lag in seinem Zelt und versuchte nur, am Leben zu bleiben. Von Pflege konnte keine Rede sein. Jeder, der sich bewegen konnte, baute am Turm von Kriim. So hatte er keine Wahl, als sich selbst Wasser und Nahrung zu besorgen. Die Wächter über die Vorräte machten keinen Ärger. Sie gaben ihm, was er verlangte - als sie seine Wunden sahen.
    Sieben Tage später besserte sich Niisus Zustand. Es schien, als sei er in eine Art Aufbruchsstimmung geraten: Man erzählte sich, die Früchte der Erkenntnis würden knapp in der Steppe. Und ohne die Früchte, so wußte er, gab es keinen Turmbau mehr.
    Nur noch mit halber Kraft hämmerte Niisu Steinblöcke in Form. Er war zu schwach, die Steine hochzuziehen, doch immerhin machte er sich nützlich. Ein anderes Ziel, hatte er das noch? Nachdem Hapt gestorben war?
    Er wäre gern in den Schacht gegangen ...
    Täglich verschwanden Hunderte von Nomaden; irgendwohin in die Steppe, jeder Stamm in eine andere Richtung. Bald waren nur noch wenige übrig. Es gab keinen Nachschub an Nahrung mehr, die Zelte verwehten, ihre Reste sammelten sich nutzlos am Rand des Talkessels.
    Niisu starrte immer wieder zur riesenhaften Kugel über dem Turm empor. Was, wenn sie mit Atlans geheimnisvollem Haus identisch wäre? Niisu dachte

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