1673 - Die Offenbarung der Veego
müssen: Der unschuldig wirkende, liebliche Planet hatte keines seiner Geheimnisse preisgegeben, und es schien fast so, daß er seinen ruhigen, friedlichen Schlaf fortsetzen konnte...
*
Der Konferenzraum der QUEEN LIBERTY war nur matt beleuchtet. Auf den Tischen standen Getränke und Schalen mit Gebäck, aber niemand schien Durst oder Appetit zu verspüren. Terraner und Ennox saßen sich gegenüber, physisch nur durch den Tisch voneinander getrennt, doch die geistige Distanz schien viel weiter zu sein, weiter als je zuvor. Die Stille lastete schwer auf allen, obwohl keiner der Ennox Aggressivität oder Zorn zeigte, nicht einmal eine Anklage.
Viel schlimmer: Die Ennox hatten resigniert.
Sie, die aufdringlichen, rotzfrechen Lümmel, die überall ihre Nase hineingesteckt hatten und die Galaktiker mit ihrer rücksichtslosen Neugier und ihrer völligen Mißachtung der Intimsphäre fast zum Wahnsinn getrieben hatten, waren still geworden, still und sogar traurig. Sie tobten nicht herum, schrien keine Beleidigungen oder Drohungen, führten keine theatralischen Szenen auf. Sie hatten sich nicht einmal mehr dagegen gewehrt, daß die Galaktiker ihren Planeten von neuem heimgesucht hatten und begannen, ihn systematisch zu untersuchen.
Die Galaktiker fühlten sich keineswegs wohl in ihrer Haut, während sie den Ennox gegenübersaßen, aber nun gab es kein Zurück mehr. Die Geheimnisse mußten gelüftet werden, um so mehr, als es offensichtlich zwischen Mystery und der Großen Leere einen bedeutungsvollen Zusammenhang gab.
Homer G. Adams sah sich ein wenig unruhig um. Serena, seine Lebensgefährtin, lächelte ihm kurz und beruhigend zu, ihre Augen schienen ihm Mut zusprechen zu wollen. Ronald Tekeners Gesicht war undurchschaubar wie immer, er schien nur körperlich anwesend zu sein. Neben ihm saß Boris Siankow, der so nervös und ungeduldig wirkte wie die anderen anwesenden Wissenschaftler. Arnim Possag, Kommandant der ANSON ARGYRIS, schien völlig darin vertieft, die Haare auf seinen Handrücken zu betrachten.
Keiner wagte, die lähmende Stille zu unterbrechen.
Homer G. Adams seufzte unhörbar in sich hinein und richtete den Blick dann schließlich wieder auf Zitha, die zusammen mit zehn anderen, den Galaktikern bisher nicht bekannten Ennox zum verabredeten Zeitpunkt auf die QUEEN LIBERTY gekommen war, um Antworten auf viele Fragen zu geben. „Was zauderst du, was zaudert ihr alle?" fragte die Sprecherin der Ennox auf einmal. „Zuvor konntet ihr es doch gar nicht erwarten, uns auszuquetschen. Wir sind hier. Fangt an!"
Boris Siankow verlagerte unbehaglich seine Sitzhaltung. „Wir...", begann er, sprach jedoch nicht weiter.
Zitha verzog ihr Gesicht zu einer spöttischen Miene. „Das ist wohl das, was ihr schlechtes Gewissen nennt, nicht wahr? Plötzlich bekommt ihr Hemmungen, das Tier auszuweiden, nachdem ihr es geschlachtet habt."
„Willst du uns diese Regung zum Vorwurf machen?" entgegnete Adams ruhig.
Sie musterte ihn einen Moment nachdenklich. „Hm. Darüber können wir zu einem späteren Zeitpunkt diskutieren. Jetzt sind wir aus einem anderen Grund zusammengekommen. Ich möchte betonen, daß wir nicht bereitwillig hier sind, aber wir haben einfach keine andere Wahl mehr.
Ich habe mit den anderen gesprochen, und sie sind zum selben Ergebnis gekommen. Es ist besser, endlich eure Fragen zu beantworten, damit wir wieder unseren Frieden bekommen. „ „Zitha, damit wir uns nicht mißverstehen: Wir wollen euch weder schlachten noch ausweiden, um deinen Vergleich von vorhin aufzugreifen", sagte Adams. „Aber versetz dich doch einmal in unsere Lage: Ihr erscheint urplötzlich aus dem Nichts - zu einem Zeitpunkt, in dem unsere Milchstraße von einem seltsamen Phänomen heimgesucht wird. Einer von euch hat von ES einen Zellaktivator erhalten. Ihr stöbert in unserem Leben herum, ohne euch Gedanken zu machen, was wir davon halten könnten, und ihr stachelt unsere Neugier mit merkwürdigen Andeutungen an, bis wir uns auf den Weg zu einem weit entfernten und uns bisher unbekannten, geheimnisvollen Bereich des Universums machen.
Wir nehmen an, daß ihr ein altes Volk seid, das eine bestimmte Aufgabe zu haben scheint, aber ihr wollt nichts von euch preisgeben. Es ist doch wohl ganz klar, daß wir mehr von euch erfahren wollen. Da unterscheiden wir uns nicht einmal voneinander, denn schließlich habt ihr dasselbe mit uns getan."
„Na schön, und inzwischen habt ihr bereits eine Menge in Erfahrung gebracht",
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