1678 - Im Brennpunkt der Spindeln
eines Tages zum Einsatz kamen.
*
Der Bordkalender zeigte die
22.
Stunde an. Myles Kantor verließ den Transmitter in der Nähe des Zentrallabors. Vor ihm lag eine schmale Halle mit mehreren Türen. Dahinter kamen die speziell gesicherten Laborräume. Er steuerte auf die des Zentrallabors zu, sagte seinen Kode auf und wartete, bis sich das Panzerschott öffnete. Myles Kantor trat ein und sah sich um.
Auf der rechten Seite hing Paunaro einen halben Meter über dem Boden; der Nakk erinnerte ihn wie so oft an die Skulptur eines exzentrischen Bildhauers. Im Hintergrund flüsterten mehrere Wissenschaftler miteinander, und Kallia Nedrun sprach in ein Aufzeichnungsgerät.
Links drüben bei den Mulden aus Formenergie hielten sich die beiden Arcoana auf.
Pulandiopoul hing schräg an einem Aufbau und beschäftigte sich mit einer Folie, die er mit den Klauen seines vordersten Beinpaares ungeschickt bearbeitete. Da seine Tätigkeit keinen Sinn ergab, handelte es sich vermutlich um einen Ausdruck von Langeweile. Colounshaba hingegen umtänzelte unruhig ihre Mulde. Als sie den Eintretenden gewahrte, ging ein Ruck durch ihren Körper. „Du hast es gewußt", sang sie mit Hilfe ihres Translators. „Deshalb bist du gekommen."
Myles Kantors Schultern sanken herab. Er wirkte übergangslos hilflos und sah sich nicht in der Lage, eine sinnvolle Antwort zu geben. „Gewußt? Was soll ich gewußt haben?"
Kallia eilte zu ihm und faßte seine Hand. Ihre grünen Augen leuchteten, und die langen, schwarzen Haare hingen ihr über die Wangen. „Wir haben etwas", sagte sie und strich ihm eine blonde Strähne aus der Stirn. „Nichts Weltbewegendes, aber doch ein erstes Ergebnis."
Myles hob überrascht den Kopf und schaute hinüber zu der Stelle, an der eineinhalb Meter über dem Boden die Spindel hing. Ein unsichtbares Feld hielt sie an ihrer Position, und um sie herum befanden sich mehrere Optikfelder, die jede Veränderung sofort registrierten. An der Decke des Raumes und im Fußboden befanden sich die Taster für die hyperenergetischen Messungen. „Erklärung", ließ Paunaro sich hören. „Die Wahrnehmungen Milas können präzisiert werden."
Augenblicklich vergaß Myles Kantor alles, was ihm sonst im Kopf herumging, auch das, weswegen er eigentlich gekommen war. Er ließ sich ein Holo projizieren und betrachtete die Darstellung. Es handelte sich um das dreidimensionale Abbild eines fünfdimensionalen Vorgangs und war entsprechend vereinfacht. Für ihn genügte es jedoch. „Die innere Struktur von fremder, kristalliner Art, wie Mila sie beschrieben hat, besteht aus einer Art Gewebe ähnlich einem Netzgespinst", erläuterte Kallia. „Es sind Strukturen, die sich gegenseitig durchdringen. Paunaro kann es erkennen, wenn er es auch nicht versteht."
„Glückwunsch", sagte Myles in seiner zurückhaltenden Art. „Auch wenn es nur ein kleiner Schritt ist, er bringt uns weiter."
Er dachte an den potentiellen Informationsgehalt dieser für Normalsterbliche nicht wahrnehmbaren Strukturen. In den Spindeln steckte womöglich mehr, als jeder von ihnen sich auszumalen wagte. Er eilte zu einer der Konsolen und begann zu rechnen. Es wurde still in dem Labor. Als er sich schließlich umwandte, war über eine Viertelstunde vergangen. „Die Syntrons arbeiten an einem Algorithmus, mit dessen Hilfe die Funktion des fehlenden Segments spekulativ bestimmt werden kann. Vielleicht erhalten wir auf diese Weise einen Zufallstreffer und eine Änderung der Gesamtstruktur, mit deren Hilfe sich auf den Zustand der hier unvollständig vorhandenen Spindel schließen läßt. Aber deswegen bin ich nicht gekommen.
Es geht um etwas anderes."
Er wandte sich an Colounshaba und Pulandiopoul. „Warum können Arcoana die Veego auf Mystery sehen, während Galatiker dazu einen Gegenstand mit negativer Strangeness benötigen?"
Pulandiopoul schlug vor Schreck die Mundzangen gegeneinander, daß es krachte.
Colounshaba hingegen verhielt sich ruhig. Aber ihr Körper erstarrte mitten in der Bewegung.
Halb aufgerichtet und mit leichter Schieflage ragte sie zwischen den Wissenschaftlern auf. „Ich wußte, daß diese Frage eines Tages gestellt würde", sang sie. „Bitte verzeiht mir, wenn ich eure Neugier in dieser Beziehung zu sehr strapaziert haben sollte. Es existiert eine Absprache zwischen mir und Philip, daß niemand erfahren soll, daß sich Arcoana schon einmal auf dem Planeten der Run aufgehalten haben. Diese Absprache geschah jedoch unter
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